Das Doppelgrab in der Provence
auf die Kante des Schreibtischs, der bedrohlich knirschte.
»Na, haben Sie etwas erreicht?«
Ducros gähnte. »Ich habe drei kleine Taschendiebe festgenommen, einen Dealer verhört, ungefähr zwei Dutzend Meldungen über gestohlene Wagen durchgesehen und noch nichts gegessen. Was wollen Sie noch mehr?!«
»Oh, zum Beispiel Pierrot le Flonflon.«
»Ach, Ihren komischen Druiden? Bisher Fehlanzeige. Laut Auskunft aus der Bretagne ist er nicht zu Hause. Aus Montpellier habe ich noch nichts gehört.«
Matzbach zog eine Zigarre aus seiner Tasche, biß die Spitze ab, spuckte den Abbiß auf den Boden und angelte Ducros' Feuerzeug von der überladenen Tischplatte. Paffend erläuterte er: »Es geht ja nicht, daß hier plötzlich die Luft gut wird, oder? Sagen Sie mal, wo wohnt dieser Obermafioso eigentlich, dieser Grimaud? Kann man ihn erreichen, wie viele Autos besitzt er, welche Farbe haben seine Schnürsenkel?«
»Brauchen Sie sonst nichts? Den Mädchennamen seiner Großmutter vielleicht?«
Baltasar kramte in seinen zahlreichen Hemd- und Jackentaschen, fand einen Zettel und schob ihn Ducros hin.
»Das«, sagte er, wobei er auf die Reihe von Zahlen und Buchstaben deutete, »ist die Nummer eines großen schwarzen Buick. Ich könnte mich dazu hinreißen lassen, Sie sympathisch zu finden, wenn Sie mir sagen, wem die Kiste gehört.«
Ducros seufzte. »Warum? Wo treibt dieser – was war das? Ein Buick? Aha. Also, wo treibt der sich denn rum?«
»Er war, mit einem Fahrer, einem eleganten Totschläger und einem distinguierten Herrn an Bord, gestern bei Demlixh. Zu einer Zeit, als Demlixh mitsamt seinen Druiden bei den aufgestellten Druidensteinen weilte.«
Ducros hob die Brauen. »Du liebe Zeit. Immer diese hirnrissigen Spinner. Normale Mörder reichen Ihnen nicht, wie?«
Baltasar sagte nichts. Ducros seufzte abermals und griff zum Telefon. Er wählte eine Nummer, verlangte eine bestimmte Person, hängte wieder ein.
»Gleich zwei Uhr«, sagte er verdrossen, »die haben's gut, machen Mittagspause.«
»Ihr Magen klingt wie eine verrostete Blechtrommel, in der ein Tausendfüßler Rollschuhlaufen übt.«
Ducros starrte ihn an. »Wenn Ihr Französisch nicht so unverschämt gut wäre«, knurrte er, »könnte man Sie glatt für ein menschliches Wesen halten, Sie Monstrum.«
Matzbach rutschte von der Tischkante. »Kommen Sie«, sagte er; »in meiner monströsen Gelassenheit lade ich Sie zu einem kleinen Mundvoll ein.«
Sie setzten sich zu Ariane, die sich bereits etwas zu essen bestellt hatte. Ducros war Höflichkeit und Charme in Person. Nach Essen und Charme gingen die beiden Kavaliere zurück in Ducros' Büro.
»So, Herr Präfekt«, sagte Baltasar, der seinen Versuch fortsetzte, den Schreibtisch durch seitliche Überlastung zu zerstören, »jetzt telefonieren Sie doch noch mal ein Weniges.«
Ducros tat wie geheißen. Diesmal erreichte er die gewünschte Person, gab die Autonummer durch und bat um Rückruf.
»Und was wollen Sie von Grimaud?«
Baltasar stand auf und begann, im engen Büro auf und ab zu gehen. »Schauen Sie, ich glaube, ich habe dieses verdammte karthagische Testament enträtselt. Wenn ich mich nicht irre, weiß ich, wo dieser Maharbal seine Hinweise auf Latein, Griechisch und Karthagisch verbuddelt hat und wo er die Münzen, die Edelsteine und seine sämtlichen okkulten Reiseberichte deponiert haben könnte.«
Ducros bat um Aufklärung. Baltasar skizzierte ihm in groben Zügen Europa und etliche Dreiecke auf ein Blatt Maschinenpapier. Der Kommissar hörte kopfschüttelnd zu, rauchte und schnitt Grimassen.
»Na ja«, sagte er schließlich, »das klingt wie ein Goldgräberroman aus dem neunzehnten Jahrhundert. Ich will mich nicht weiter damit befassen. Was hat das mit Grimaud zu tun?«
Baltasar ignorierte den Einwurf. »Die Schatzgrüfte liegen also da oben zwischen Draguignan und der Verdon-Schlucht. Nun habe ich mich gefragt, was mein Freund Bronner in Les Baux getrieben hat. Er hat mir ja, wie Sie wissen, geschrieben, daß er jemanden nach Les Baux bestellt hat. Also hat Bronner wohl ähnliche Gedanken gedacht wie ich, denn er hat mich ausdrücklich auf den Rundflug hingewiesen. Diese bestimmte Bodenformation, eine Verbindung von Hügel und Wasser, ist zwar auch vom Boden aus zu entdecken, aber aus der Luft geht es leichter.«
Er rutschte vom Schreibtisch und ging zur Wand, an der eine Karte des Departements hing.
»Reicht nicht«, sagte er mißmutig. »Haben Sie die angrenzenden Karten
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