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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gab sich wehrlos und anscheinend auch besiegt, stieg in das andere Boot und setzte sich auf die schmale Bank. Fulton warf einen kurzen Seitenblick in Bobs Kahn.
    »Sie haben keine Waffe bei sich?«
    »Ich wollte angeln, Genosse. Und tauchen. Sehen Sie die Taucherbrille? Ein harmloser Mensch geht doch nicht mit einer Pistole schwimmen, und auf Fische schießen ist in hohem Grade unsportlich.«
    »Ihre Ironie wird man Ihnen bald austreiben. Hände im Nacken lassen!«
    »Ich habe mich nicht gerührt, Genosse.« Bob spreizte im Sitzen die Beine. Es war die Ausgangsstellung für einen genau berechneten Sprung, wenn Fulton in die kritische Nähe kam. Bobs Oberschenkelmuskeln und die Bauchmuskulatur waren bis aufs äußerste angespannt. Es waren eisenharte Stränge. Aber das konnte Fulton unter Bobs Kleidung nicht sehen. »Was nun, Genosse? Wer wirft den Motor an? Wenn Sie es, tun, müssen Sie die Makarov wegstecken und mich aus den Augen lassen. Sogar den Rücken mir zudrehen müssen Sie! Kann man das wagen?«
    »Sie lassen den Motor an! Los, klettern Sie nach hinten!«
    »Gar nicht so dumm, Gawril Saweliwitsch. Sie können mit Situationen umgehen!«
    Bob Miller stand auf, die Arme noch immer oben, die Hände hinter dem Nacken, und schob sich an Fulton vorbei. Die kritische Nähe war erreicht, die Sekunde, die alles entschied. In dem schmalen Boot standen sie sich jetzt gegenüber, nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, und da es so eng war, mußte Fulton die Pistole näher an den Körper heranziehen.
    Bob atmete tief ein, alles in ihm explodierte plötzlich. Bevor Fulton reagieren konnte, denn das Boot schwankte etwas, was ihn ablenkte, sausten beide Hände Bobs, mit der Handkante voraus, auf Fulton nieder. Der linke Schlag traf die Pistole und zerbrach fast Fultons Handgelenk, der rechte krachte gegen Fultons Schläfe und betäubte ihn, ehe er begriff, was mit ihm geschah. Miller fing den zusammensackenden Körper auf, balancierte das stark schwankende Boot aus, bis es wieder ruhig lag, schob dann Fultons Körper über die Bordwand und steckte seinen Kopf in den Fluß.
    Fulton zuckte, seine Nerven rebellierten, sein Körper wehrte sich gegen den Tod, die Beine schlugen um sich, aber Miller drückte Fultons Kopf mit beiden Händen unter Wasser, bis die völlige, tödliche Erschlaffung eintrat.
    Bob wartete noch ein paar Minuten, hatte Fulton losgelassen und starrte auf den Kopf, der bis zu den Schultern im hier träge fließenden Bug hing. Dann zog er den Toten wieder ins Boot, kontrollierte gewissenhaft, ob man keine äußeren Einwirkungen sah und trug ihn darauf nach hinten, ließ den Körper wieder in den Fluß gleiten und steckte Fultons Hände in das Gestänge des Außenbordmotors. So sah es aus, als habe sich Fulton, von einem plötzlichen Schwächeanfall überrascht, noch in das Boot ziehen wollen, es aber nicht mehr geschafft. Er war ertrunken und hing nun mit einer Hand am Motor, den Kopf unter Wasser.
    Fultons Makarov steckte Bob ein, verknotete das Boot des Toten mit einem der überhängenden, biegsamen Zweige, auch das ein Beweis, daß Fulton hatte schwimmen wollen und sein Boot vor dem Abtreiben sicherte, kletterte dann in sein eigenes Boot, fuhr in einem weiten Bogen zum anderen Ufer und von dort sehr schnell nach Frazertown zurück.
    Beim Bootsverleiher gab er seinen Kahn ab, bezahlte wegen Überschreitung der Leihzeit noch 50 Cents und ging dann hinüber zu Billys Hamburger-Restaurant. Die Taucherbrille und die Makarov steckte er in eine Umhängetasche aus Leinen, so wie sie viele Angler haben. Die Angelrute schulterte er. Norma Taylor, die Sonntagsdienst hatte, schien auf ihn gewartet zu haben. Ihre schwarzen Augen bekamen einen goldenen Glanz, als Bob hereinkam. In der Küche arbeitete wieder John Barryl. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus – das war gestern gewesen – nutzte er den Sonntag aus, um wieder einen ganzen Tag in Normas Nähe zu sein. Er tat Bob leid … es ist furchtbar, wenn ein Mann immer nur gegen eine lächelnde Gummiwand anrennt.
    »Da kommt der große Fischer!« sagte Norma laut. John löste sich von seinen Hamburgers und erschien in der Küchentür. »Reicht es für ein Essen zu dritt?«
    »Es hätte für eine ganze Kompanie gereicht.« Bob stellte seine Angelrute an die blitzende Chromtheke. »Ein Abenteuer war das! Ich habe den Köder gerade ausgeworfen, da zuckt es schon an der Schnur. Ich spule auf, aber nichts rührt sich. Und plötzlich taucht es auf, was ich

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