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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Nachtluft zwischen den Zähnen ein und verzog das Gesicht, denn er hatte schadhafte Schneidezähne. Deschamps hob einen Fladen hoch und sagte vernehmlich und mit einem durchaus echten Würgen in der Kehle: »Hier stinkt's. Hier liegen – zwei Leichen ...«
    Baltasar behielt Evaristo und seine beiden Gardisten im Auge. »Und während das Boot Sie zum Strand bringt, stopfen Sie das bißchen Kokain in die kleinen Aluminiumröhrchen, die die Brieftauben tragen, und lassen eine nach der anderen aufsteigen. Sie fliegen alle nach Porquerolles, zum Stall bei Grimauds Villa. Natürlich können Tauben nur ein paar Gramm tragen, das Geschäft lohnt sich nicht, aber es geht ja auch nur darum, einen vorwitzigen Kommissar zu foppen. Sie klettern also an Land, harmlos, unaufmerksam und angeblich unbewaffnet. Saintonges kommt aus seinem Versteck. Er ist leichtsinnig, weil er bei Ihnen weder Vorsicht noch eine Waffe bemerkt, und Sie erschießen ihn. Sie brauchen sich nicht mal besonders vorzusehen, weil die Bucht so übersichtlich ist, daß Sie von See feststellen können, ob da noch jemand versteckt ist. Außerdem haben Sie mit dem Kommissar noch ein bißchen geplaudert, bis Sie sicher waren, daß er allein ist. Sie haben gewartet, bis er unaufmerksam war, und ihn dann mit einem kleinen gedämpften Feuerspeier erledigt. Den haben Sie ins Wasser geworfen. Und weil eine oder zwei von den Tauben Sie beim Abflug beschissen haben, behaupten Sie bei der Kontrolle, Sie hätten Ärger mit Möwen gehabt.«
    Evaristo lachte. Es klang nicht sehr fröhlich, und die beiden Kommissare machten sich bereit.
    »Schönes Märchen«, sagte Evaristo. »Und wie haben Sie sich das alles ausgedacht? Sie müssen eine blühende Phantasie haben.«
    Baltasar packte die Pistole fester und brachte es fertig, dabei auch noch zu kichern. »Meine Phantasie geht Sie nichts an. Sie mieser kleiner Amateurkiller«, sagte er. »Was zählt, ist lediglich, daß Sie diesen Clochard übersehen haben, und den hat Bronner gefunden. Bevor dieser komische Autor ihn umgelegt hat, nachdem Bronner Sie nach Les Baux gelockt hatte, hat mein teurer verstorbener Freund mir noch in verschlüsselter Form den Namen und die Aufenthaltsgegend des Augenzeugen mitteilen können. Ich habe ihn besucht und seine Aussagen niedergeschrieben, und er hat alles unterzeichnet. Übrigens, wenn es Sie interessiert: Er hat in dem Bunker genächtigt. Er hat Sie kommen sehen, mit dem Boot, und sich hinter dem Bunker versteckt, weil er nichts mit niemand zu tun haben wollte. Saintonges hat ihn auch nicht gesehen. Als Sie dann an Land gekommen sind und der Kommissar Sie in Empfang genommen hat, ist der Clochard auf den Bunker geklettert. Ich schätze, Sie haben, nachdem Saintonges tot war, im Bunker nachgesehen – aber nicht darauf, wie?«
    Evaristo verzog keine Miene. »Seit wann wissen Sie das? Und wollen Sie das der Polizei erzählen, dieses Märchen?«
    »Natürlich werde ich das der Polizei erzählen. Noch heute nacht. Und ich habe es endgültig herausgekriegt, als Sie im Verdon herumgeturnt sind.«
    »Haben Sie die Aussage bei sich?«
    Baltasar nickte.
    Evaristo stieß einen kurzen Befehl aus und griff in seine Tasche. Sein stummer Begleiter sprang nach links, der Fahrer nach rechts, beide hielten plötzlich Waffen in den Händen. Baltasar ließ sich fallen, ohne die prospektiven Schützen aus dem Lichtkegel zu lassen. Sie feuerten dorthin, wo er eben noch mit der Lampe gestanden hatte.
    Gleichzeitig feuerten Ducros, Bourgoing und die drei Gendarmen. Es ging sehr schnell.
    Matzbach und Deschamps erhoben sich. Ducros kletterte über die Mauer, gefolgt von Bourgoing.
    Demlixh saß kreidebleich und fassungslos auf dem Grab. Ducros ging an ihm vorbei und berührte Evaristos Leiche mit der Schuhspitze.
    Demlixhs Butler seufzte; die drei Druiden standen reglos wie marmorne Statuen.
    »War das denn nötig?« Ariane ließ sich auf die nächste Grabumrandung sinken und musterte Ducros.
    Der Kommissar hob die Brauen. Baltasar kam mit seiner Taschenlampe herbei und illuminierte das Mienenspiel.
    »Wie hätten Sie es denn gern gehabt?« Ducros hustete, dann spuckte er auf den vor ihm liegenden Leichnam. »Was, glauben Sie, wäre passiert, wenn ich ›Hände hoch, hier ist der Sheriff‹ oder so was gerufen hätte?«
    Baltasar klopfte ihm auf die Schulter und ging zu Ariane; er legte ihr eine breite Hand auf den gebeugten Scheitel. »Dann stünden wir jetzt hier, und du, liebe Ariane, die gute Sylvie und

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