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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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hatte, ging es auch um das Heil des Königs Geirmund.
    »Der Dickwanst, der sich Högni nennt«, sagte Hjalti, ohne die Stimme zu erheben, »hat von Anfang an vorgehabt, das Unternehmen zu vereiteln. Ihm reichte es nicht, den Kauf von hundert Sklaven abzulehnen, sondern er war entschlossen, ihren Verkauf überhaupt zu verhindern.«
    »Vielleicht hat er zwanzig eigene, die er loswerden will«, dröhnte die Stimme von Bolli.
    »Ist es die Art der Haithabuer, so mit Nordmännern umzugehen, die nichts als freundschaftlichen Handel suchen?« fragte Hrolf und meinte Folke, der sich inzwischen neben ihn gestellt hatte.
    Und Folke, der die Härte in seiner Stimme hörte, wußte augenblicklich, daß er nun nicht mehr als schiffskundiger Bootsbauer zwischen den Männern stand, sondern als Mann aus Haithabu. »Wir haben mit Högni und seiner Sippe keine Verwandtschaft und keine Freundschaft«, verteidigte er sich rasch. Hrolf nickte mißmutig, und Folke konnte die Frage nicht zurückhalten, die ihm auf der Zunge lag. »Was werft ihr dem Högni denn vor?«
    Keiner antwortete. Die Männer, die eben noch Folkes Schiffskameraden gewesen waren, rückten ihre Gürtel zurecht und warteten auf den Befehl ihres Anführers, loszustürmen. Folke sah sich nach Aslak um. Er war ein ruhiger und besonnener Mann. Vielleicht konnte er von ihm eine vernünftige Antwort bekommen.
    Aber Hrolf legte seine Hand auf Folkes Arm. Er schien zutiefst verärgert, und Folke blieb bei ihm, um ihn nicht noch mehr zu erzürnen. Ohne Hjalti aus den Augen zu lassen, zischte Hrolf: »Högni hat den Sklaven erschlagen lassen, damit von unserem Angebot auch nicht die geringste Spur bleibt. Worüber können wir schon verhandeln, wenn nicht nur der Helm, sondern auch der Mann fort sind? Verstehst du?« Er ließ Folke keine andere Wahl, als zögernd zu nicken, und dann ging sein Zorn gegen den Schiffsführer endgültig mit ihm durch: »Ich wußte gleich«, rief er Hjalti zu, »daß es nicht gutgehen konnte mit einem Handel, bei dem du einen Helm abgibst, ohne auch nur ein Stückchen Helmheil zurückzubehalten! Bedeutet dir der Handel mit dem Haithabuer so viel, daß du obendrein alle Sitten mißachtest?« Hjalti ballte seine Faust im Schild. Die Schuld lag nicht bei ihm! Er hätte Hrolf gebührend geantwortet, wenn ihn nicht Alf und Folke fast gleichzeitig von Hrolf abgelenkt hätten: Alf schrie mit überschnappender Stimme: »Wie sollte ein slawischer Helm wohl Helmheil enthalten können?« Hjalti, dem das nicht eingefallen war, nickte Alf mit einer Mischung aus Wohlwollen und Dankbarkeit zu, und Alf spreizte das Gefieder. Bolli und Ulf langten gleichzeitig bei ihm an, und Alf nickte selbstzufrieden, als Bolli ihm auf die Schulter klopfte.
    In diesem Moment fragte Folke, dessen Gedanken mit anderem beschäftigt waren: »Hat das Wort von Geirmund auf Geirstad so wenig Gewicht bei den Kaufleuten?« Erst als alle ihn plötzlich ansahen, merkte er, daß er nicht nur den König, sondern auch Hjalti und die ganze Schiffsmannschaft beleidigt haben mußte. Das hatte er nicht gewollt. Er hielt den Atem an und wartete stocksteif.
    Hjalti, dem eine Gasse zu Folke geöffnet wurde, rührte sich nicht vom Fleck, aber seine Stimme war schneidend: »Wenn du nicht mit mir auf König Geirmunds Schiff gegessen und getrunken hättest, wäre dein Leben jetzt weniger wert als das des Sklaven. Aber von König Geirmund hat noch nie jemand behaupten können, daß er für seine Gäste nicht mit dem Leben einsteht, und von seinen Männern auch nicht.« Hrolf neben Folke brummelte unzufrieden. Seiner Ansicht nach lag die Schuld bei Hjalti, nicht bei Geirmund, und er hatte gewollt, daß seine Männer sich darüber im klaren waren. Auf der anderen Seite war er nicht auf einen Streit mit dem Schiffsführer aus. Dazu verband sie zuviel. Und nun hatte Folke zu seinem eigenen Schaden den Zorn Hjaltis, der eigentlich ihm selber galt, auf sich genommen. Mit gesenktem Kopf bohrte er mit dem Speerschaft im Boden. Dann entschied er, daß Folke selber damit fertig werden mußte. Folke verstand nur, daß er, der einige Stunden lang zu einem Gefolgsmann eines norwegischen Königs geworden war, nun plötzlich nur noch geduldet war. Mit den Augen suchte er nach Aslak, aber er konnte ihn nicht finden. Und so beharrte er denn eigensinnig auf seiner Meinung: »Ihr kennt die Kaufleute nicht, es wäre nicht nach Högnis Art, eine Ware zu vernichten. Kaufleute sind anders.«
    Die Männer kümmerten sich nicht mehr

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