Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Echtbeinen neben ihm stand. »Eigentlich wollten wir nach der Messe Dawn verlassen, doch da Ihre Vorgesetzten uns derart freundlich willkommen geheißen haben, wäre es geradezu ungehörig, würden wir so früh abreisen.«
»Allerdings haben wir nur das getan, was jeder andere auch getan hätte«, fügte Twikanrozex hinzu.
Romero schnaubte leise. »Schwer bewaffnete Elemente observieren, um in Erfahrung zu bringen, was sie vorhaben? Na, dass das jeder getan hätte, glaube ich nicht!« Eine Stimme plärrte ihm etwas in sein Cochlear-Implantat, und gleich darauf breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem sonnengebräunten Gesichtaus. »Wieder zwei, die verhaftet wurden. Diesmal Thranx. Die scheinen nicht allzu gut untereinander koordiniert zu sein, diese antisozialen Elemente unserer jeweiligen Spezies!«
Twikanrozex gestikulierte mit allen vier Armen. Wenngleich Romero keinen blassen Schimmer hatte, was diese komplizierten Handbewegungen zu bedeuten hatten, empfand er es doch als faszinierend, sie einfach nur zu beobachten. Sehr anmutige Geschöpfe, diese Thranx, dachte er. Warum ist mir das bloß nicht schon früher aufgefallen?
Die Stimme eines der Zivilpolizisten in seinem Ohr sorgte dafür, dass Romero die beiden Priester erneut anschaute. »Sie haben eine weitere Waffe mittels Tracker lokalisiert. Nicht allzu weit von hier entfernt. Möchten Sie mitkommen und der Verhaftung beiwohnen? Wenn nicht noch mehr von diesen Idioten außerhalb des Messegeländes rumlungern, gehen uns allmählich die Zielpersonen aus. Meine Leute werden auf uns warten, bevor sie mit dem Zugriff beginnen.«
Briann antwortete für sie beide. »Das würden wir sehr gern. Wenn möglich würden Twikanrozex und ich auch gern mit dem einen oder anderen der Beschuldigten sprechen. Da scheint es einige moralische Verwirrungen zu geben, denen wir nachgehen möchten, um möglicherweise dabei zu helfen, sie zu korrigieren.«
Mit fester Stimme antwortete Romero: »Darüber kann ich nicht entscheiden. Ungeachtet der unschätzbaren Hilfe, die Sie geleistet haben, gehören Sie weder zu den Strafverfolgungsbehörden noch zur Justiz. Aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.« Der Wegbeschreibung auf seinen Trackern folgend, führte er die beiden Priester in Richtung des Sees. Auf einem kleinen Display blinkte ein rotes Licht, das ihm die Position einer nicht genehmigten Waffe anzeigte.
Während der Beamte ihnen vorausging, um ihnen den Weg zu zeigen, waren die beiden Priester in ein angeregtes Gespräch vertieft. Romero wünschte sich, er würde mehr von dem verstehen, was sie da redeten. Was hatte denn zum Beispiel die Unsterblichkeit mit der Geschichte von der Bäckersfrau und den zwei Zwergen zu tun?
Wirklich eine äußerst merkwürdige Theologie!
Elkannah Skettle hatte einen Schlaganfall erlitten. Der Druck, möglichst ruhig und unauffällig zu bleiben, während er zugleich vor den Gesetzeshütern davonlief, hatte ein Blutgefäß hinter seinem Stirnbein platzen lassen. Gerade glitt er hinter einem der zahlreichen bunten Pfeiler hervor, die einen Spielbereich für Kinder stützten, und ging dann, so schnell er es wagen konnte, auf den Ausgang des Pavillons zu. Würde man ihn draußen leichter oder schwerer entdecken als in dessen Inneren? Selbst diese winzige Information blieb ihm vorenthalten.
Was war schief gelaufen? Wie hatten die Behörden von der Anwesenheit und den Plänen der Bewahrer und ihrer Thranx-Mitstreiter, den Bwyl, erfahren? Innerhalb der letzten Stunde hatte sein P-Comm ihn über die Festnahme von mehreren seiner Leute in Kenntnis gesetzt. Als er versucht hatte, mit den Thranx Kontakt aufzunehmen, war die Antwort eine wahre Schimpfkanonade in der derben Sprache dieser Fremdwesen gewesen, durchsetzt von einigen ebenso rüden Ausbrüchen in Terranglo, die ausreichten, um ihn wissen zu lassen, dass die Behörden auch auf seine insektoiden Mitstreiter aufmerksam geworden waren.
Ein Jahr Planung, ein Jahr voller Träume und Arbeit und Übungen brach hier rings um ihn herum zusammen. Einige Feuer brannten, einige Bomben waren detoniert, einige Schüsse waren gefallen, doch weitestgehend lief auf dem Messegelände alles weiter wie bisher, ebenso reibungslos und ungerührt, als hätten die Bewahrer und die Bwyl niemals dieses gewaltige Gelände betreten. Einige seiner besten Leute, engagierte Frauen wie Männer, mit denen er seit Jahren zusammengearbeitet hatte und die er bestens kannte, waren tot oder befanden sich
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