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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Butler.«
    Alphonse Deschamps hatte sich längst in sein Schicksal ergeben und hob weitere Lehmfladen auf. Demlixh ließ sich auf die Marmoreinfassung des von Matzbach bedeuteten Grabes sinken und rang die Hände.
    »Lieber Herr Matzbach«, sagte er atemlos, »so tun Sie doch die Pistole weg. Das ist alles ein entsetzliches Mißverständnis.«
    »Ich denke nicht daran, die Pistole wegzulegen. Und was soll denn hier ein Mißverständnis sein?«
    Die Szene war albern. Der Mond glomm hernieder, Demlixh hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, der Butler hockte stumm hinter seinem Herrn und Arbeitgeber, und Deschamps klaubte Lehmfladen, während Baltasar sich grinsend aufrichtete. Er hatte die Papierrolle wieder zwischen den Knien und die Pistole in der rechten Hand; mit der linken ergriff er die Taschenlampe und beleuchtete Demlixhs Charakterkopf. Hinter der Mauer lauschten die Gendarmen den unverständlichen Vorgängen in deutscher Sprache; Ducros kaute auf den Fingernägeln, und Bourgoing hielt sich die Nase zu, um nicht in ein schrilles Gelächter auszubrechen.
    »Was für ein Mißverständnis, Herr Kollege?« sagte Baltasar sanft.
    Demlixh ließ die Hände sinken und blickte auf. Seine Miene drückte Ratlosigkeit und Furcht aus.
    »Meinen Sie die Leiche von Louise oder die von Bronner?« sagte Matzbach.
    Demlixh schwieg und starrte in den Lichtkegel, wie hypnotisiert.
    Deschamps räumte mit Todesverachtung weitere Lehmfladen beiseite.
    »Wissen Sie«, sagte Matzbach nachdenklich, auf Französisch, »wir sollten Französisch sprechen, damit der gute Alphonse versteht, was wir hier verhandeln. Er hat es nämlich redlich verdient. Kennen Sie Alphonse Deschamps eigentlich?«
    Demlixh schüttelte den Kopf.
    »Er war mit Louise befreundet. Sie wollten heiraten. Nehmen Sie es als Beweis für die Innigkeit ihrer Beziehungen, daß Louise ihm an dem Tag, an dem sie – und Sie angeblich auch, Demlixh – eine Fischvergiftung erlitten hat, daß Louise ihm an dem Tag erzählt hat, was es abends bei Ihnen zu essen geben würde. Nix Zahnbrasse,
mon cher collègue
, sondern Lammrücken. Für Sie und für Bronner, mit dem Sie sich prächtig gestritten haben, an dem Tag. Sie sehen, Alphonse hat es wirklich verdient, daß wir in einer ihm verständlichen Zunge reden Außerdem hat er am Samstagabend zugesehen, wie Sie hier Bohrversuche angestellt haben.«
    Demlixh sperrte Mund und Nase auf. »Was ... wo?«
    »Sie mein Lieber, hier auf dem Friedhof. Louise umbetten, dorthin, wo Herbin Bronner versteckt hatte.«
    Demlixh seufzte. Er entspannte sich sichtlich und begann zusammenzusacken.
    Baltasar sah ihm dabei zu und fuhr, immer noch auf Französisch, fort: »Wissen Sie, Sie sind ein bißchen leichtsinnig gewesen. Manchmal sind versteckte Löcher offensichtlicher als offene – man erkennt sie an der Art, wie sie camoufliert wurden. Sie sind vor zehn Jahren nach Lacaze gezogen und haben Doktor Herbin kennengelernt; Ihr erstes Buch, das in Lacaze entstand, haben Sie Ihrem lieben Freund R. H. für Rat und Hilfe gewidmet. In den späteren Auflagen haben Sie die Widmung tilgen lassen, weil Ihnen zu der Zeit klargeworden war, daß es Ihnen, Ihren Büchern und Herbins im Aufbau befindlicher Druidenkirche nicht sehr hilfreich wäre, wenn jemand, zum Beispiel ein findiger Journalist, einen bestimmten Bericht veröffentlichen könnte. Etwa: Der große Demlixh ist nicht nur schwul, sondern er läßt sich auch von seinem Geliebten, einem Arzt namens R. H., seine Bücher vorschreiben und finanziert ihm mit den Tantiemen den Aufbau einer druidischen Sekte, an die keiner von beiden glaubt, sondern mit der sie nur noch ein bißchen mehr Geld und Macht scheffeln wollen. Damit niemand auch nur auf die Idee kommen kann, haben Sie die Widmung später nicht mehr drucken lassen.«
    Demlixh blickte ihn aus tieftraurigen Augen an und schwieg.
    »Seit ich mir erlaubt habe, Ihr neues Manuskript zu entwenden, weiß ich auch, weshalb Sie mir erzählt haben, daß Sie alles selbst tippen. Damit niemand erfährt, daß Ihre Manuskripte in zwei verschiedenen Handschriften und in zwei Sprachen entstehen, und daß die besseren Passagen auf Französisch und in der Handschrift von Doktor Herbin verfaßt sind. Bei diesem epochalen Machwerk mit dem Arbeitstitel
Druidenbibel
kommt noch hinzu, daß Sie beide nette Kommentare eingestreut haben, aus denen hervorgeht, daß keiner von Ihnen auch nur ein Wort von all dem glaubt, was Sie da schreiben. Übrigens finde ich diese

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