Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Damit kenne ich mich nicht aus. Außerdem sagte ich doch, dass ich die Pille nehme«, flüsterte sie.
    Â»Wer ist Ihr Hausarzt?«
    Sie nannte den Namen eines Arztes in St. Peter-Ording.
    Â»Sprechen Sie mit ihm. Wenn Sie möchten, kann ich auch gern ein Vorgespräch mit Ihrem Doktor führen«, bot er an.
    Â»Das möchte ich nicht. Was soll mein Arzt davon halten?«
    Â»Ist es Ihnen lieber, einen neutralen Arzt aufzusuchen? Ich könnte Ihnen zu Frau Dr. Krempl in der Engen Straße in Garding raten«, empfahl Christoph.
    Obwohl Heidi Krempl nicht promoviert war, benutzte Christoph den akademischen Grad für das bessere Verständnis. Informell könnte Große Jäger die Medizinerin vorwarnen. Das war nicht konform mit dem Datenschutz, aber hier ging es um das Wohlergehen eines Menschen.
    Â»Ich weiß nicht«, sagte Gesine Witte unsicher.
    Â»Vorsichtshalber. Es ist besser, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen, wenn man sich ungeschützt mit einem Fremden eingelassen hat. Sie kennen die Empfehlung sicher aus dem Fernsehen.«
    Â»Da sprechen die nur von AIDS . ›Gib AIDS keine Chance‹ heißt die Werbekampagne. Aber das gibt es doch hier nicht, nicht bei uns auf Eiderstedt.«
    Sie wurden durch das Klingeln des Telefons abgelenkt. Hastig sprang Gesine Witte auf.
    Â»Vielleicht ist das Michel«, sagte sie. »Ganz bestimmt.« Sie stolperte, fing sich aber wieder und presste das Telefon ans Ohr. »Michel?« Es klang wie ein Aufschrei.
    Â»Ach du«, sagte sie enttäuscht, als sich der Teilnehmer gemeldet hatte. Dann lauschte sie eine Weile. Plötzlich wurde ihr ohnehin blasses Gesicht kalkweiß. Irgendwie schaffte sie es, den Apparat auf die Arbeitsfläche zu legen, bevor sie taumelte und sich dabei ans Herz griff.
    In diesem Moment kehrte Große Jäger in die Küche zurück. Mit einer Behändigkeit, die man ihm bei seiner Figur nicht zugetraut hätte, sprang der Oberkommissar in Richtung Gesine Witte und fing die Frau auf, bevor sie zu Boden stürzte.
    Â»Was ist hier los?«, fragte er überrascht.
    Â»Das Telefon«, erklärte Christoph und griff zum Hörer, während Große Jäger die Frau vorsichtig auf den Boden legte und in die stabile Seitenlage brachte.
    Mit einem Seitenblick gewahrte Christoph, dass sich der Kollege um Gesine Witte kümmerte. Er selbst nahm den Hörer in die Hand.
    Â»Hallo? Gesine? Bist du noch da?«, hörte er eine Frauenstimme.
    Â»Wer ist da?«, fragte Christoph. Ihm kam die Stimme bekannt vor.
    Â»Oh. Und wer sind Sie?«
    Â»Johannes. Polizei Husum.«
    Sofort wurde aufgelegt.
    Christoph wählte die Notrufnummer und forderte einen Rettungswagen an.
    Â»Ist die Patientin bewusstlos?«, fragte der Mann aus der Leitstelle in Harrislee.
    Christoph bestätigte es.
    Â»Gut. Dann schicken wir auch den Notarzt aus Tönning.«
    Christoph kniete sich zu Große Jäger auf den Küchenfußboden.
    Gesine Witte war immer noch kalkweiß. Ihre Stirn war schweißig. Während Große Jäger der Frau zusprach, fühlte Christoph den Puls. Er war kaum ertastbar und ging rasend schnell. Was hatte man der Frau am Telefon erzählt?
    Obwohl es nur kurze Zeit dauerte, bis der Notarzt eintraf, kam es Christoph wie eine Ewigkeit vor. Die Minuten dehnten sich zu gefühlten Ewigkeiten.
    Christoph war froh, dass er die Verantwortung dem Mediziner und seinem Rettungsassistenten übergeben konnte. Trotz aller Schulungen blieb in solchen Situationen stets ein Gefühl der Verunsicherung.
    Â»Hallo, Waltraud«, begrüßte Große Jäger die Rettungsassistentin und ihren Kollegen, die mit dem Rettungswagen kurz darauf vorfuhren.
    Â»Hier waren wir doch erst gestern«, stellte Frau Nommensen fest. »Wir haben die Frau nach Tönning gebracht.«
    Â»Es wäre besser gewesen, man hätte sie dort behalten«, erwiderte Christoph. Er wusste die Patientin beim Rettungsdienst gut aufgehoben.
    Â»Wir haben noch etwas zu erledigen«, sagte er zu Große Jäger und forderte ihn auf, mitzukommen.
    Â»Ich habe mir den Firmenwagen angesehen«, berichtete Große Jäger unterwegs. »Auch da findet sich viel Blut rund um den Fahrersitz. Das deutet darauf hin, dass Witte nach dem Malheur auf dem Porrendeich zu sich nach Hause gefahren ist.«
    Â»Schließt man dann seinen Wagen ab?«, fragte Christoph nachdenklich.
    Â»Wir

Weitere Kostenlose Bücher