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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Aigues-Mortes und den Étang de Vaccarès, danach zog der Pilot die Maschine in einem Bogen über das Mittelmeer.
    Baltasar starrte aus dem Fenster, nickte, markierte Punkte auf seiner Karte; als sie über dem Meer waren, grinste er Ariane an. »Es ist förderlich«, sagte er, »das große Wasser zu überqueren.«
    Ariane lächelte. Sie war gut gelaunt, genoß den Flug in der zweimotorigen Cessna und die Tatsache, daß es nicht ihr Geld war, das dafür verschwendet wurde.
    »Wir überfliegen gleich die Calanques von Cassis, Monsieur«, sagte der Pilot. Baltasar nickte und zog aus einer Tasche seiner unergründlichen Jacke eine kleine Kamera hervor.
    »Woher hast du die denn schon wieder?« sagte Ariane.
    Baltasar hob die Brauen. »Ausnahmsweise,
maîtresse des maîtresses
, habe ich die nicht selbstgemacht, sondern erworben.«
    Er deutete aus dem Fenster und knipste. Unter ihnen lagen die drei »Schlupfhäfen« westlich von Cassis. »Paß auf«, sagte Matzbach, »siehst du diesen wurmförmigen Hügel, links?«
    Ariane nickte, obwohl sie mit der Wurmförmigkeit nicht ganz einverstanden war. Die dritte Calanque sah, wie Baltasar betonte, wie ein Doppelwurm aus: ein mit Wasser gefülltes Wurmtal neben einem kleinen Wurmhügel.
    »Na und?« sagte Ariane. »Was hat es mit den Würmern auf sich? Ich denke, du suchst Fische und Schweine?«
    »Wart's ab.«
    Die Cessna brummte nach Nordosten. Der Pilot hob die Hand und nannte den nächsten Namen, Brignoles. Die Autobahn glitt unter ihnen weg, und Matzbach machte wieder Aufnahmen, wobei er Ariane auf ein weiteres Wurmtal aufmerksam machte, dessen zugehöriger Hügel nicht zu finden war. Nordnordwestlich von Draguignan begann Baltasar wieder zu knipsen, und plötzlich brach er in schallendes Gelächter aus. Er markierte den nächsten Punkt auf seiner Karte. Der Pilot drehte sich um und starrte ihn noch verblüffter an als Ariane.
    »Warum lachst du?« sagte sie.
    Gleichzeitig stellte der Pilot fest: »Genau an dieser Stelle hat Monsieur Bronner auch gelacht. Was ist denn da so erheiternd?«
    Baltasar schüttelte den Kopf, glucksend. »Das ist nicht zu erklären. Das muß ich erst noch genau überprüfen, bevor ich es selbst glaube.«
    Der Pilot schnitt eine Grimasse. Dann ließ er die Maschine steigen. Sie überflogen die Ausläufer des Plateau de Canjuer, »militärisches Sperrgebiet«, wie die Karten vermerkten. Baltasar winkte grüßend durch das Fenster, allgemein nach links. »Grüße an die Artillerie und die Force de Frappe«, sagte er.
    Aus der Höhe waren nicht mehr viele Einzelheiten zu sehen.
    »Hoffentlich werden die Bilder was«, murmelte Matzbach. Er knipste wieder, als sie über dem Ort Comps waren. Die Maschine kippte leicht ab und wurde auf Nordwestkurs gebracht. Unter ihnen zog sich der Große Canyon des Verdon hin. Die tiefe Schlucht war auch aus der Vogelperspektive atemberaubend. Baltasar knipste wie ein Wilder, während Ariane andächtig auf das zerklüftete Zickzack-Panorama hinabsah.
    Als sie den Stausee am Ende der großartigen Schlucht erreicht hatten, gingen sie auf Südkurs. Baltasar fotografierte noch einige Male und machte ein überaus zufriedenes Gesicht. Über Brignoles schwenkten sie wieder Richtung Marseille ab, wo sie wenig später landeten.
    Nach einem kurzen Abschied vom Piloten, der offenbar neugierig war und ebenso ergrimmt, weil Baltasar dieser Neugier kein Futter gönnte, fuhren sie in die Stadt. Ariane, die chaotischen Großstadtverkehr in Frankreich nicht besonders liebte, war froh, auf dem Beifahrersitz Platz nehmen zu können. Matzbach steuerte fröhlich und schimpfend durch das Gewühl, fand einen genehmen Parkplatz und stellte den Motor ab.
    »Ich muß ein paar Sätze mit unserem Freund Ducros wechseln. Willst du mitkommen? Du störst nicht. Du kannst aber auch solange einen Kaffee trinken, wenn dir das lieber ist.«
    Ariane zwinkerte ihm zu. »Hast du heute deinen liberalen Tag?«
    »Ich mühe mich ab, mein schlechtes Ich zu unterdrücken.«
    Ariane entschied sich für einen Zeitungskiosk und ein nahes Café, während Baltasar in der Polizeipräfektur verschwand.
    Ducros begrüßte ihn sichtlich schlecht gelaunt. »Ach, Sie«, knurrte er. Er saß, unrasiert und hohläugig, in einem stickigen Büro über Bergen von Papier. Baltasar nickte ihm zu, ging am Schreibtisch vorbei und öffnete das Fenster. Ducros runzelte die Stirn, dann grinste er. »Gute Idee. Hätte ich eigentlich selbst drauf kommen können.«
    Matzbach hockte sich

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