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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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seiner Zigarren.
    In aller Ruhe bewunderten sie die ersten beiden kleinen Fjorde mit ihren schroffen Wänden, dem sauberen Wasser und den bizarren Felsformationen. Am Ende der dritten Calanque unternahm der Fischer nach fruchtlosen Protesten und gegen Aufpreis ein waghalsiges Anlegemanöver an einen Felsblock, und Matzbach hüpfte behende an Land. Ariane ergriff den dicken Zeigefinger, den er ihr helfend reichte, und folgte. Der Skipper zündete sich eine neue Zigarette an und stellte den stinkenden Dieselmotor ab.
    Ariane und Baltasar erklommen einen steilen Mäanderweg. Keuchend und prustend sah Matzbach sich um, als sie oberhalb des Endes der Calanque angekommen waren.
    »Ich wüßte gern«, murmelte er, »was Bronner mit seiner verdammten Johannisbeere meint ...«
    Hinter einem Strauch bewegte sich etwas, und Ducros trat hervor. Sie hockten sich auf Klötzen nieder, die nach allen Seiten von Büschen abgeschirmt waren. Matzbach zog die Briefe heraus und legte sie neben sich. Ariane zündete sich eine Zigarette an, um die Anstrengungen des Kletterns besser zu überwinden; Ducros schielte auf die Post.
    »Moment,
copain cousin
«, sagte Baltasar freundlich. »Wir wollen zunächst etwas klarstellen.«
    Ducros musterte ihn aufmerksam, sagte aber nichts.
    »Ihre Botschaft vom gestohlenen Auto war mir nicht neu. Gestern abend habe ich mich beim Hotelpersonal erkundigt, ob man sich an irgendeinen Vorfall im Zusammenhang mit dem längeren Aufenthalt von Bronner erinnern könne. Der Garagist hat mir erzählt, an einem Tag, aber an welchem?, sei Bronner von einer seiner Fahrten nach Marseille stinksauer heimgekehrt und habe an Stelle seines Benz einen Peugeot untergestellt. Der Garagist war auch so freundlich, einen Zettel zu finden, auf dem er sich, wegen der Buchführung und Abrechnung und so weiter, die Nummer notiert hatte. Hier.«
    Ducros nahm einen schmierigen Wisch entgegen und beäugte ihn mit äußerstem Mißfallen.
    »Wenn Sie«, sagte Baltasar mild, »so gut sein wollten, festzustellen, ob dieser Mietwagen, der ja bestimmt einer Firma gehört, dort wieder abgeliefert wurde oder vermißt wird, wäre ich Ihnen höchst verbunden. Das möchte uns nämlich die Suche nach Bronner erleichtern.«
    Ducros zwinkerte, steckte den Zettel ein, schnipste seine Kippe in die Landschaft und verschränkte die Arme vor der Brust. »Damit haben Sie mir den ersten Trumpf gestohlen und einen zweiten geschenkt«, sagte er. »Wie geht es nun weiter?«
    Matzbach hob die Hand. »Langsam, langsam. Befassen wir uns zunächst noch einmal mit Bronner. Ich weiß, daß er immer und jederzeit ein Reisetagebuch zu führen pflegte, wenn er in Geschäften unterwegs war. Natürlich hätte ich das gern gefunden, in Les Baux, in seinen Koffern, aber das war ein unbescheidener Wunsch. Bronner hatte das Ding griffbereit im Wagen, um Notizen machen zu können, sobald ihm etwas einfiel. Das Ding müßte also im Wagen gelegen haben, als dieser geklaut wurde. Hören Sie sich doch mal in Ihren Unterweltkreisen um. Vielleicht schlagen Sie vor, daß der Dieb das Auto behalten darf, wenn er nur das Notizbuch rausrückt.«
    Ducros nickte sarkastisch. »Natürlich bin ich Kommissar Maigret, der alle Ganoven persönlich kennt und sie immer um kleine Gefallen gegen Gefallen bitten kann. Also gut; es gibt Kanäle, die man fragen kann. Aber versprechen Sie sich wirklich was davon?«
    Matzbach zögerte mit der Antwort. Ariane sagte halblaut:
    »Wie ich Monsieur einschätze, Herr Kommissar, verspricht er sich was davon. Entweder taucht tatsächlich das Notizbuch auf, und es steht etwas drin. Oder es taucht nicht auf, weil niemand was weiß – das wäre schlecht. Oder es taucht nicht auf, weil jemand etwas damit anfangen kann, und dann gibt es vielleicht Gerüchte ... Sehe ich das richtig?«
    Baltasar nickte majestätisch. »Ich danke dir für die wohlwollende Auslegung meiner verschlungenen Gedanken. So etwa hatte ich mir das gedacht.«
    Ducros seufzte und klemmte sich die nächste Zigarette in den Mundwinkel. »Was erwarten Sie denn eigentlich? Was ist das für ein komisches Papier, von dem Sie da immer in Ihren, hm, Verlautbarungen reden?«
    Wortlos kramte Baltasar das karthagische Testament auf Latein und seine Übersetzung heraus. Der Kommissar betrachtete beide Versionen freudlos. »Mein Latein ist ziemlich tot«, sagte er, »und mein Deutsch nichtexistent.«
    Daraufhin gab Baltasar ihm eine treue Zusammenfassung des Textes. Am Schluß sagte er: »Es liegen also

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