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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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vollkommen nackte Frau.
    Als gewöhnlicher und einfacher Friedens- & Nivellierungskämpe, der ich nun mal bin, will ich selbstverständlich nicht mit meinen geringen historischen Kenntnissen brillieren. Doch wäre ich unehrlich, wenn ich nicht zum Besten Schwedens hervorheben würde, daß ich bereits bei einem ersten bebenden, stürmenden Blick fand, wie sehr Alltags Emma dieselben holden Maße wie Marie-Antoinette hatte. Das heißt, meine lebenshungrigen Freunde, einhundertundneun Zentimeter der Lust im Brustumfang und achtundfünfzig Zentimeter, gewidmet der Vertraulichkeit und der Fruchtbarkeit, im Taillenmaß. Ich zerrte an meinem Schlipsknoten. Ihre Lenden warfen in einem Tanz der Schatten das verliebte, wilde Spiel des Windes in den Lindenkronen zurück. Ich bekam zuerst den verfluchten Schlips nicht ab. Es ist übrigens bemerkenswert, wieviel schöner und, kann sein, auch größer alle Schweden geworden sind, seit die neue Ordnung eingeführt wurde. Dann setzte sich das verfluchte Hemd quer, aber die Ursache dafür war, daß ich vergessen hatte, mein Jackett auszuziehen. Emma lächelte mich mit geschlossenen Augen in entzückender Weise an. Es klopfte in meinen Schläfen. Ich bekam nicht ein Wort heraus, nicht einmal die hohlste Höflichkeitsphrase, denn die Zunge lag wie ein Holzklotz im Munde, groß und klumpig. Sie hinderte mich geradezu am richtigen Atmen. Meine Stirn wurde von einem Eisenband der Lust und der Atemnot umklammert gehalten. Daß die Schweden, die Schwedinnen, die Kinder des ganzen Volkes schöner geworden sind, wird ja nie in unserer bestechlichen Presse hervorgehoben, die den großen Gedanken des Friedens und der Nivellierung nicht jene Aufmerksamkeit widmet, die ihnen ganz selbstverständlich zukommen sollte. Das Schamhaar von Alltags Emma war scharf und in einer Art raffiniertem Eisenfeilenmuster gekämmt. Es hatte die Farbe von dunklem Nougat. Die bereits ausgebreiteten Schenkel waren weich gerundet, wie junge Seehunde auf einer Schäre, und zappelten wie junge Seehunde in der Sonne auf einer Schäre. Mit einem Krachen bekam ich alle Kleider vom Leibe, die meinen Oberkörper eingeschnürt hatten, und während ich am Stamm einer Linde meine allzu fest geschnürten Schuhe abstreifte, wollte es mir in meinem Inneren scheinen, in der Tiefe meines Herzens, als wenn die kleinen fröhlichen, gesunden schwedischen Kinder laut vorlasen. Aus dem Winkel, den Emmas leicht zuckende Schenkel bildeten, stieg ein betörender Wohlgeruch auf, der mir das Land Schweden noch lieber sein ließ. Einen Augenblick lang lag sie ausdruckslos, als wenn sie über die Ignoranz und den hochgeschraubten Willen zum Mißverständnis meditierte, die wir, in Ländern mit anderen Gesellschaftsordnungen und anderen Traditionen, Schweden so gern entgegenbringen, aber wir waren es, die sie beklagte, diese stolze schwedische Frau.
    Dann schürzte sie ihre Lippen leicht zu einem Willkommen, das sowohl mädchenschüchtern betörend wie auch weiblich spöttisch war, ein Lächeln, reich an Sauerklee und Glockenheide, Flußstrand und Rittersporn. Ein Lächeln für Poeten und Toren, aber auch für Novellisten und Beamte, ein Lächeln, das schimmerte und funkelte gleich nordschwedischen Mücken im Gegenlicht, ein Lächeln — möchte ich Ihnen mit dem ganzen Pathos des Friedens- & Nivellierungsgedankens versichern — das in sich zusammenfaßte die Weisheit Krafft-Ebings und die sinnreiche Munterkeit Van de Veldes, Marx’ Prosa und Engels’ gesammelte Erfahrungen aus Manchester, das Volkslied an sich wie auch als solches, die Wehmut, die Sommernacht, in der man tanzt, die Winternacht, in der man den Wolfspelz über sich zieht, ehe der Tanz beginnt, ein Lächeln, Emmas Lächeln, Schwedens Lächeln, das die ganze Wehmut des Läutens zur Frühstückspause enthielt und ein zur Hälfte zurückgehaltenes Feuer, das Feuer der jungen Stute, wenn sie sich unter dem finsteren Ritter spreizt, oder vielleicht das Feuer der jungen Reiterin, die zum erstenmal, bebend und mit dem feinen Rausch der Begierde in den Augenwinkeln, die zerschlissenen und einfachen, aber so scharf männlichen Hosen des badenden und ältlichen Stallknechtes versteckt, und dabei in ihr die Horgaweise brummt und das ganze Erz der Kirche Leksands läutet.
    Ach, die versteckten Hosen des Stallknechtes! Meine eigenen, die nie weniger als jetzt versteckt waren, weigerten sich, sich von meinem Körper zu lösen, der so lüstern war. Ich riß und zerrte, zerrte und riß, ich

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