Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
und nordafrikanischen Atlantikküste. Gadir, das hier genannt wird, ist Cádiz. In Sizilien sind sie aus einem dusseligen Anlaß mit den Römern aneinandergeraten, die sich nicht mit Faktoreien zufriedengegeben haben, sondern, wie alle echten Imperialisten, das Land und die Leute ganz besitzen wollten. Der Erste Krieg hat an die dreiundzwanzig Jahre gedauert, am Ende mußten die Karthager Sizilien und Sardinien abgeben, ihre Kriegsschiffe verschrotten und viel Geld bezahlen. Es war klar, daß es eine zweite Runde geben würde, deshalb sind die Karthager, um sich eine bessere Ausgangsposition zu schaffen, nach Spanien gegangen und haben da erstmalig Land erobert. Das paßte den Römern wieder nicht, obwohl die ja auch nichts in Spanien zu suchen hatten, und sie haben in Sizilien Truppen gesammelt, um nach Afrika zu gehen und Karthago direkt anzugreifen. Hier kommt Hannibal ins Spiel. Er saß in Spanien und ist von da aus über die Pyrenäen und die Alpen nach Italien gezogen, um die Römer dort am Kragen zu packen und dafür zu sorgen, daß sie ihre Leute nicht nach Karthago schicken konnten, weil sie sich um ihn kümmern mußten. Das war der Zweite Krieg, der hat nur siebzehn Jahre gedauert und endete mit der Schlacht von Zama. Danach durften die Karthager überhaupt nichts mehr, sich nicht mal wehren, wenn sie angegriffen wurden. Ein römischer Bundesgenosse in Nordafrika war besonders eklig; er hat sie immer wieder gepiekst, die Ernte verbrannt, Mädchen entführt und so was. Die Römer haben sich die karthagischen Proteste angehört und nichts unternommen. Schließlich haben die Karthager sich gewehrt, und weil das ein Vertragsbruch war, gab es den Dritten Krieg, der nur drei Jahre gedauert hat. Am Ende, einhundertsechsundvierzig Vor Unserer Zeit, wie unsere sozialistischen Brüder sagen, gab es das große Abschlachten. Karthago hatte wahrscheinlich noch eine halbe Million Einwohner, die alle von den Römern umgebrungen wurden. Die Stadt wurde planiert, und die Äcker wurden mit Salz gedüngt, damit nichts mehr wuchs. Zu solchen Veranstaltungen braucht man heute Atombomben; die Römer konnten das mit einfacheren Mitteln schon genau so effektiv. Übrigens waren sie ganz gut im Völkermord. Im gleichen Jahr haben sie es in Griechenland mit der Stadt Korinth ähnlich gemacht.«
    »Gründlich«, sagte Ariane. »Man könnte fast Verständnis dafür haben, daß dieser – wie heißt er? – Maharbal sie nicht besonders gut leiden konnte. Africanus ist wahrscheinlich der Oberschlächter gewesen.«
    »Genau. Als Karthager hätte auch ich mir ausbedungen, in eine andere Hölle geschafft zu werden als der da. Na ja. Jedenfalls ist das hier eine wilde Geschichte. In China ist er gewesen, oder fast, und außerdem, wenn ich das richtig verstehe, in Amerika, wie? Sonnenuntergang jenseits des Ozeans. Sehr hübsch.«
    »Aber wo hat er denn sein Zeug versteckt?«
    Baltasar legte den Zigarrenstummel in den Aschenbecher und seufzte. »Wenn man das wüßte. Stell dir vor: asiatische Überlieferungen, von einem offenbar aufgeweckten Reisenden vor zweitausend Jahren aufgeschrieben, dazu irgendwelche Geheimlehren aus der Bibliothek von Alexandria, die Caesar teilweise auf dem Gewissen hat, und außerdem die Lehren der Eichenpriester. Das müssen ja wohl die Druiden sein. Toll. Ich bin gern bereit, auf die Münzen und Steine zu verzichten, mir würden die Papyri reichen.«
    Ariane nahm die Übersetzung wieder in die Hand. »Meinst du, daß hier alle nötigen Schlüssel drin sind, um den Kram zu finden?«
    »Es klingt so. Ich weiß allerdings nicht, wie man das angehen soll. Aber wir kommen schon noch dahinter.«
    »Meinst du, das Testament ist echt?«
    »Wenn nicht, dann ist es jedenfalls ein netter Einfall. Aber wem, außer mir, fällt so etwas ein? Du siehst, die Wahrscheinlichkeit spricht für Echtheit.«
    Im Zimmer hörte Ariane heftige Geräusche, während sie sich im Bad zugunsten der Nacht vorbereitete. Als sie nach Beendigung der Reinlichkeiten ans Bett trat, fand sie dort Baltasar auf Knien vor, wie er geworfene Münzen aufsammelte und das nächste Hexagramm vervollständigte.
    »Na, was meinen die alten Chinesen?«
    Matzbach blätterte, bis er das Zeichen gefunden hatte. »Hemmnisse«, knurrte er, »überall Hemmnisse. Die Welt ist voll von ihnen. Ich sollte mir Hemmschuhe mit speziell gefertigten Bremsspikes anschaffen. Die Chinesen sagen, bei solchen Hemmnissen sei der Südwesten förderlich, und ich soll um Himmels willen

Weitere Kostenlose Bücher