Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Moment nachdenklich musterte, ehe sie sie in den Aschbecher warf.
    Gegen elf wurden sie zum Abschluß eines bemerkenswerten Mahles mit Kaffee und Vieux Marc versehen. Baltasar war ganz Grandseigneur und gab Ariane Feuer für ihren dünnen Zigarillo. Dann sah er auf ihre schlanken Finger, die mit dem Stiel des Weinglases spielten, in dem noch ein Rest roter Köstlichkeit kreiselte. Mit der anderen Hand und dem Zigarillo deutete sie auf seine Stirn.
    »Das war wirklich köstlich, Dicker«, sagte sie, »ein gutes Lokal.«
    Baltasar nickte und stieß eine mächtige Rauchwolke aus. Sie erklomm wabernd und wankend höhere Luftschichten und verging an den dunklen Eichenbalken der Decke. Von den etwa zwanzig Tischen des gemütlichen Speiseraums waren nur noch drei besetzt. Baltasar lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bis dieser knirschte, legte die Zigarre in den Aschbecher und türmte auf der karierten Tischdecke Brotkrümel auf. Er schnüffelte an dem Marc, wickelte ein Zuckerstückchen aus und berührte damit sanft die Oberfläche der bräunlichen Flüssigkeit. Ariane sah interessiert zu, wie der Zucker sich langsam vollsog und verfärbte.
    »Das nennt man
faire le canard
«, sagte Matzbach. Er leckte sich die dicken Lippen. »Wie der Erpel den Kopf in den Pfuhl steckt und dabei mit dem Schwänzchen wackelt, so macht es der Zucker. Die beste Möglichkeit, das Aroma eines guten Schnapses zu testen.«
    Er steckte sich den Zucker in den Mund und schmatzte hingerissen. »Ah, gut. Wenn sich das auf der Zunge auflöst, das entspricht dem Wackeln. Übrigens ist der Marc besser als jeder mir bekannte Entenpfuhl.«
    Er nahm einen Schluck und spülte mit schwarzem Kaffee nach.
    Ariane rührte in ihrem Kaffee und musterte Baltasar, der mit der Zigarre zwischen den Zähnen auf seinem Stuhl eher lag als saß und die Hände über dem Bauch gefaltet hatte.
    »Sag mal,
à propos canard
. Mein Französisch ist ja ganz gut, schon allein wegen unserer Handelsbeziehungen, aber ich würde mir nicht zutrauen, in Frankreich Detektiv zu spielen. Reicht deins dazu aus?«
    Matzbach nahm die Zigarre aus dem Mund und blickte vorwurfsvoll. »
Mais bien sûr
, Madame. Du vergißt: Ich habe ein paar Jahre in der Bretagne zugebracht. Ich bin zwar ein bißchen aus der Übung, aber das wird sich in ein paar Tagen geben. Warte ab, bis ich beginne, mit dem hiesigen Idiom so entstellend zu verfahren wie mit meiner Muttersprache, und deines Wunderns wird keinerlei Ende mehr sein.«
    Sie lächelte. »Meines Wunderns über dich ist ohnehin kein Ende. Ich bin aber nicht böse, wenn sich alles da unten in Luft auflöst, die Geschichte erfunden ist und wir wirklich nichts als ein bißchen Urlaub machen.«
    Baltasar zuckte mit den Achseln. »Deine Wünsche in allen Ehren, aber ich glaube nicht daran.«
    »Na gut, du kennst Bronner schließlich. Ich muß dir wohl glauben, wenn du sagst, daß er nicht so schnell in Panik gerät und in einer echten Klemme sein muß, wenn er dich alarmiert. Wieso ruft er denn ausgerechnet dich an? Warum geht er nicht zur Gendarmerie oder läßt den Bundesgrenzschutz einfliegen?«
    »Die GSG 9 ist für die Provence nicht zuständig. Außerdem sind wir alte Freunde. Er hat mir vor Jahren diese Geschichte mit Frau Griseldis besorgt, als ich mich gerade entsetzlich gelangweilt habe. Ich schulde ihm mindestens einen Gefallen. Und dann weiß er natürlich, daß ich ein cleveres Kerlchen bin und auch ohne langen Löffel keine Angst habe, mit dem Teufel zu dinieren.«
    »Was ist das denn nun schon wieder?«
    »Englisches Sprichwort.
He who sups with the Devil must have a long spoon
. Ich esse eigentlich mit jedem.«
    »Und alles, was sich nicht wehrt oder nicht schnell genug laufen kann.«
    Baltasar nickte gnädig. »Trampel nur ruhig auf mir herum. Es ficht mich nicht an, nicht die Bohne.«
    Nachdenklich sagte Ariane: »Dieser Bronner muß ja, nach allem, was du erzählst, ein ziemlich übler Chauvi sein.«
    »Das kann schon hinkommen. Für den täglichen Umgang in geregelten Verhältnissen sind Softies natürlich angenehmer, aber sie sind nicht gerade dazu geeignet, Imperien zu errichten oder zu demolieren. Und wie du weißt, sammle ich ja Geschichten. Chauvis sind unterhaltsamer.«
    »Von dir habe ich nichts anderes erwartet. Du bist doch auch so einer.«
    Matzbach grinste. »Das ist das erste nette Wort, das du heute zu mir sagst.«
    »Ich hatte das eigentlich anders gemeint.«
    »Das macht überhaupt nichts. Wichtig ist, daß der

Weitere Kostenlose Bücher