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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wespen stechen. Wir brauchen Leute für den Aufbau des Landes … im inneren Bereich von Werchokrassnoje werden Zivilisten doch abgeknackt wie Flöhe. Das ist die Domäne des Militärs. Sie haben auch eigene Hubschrauber … wir aber müssen über das Land kriechen. Mein lieber Shukow, trinken Sie ein Gläschen und rauchen Sie ein Stängelchen. Blicken Sie nicht so gramvoll! Auch Ottokh hat schöne Seiten. Ein Frauenlager mit 700 runden Hintern. Und dann Sie, ein kräftiger, ausgeruhter Kerl! Ich sage Ihnen: Wenn man in Sibirien bestimmte Lebensbedingungen schafft, und Weiber sind dabei die Nummer eins, dann haben wir das Paradies auf Erden! Verraten wir das aber niemandem!«
    Es war schon Abend, als Shukow endlich loskam und wieder mit der Straßenbahn zum Hotel ›Lena‹ fuhr. Auch dieses Haus war ein Neubau im typischen neuen sowjetischen Baustil mit einem von Säulen gestützten Eingang, hatte sechshundert Zimmer, eine riesige Empfangshalle, einen Speiseraum, groß, wie ein Kongreßsaal, und blitzte vor Sauberkeit.
    »Essen Sie dort nur Rassolnik oder einen mit Zwiebeln umlegten Braten von einem jungen sibirischen Stier. Verlangen Sie ausdrücklich Stier!« hatte der Abteilungsleiter zum Abschied gesagt. »Sonst lohnt sich nichts. Alles andere schmeckt, als habe der Koch darauf geschlafen.«
    In der Hotelhalle war es verhältnismäßig still, bis auf eine Frau, die vor der Theke stand und mit den kleinen Fäusten auf die Platte hieb. Ihre helle Stimme hatte den Klang einer kleinen Fanfare und war nicht zu überhören.
    »Sie lügen! Hier lügen alle! Er ist da. Er läßt sich nur verleugnen. War die Pest schon hier? Wenn nicht, ich wünsche sie ihm an den Hals.«
    Der Portier warf Shukow einen entschuldigenden Blick zu und zuckte mit den Schultern. »Er ist wirklich weggegangen, Genossin«, sagte er und hob beide Hände, als flehe er sie an. »Auch ein Mensch wie er will einmal Ruhe haben!«
    Shukow kam näher, stellte seinen Koffer ab und musterte die erregte Frau. Von hinten sah sie passabel aus. Mittelgroß, schlank, mit deutlicher Taille und einem sanften Schwung von den Hüften zu den Oberschenkeln. Sie trug eine rote Bluse, durch die an ihrem Rücken die Schnalle des BHs schimmerte, einen mittelblauen Rock mit schwingender Weite, in der Taille durch einen breiten bestickten Ledergürtel festgehalten. Die bestimmt schlanken Beine wurden von Stiefeln aus weichem Leder verdeckt, die unter dem Rocksaum verschwanden. Das schönste an ihr aber schienen ihre Haare zu sein. Ein glänzendes Schwarz, wie es Shukow noch nie gesehen hatte, auch bei Dunja nicht, deren Haare wie Seide waren. Hier wirkte das Schwarz wie gesponnenes Metall, leicht gekräuselt, bis auf die Schulter fallend, ein Helm aus Tausenden schwarzglitzernder Stahlfäden.
    »Kann ich Ihnen helfen?« fragte Shukow.
    Er sagte es in bester Absicht, aber die wütende Frau schien es als einen neuen Angriff aufzufassen. Sie wirbelte herum und starrte Shukow aus vor Wut glühenden schwarzen Augen an.
    »Ich brauche keine Hilfe!« schrie sie. »Ich bin selbst stark genug!«
    Shukow schwieg betroffen. Nicht, weil sie ihn anschrie, sondern weil ihre Schönheit, die jetzt zornbebend vor ihm stand, ihm den Atem raubte. Die Frau hatte ein schmales Gesicht, in dem die glühenden Augen mandelförmig schräg das Oval durchschnitten. Unter den hohen Backenknochen fiel dieses Gesicht spitz zum Kinn ab, um in einem langen Hals zu enden, der wiederum die harmonische Verbindung war zu den kleinen spitzen Brüsten, die sich kühn durch die rote Seidenbluse drückten. Da sie heftig atmete, hoben und senkten sich diese Brüste wie zustechende Speerspitzen.
    O Himmel, dachte Shukow und holte tief Luft durch die Nase. Sie ist eine Halbasiatin. Ein Anblick, der sich wie eine heiße Platte auf das Hirn legt und die Vernunft ausdörrt. Vor solchen Frauen werden Männer in Sekundenschnelle zu Idioten.
    »Der Direktor versteckt sich«, schrie sie Shukow an. »Aber er ist da. Ich weiß es. Und er ist verpflichtet, sich die Beschwerden seiner Gäste persönlich anzuhören. Verpflichtet, sage ich! Wenn ich ihn anzeige bei Intourist, kann er bald Eisenbahnschienen legen. Wissen Sie, was ich zum Abendessen bekommen habe? Zwei Blintschiki mit ranzigem Fleisch. Und was sagt der Kellner, der Mistkerl? Genossin, das Fleisch war nicht ranzig, aber das Fett kommt aus der Amur-Region, und das war ranzig. Haben Sie es etwa mitgebracht?« Ihre schwarzen geschlitzten Augen glühten wieder,

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