Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Was ist los?“
Er nahm
einen Schluck von dem noch sehr heißen Kaffee. Hauptsache, er konnte der Frage
ausweichen. Auch wenn man sich dabei die Zunge verbrannte. Das machte sie auch
oft.
„Was
meinst du? Arbeit as usual.“
„Aha.
Und weshalb machst du dabei ein Gesicht wie ein Hund, dem sein Lieblingsknochen
abhanden gekommen ist?“
Ein
amüsiertes Lächeln huschte über seine Züge. „Du und deine Hundeallegorien.“
„Lenk
nicht ab. Dein Verhalten ist so untypisch für dich, ich mache mir wirklich
Sorgen. Das kann ich nicht gebrauchen. Ich habe genug eigene Sorgen, ohne mir
auch noch Gedanken um dich zu machen.“
Er
raufte sich die Haare. „Du lässt nicht locker, oder?“
Statt
einer Antwort schaute sie ihn nur streng an.
„Ich
weiß nicht, wie ich anfangen soll.“ Er rieb sich den Nacken. „Es involviert
deine Freundin.“
„Kaja?“
„Nein,
die andere.“
„Miri?
Was hat denn Miri mit deiner schlechten Laune zu tun. Die tut keiner Fliege
etwas zuleide.“
„Das
hatte ich auch gedacht. Aber eigentlich kenne sie gar nicht richtig.“
„Moment
mal. Was heißt denn hier, du kennst sie praktisch nicht? Ich dachte, ihr hättet
euch immer verpasst, dafür aber nette Briefe geschrieben?“ Sie zwinkerte ihm
zu, um ihn ein wenig aufzuheitern.
„Ach ja.
Das. Das habe ich aufgehört.“
„Könntest
du aufhören in Rätseln zu sprechen?“
„Also
gut.“ Mathias gab sich einen Ruck. „Erinnerst du dich noch? Als ich Ende
Oktober von meinem Auslandaufenthalt in Australien zurückgekommen bin, war ich
doch einige Tage extrem gut drauf.“
„Genau.
Ich hatte gedacht, du freust dich einfach, wieder hier zu sein.“
„Das hat
bestimmt auch eine Rolle gespielt. Doch an dem Abend, als mich mein Freund vom
Flughafen abholte, hat er mich direkt weiter zu einer Party geschleppt. Ich war
ziemlich durch von der ganzen Reise um die halbe Welt.“ Mathias hielt kurz inne
und nahm noch einmal einen Schluck von seinem Kaffee.
„Weiter.“
Sierra gehörte nicht zu den geduldigsten Personen. Auf jeden Fall nicht im
Zusammenhang mit ihren Mitmenschen, Bruder hin oder her.
„Ja,
langer Rede kurzer Sinn, dort bin ich der wunderbarsten Frau begegnet und mit
ihr ein Bier später im Bett gelandet. Am nächsten Morgen bin ich früh
aufgewacht –Zeitverschiebung und so, du weißt schon. Jedenfalls habe ich sie
schlafen lassen, eine Rose aus der Partydekoration geklaut und diese zusammen
mit einer kurzen Nachricht auf dem Nachttisch hinterlassen. Seither habe ich
vergeblich auf einen Anruf von ihr gewartet.“ Er stützte die Ellbogen auf seine
Knie und den Kopf in seine Hände.
„Dann
hatte ich also doch recht“, murmelte sie bestürzt.
Er
blickte auf. „Recht womit?“
„Ich
kenne diese Geschichte. Miri hat sie uns erzählt. Als sie Crocodile Dundee beschrieben hat, bist du mir in den Sinn gekommen. Sie hatte sie verloren.“
„Was
verloren?“
„Na,
deine Nummer.“
Kurz
leuchtete sein Gesicht auf, als er begriff, dass sie ihn hatte anrufen wollen.
Dann erlosch es wieder, als er an ihre momentane Situation dachte. „Ist jetzt
ja sowieso egal.“
Sierra
versuchte die Fakten in ihrem Kopf zu ordnen. „Was ich immer noch nicht
verstehe ist, wieso du rausgefunden hast, das Miri deine geheimnisvolle
Partybekanntschaft ist.“
Seine
Augen blickten in die Ferne. „An dem Abend, Silvester, habe ich sie gesehen. In
ihrem Zimmer am Fenster.“
Sie
blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Okay,
das war vielleicht nicht ganz korrekt, aber mir hat gefallen, was ich sehe und
tja…“ Seine Stimme verlor sich.
„Und
weshalb ist das nicht eine positive Entwicklung? Ich hätte gedacht, du freust
dich, sie wieder zu sehen.“
Seine
Züge verhärteten sich. „Freuen? Sie ist schwanger. Offensichtlich hatte sie
damals einen Freund. Nein. Mit so einer will ich nichts zu tun haben.“ Er stand
abrupt auf, beugte sich vor und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. „Ich
muss los. Wird schon wieder mit meiner Laune. Mach dir keine Sorgen. Pass auf
dich auf, kleine Schwester.“ Mit großen Schritten war er bei der Tür.
Sierra
war so überrumpelt von seiner Reaktion, dass sie ihm nur noch hinterher rufen
konnte: „Manchmal sind die Dinge anders als sie im ersten Moment erscheinen.
Denk mal darüber nach!“
Er hielt
kurz inne, setzte dann seinen Weg fort, ohne darauf einzugehen.
Sie
seufzte. Was für ein Chaos. Ein Frauenabend war ganz dringend nötig. Oder noch
besser ein Gespräch
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