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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Tonfall, mein Herr!«
    Die restlichen Frühstücksgäste musterten interessiert die Streitenden. Mindestens zwei Kellner näherten sich aus verschiedenen Richtungen.
    »Sie werden mich bitte sofort in Frieden lassen, Monsieur!«
    Ducros stand auf, schwer atmend. »Das werden Sie bereuen! Notfalls bin ich bald mit einem Haftbefehl wieder zurück!«
    »Und mit welcher phantastischen Begründung? Ich hätte Ihnen bei Ihrem widerwärtigen Gesicht gar nicht genug Einfallsreichtum zugetraut, um irgendeinen redlichen Richter von der Notwendigkeit zu überzeugen!«
    »Ah! Beamtenbeleidigung und Verächtlichmachung der Staatsorgane kommen noch dazu! Wir sehen uns wieder, Sie ...
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    »Adieu, Sie unerfreuliches Subjekt!«
    Ducros stampfte qualmenden Blicks und hocherhobenen, puterroten Gesichts an den Kellnern vorbei aus dem Saal. Die Gäste kicherten und tuschelten, einige schüttelten die Köpfe und verschickten mißbilligende Blicke. Der nächststehende Kellner kam grinsend an den Tisch, um abzuräumen; dabei zwinkerte er und meinte halblaut: »Sie haben eine schöne Stimme und ein erfreuliches Vokabular, Monsieur. Kann ich Ihnen, Madame, oder Ihnen, Monsieur, im Moment noch etwas bringen?«
    Ariane wollte ablehnen, Baltasar jedoch bat um zwei Gläschen eines der frühen Stunde angemessenen Kräuterlikörs und um einen Brieföffner.
    »He«, sagte Ariane, »wieso zwei Gläser? Ich will nichts!«
    »Aber ich will zwei, Geliebte.«
    »Die Szene hat dir ja richtig Spaß gemacht, wie? Unmöglich!«
    Baltasar schwieg. Mit einem hoteleigenen Brieföffner zerfetzte er die Umschläge, während vor dem Hotel Ducros eine dampfende Pressekonferenz improvisierte. Die meisten Schreiben überflog Matzbach nur, dabei nippte er abwechselnd an den Likörgläsern. Einige Briefe las er genauer und schob sie Ariane hin, die in der Zwischenzeit wieder begonnen hatte, ihn sanfter anzusehen.
    Kurze Zeit später verließen auch sie den Speisesaal. Baltasar hatte alle Post in eine seiner unermeßlichen Innentaschen gestopft.
    Den Reportern erklärte er freundlich, es seien einige interessante Schreiben für ihn gekommen, aber völlig überzeugen könne ihn keines. Er hoffe, in den nächsten Tagen genauere Auskünfte zu erhalten; in jedem Fall weigere er sich, der Polizei vertrauliches Material weiterzugeben. Ariane stand mit lässiger Eleganz neben ihm und lächelte.
    Ohne verfolgt zu werden, spazierten sie eine Weile um das Hafenbecken. Einige deutlich auf Saisonbetrieb eingestellte und jetzt geschlossene Kneipen, Restaurants und Läden wirkten in ihrer Verlassenheit befremdlich; ansonsten herrschte gemessene Betriebsamkeit, der Jahreszeit und dem Wochentag angepaßt. Das Hufeisen der Bucht war leer; die Boote lagen entweder vertäut im Hafen oder fuhren außer Sichtweite auf dem Mittelmeer herum. Nachdem sie durch den Hafen und einige anliegende Straßen geschlendert waren, tranken sie in einer kleinen Bar ihren zweiten Kaffee; Baltasar bekräftigte seinen mit einem hellen Cognac. Dies taten sie im Stehen am Tresen, denn von dort konnte man durch die Tür das Hotel sehen. Nach einer Weile schienen die Reporter verschwunden zu sein. Sie bezahlten und traten auf die Kopfsteinstraße hinaus, die um das Hafenbecken führt. Nach kurzem Suchen fanden sie einen Schiffer, der bereit war, sie zu einem horrenden Preis zu den Calanques zu fahren. Baltasar feilschte ihn auf die Hälfte herunter und erklärte sich bereit, im Austausch für den Preisnachlaß spanische Seemannslieder zu singen, was der Skipper ohne Begeisterung zur Kenntnis nahm.
    Sie verließen das Hafenbecken. Der Schiffer hielt sein kleines Kajütboot in Ufernähe. Die Felsen glitten vorüber; bald wurden die bis kurz oberhalb des Wassers bewaldeten Hänge von steilen Felsen abgelöst. Der Himmel war bedeckt; der Kapitän wies mit einem bedauernden Achselzucken darauf hin, daß andernfalls das Meer klar und türkis gewesen wäre, aber so ...
    »Doch mit des Gewetters Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten«, kommentierte Matzbach weise. Nachdem er dies in einer seltsamen Übersetzung weitergegeben hatte (er mußte es endlich aufschreiben, bis der Skipper es definitiv nicht begriff;
mais dans l'eau de là, les pouvoirs temps-tâteurs ne sont pas trop susceptibles de négocier la tresse ou bien le tresson d'une fédération durement durable, néanmoins
), was Ariane zu längeren Seufzern bewog, bekundete er seine temporäre Allergie gegen die frische Seebrise und entzündete eine

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