Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Verbannung. Das mache ich nicht so gerne, solange sie
friedlich sind. Das finde ich anmaßend.“
„Stimmt.
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Bis vor kurzem waren die Geister
kein Teil meines Lebens mehr. Als Kind habe ich einfach mit ihnen gespielt und
ihnen zum Abschied gewinkt.“
„Worauf
sie nicht mehr aufgetaucht sind, oder?“
„Jetzt,
wo du es sagst... das könnte sein.“
„Kinder
brauchen keine komplizierten Rituale. Durch ihre pragmatische Art bringen sie
das mit sehr einfachen Mitteln zustande. Erst wenn wir älter werden, brauchen
wir Rituale und Kräuter.“
„Also
gut. Was muss ich denn jetzt machen? Gibt es da eine
Schritt-für-Schritt-Anleitung?“ Ihr schwirrte der Kopf von allen Informationen.
„Die
Anleitung für das Ritual habe ich per E-Mail an Kaja geschickt.“
Miri
kicherte. „Ganz witzig, die beiden Wörter Ritual und E-Mail in einem Satz zu
hören. Es sind ja doch zwei sehr verschiedene Welten, die aufeinander prallen.“
Mémé
schnaubte. „Hexen sind vor allem eins: praktisch veranlagt. Nur weil es diese
Technologie früher nicht gegeben hat, heißt das nicht, sie hätten sie nicht
benutzt, wenn die Möglichkeit sich erboten hätte.“
Zack.
Das würde sie lehren, voreilige Schlüsse zu ziehen, dachte sie amüsiert.
„Gut.
Und was ist mit dem Problem der Ortsgebundenheit?“
„Das
ist überhaupt kein Problem. Du musst einfach eine Tüte mit Erde vom Garten und
einen Stein, der Bestandteil der Hausmauer war, mitnehmen. Dann kann er mit dir
auch auf Weltreise gehen.“
„Sag
ihm das bloß nicht, sonst kommt er noch auf Ideen. Also ist meine erste Aufgabe
herauszufinden, ob dieser Friedhof und idealerweise Lotties Grab noch
existieren.“
„Richtig.
Melde dich, wenn du Fragen hast. Grüße an alle. Tschüss!“
Kaja
hielt ihr eine Tasse Tee hin. Stimmt. Kaffee war ja verboten. „Ich halluziniere
bereits mit offenen Augen von dampfendem Kona-Kaffee.“
„Nicht
mehr lange und du darfst ihn wieder trinken.“
Miri
starrte sie an. „Nicht mehr lange. Ha! Es sind mindestens noch vierundzwanzig
Wochen. Du darfst gerne solidarisch mitmachen beim Kaffeeentzug. Sind nur
vierundzwanzig Wochen.“
Kaja
krebste augenblicklich zurück. „So gesehen... ja. Das ist noch ewig.“
„Sorry.
Ich habe einfach viel um die Ohren und das gepaart mit Achterbahn fahrenden
Hormonen – nicht die beste Mischung.“
„Kein
Problem.“ Um sich abzulenken, fasste sie kurz zusammen, was sie von Josephine
erfahren hatte.
„Das
mit dem Friedhof kann ich dir beantworten. Der Friedhof Sihlfeld hieß für ein
paar Jahre Centralfriedhof. Ich habe auch bereits dort angerufen. Das Grab
existiert noch. Reines Glück übrigens, da es sich in einer Ecke befindet, die
erst zuletzt erneuert wird.“
„Das
sind wirklich großartige Neuigkeiten. Dann können wir Adrian gleich einweihen.
Ich wollte erst einmal abwarten, was wir herausfinden, nicht dass ich ihm noch
falsche Hoffnungen mache. Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast.“ Sie
lächelte Sierra an.
„Kein
Problem. Dafür sind Freunde da. Ich war selber auch neugierig.“
„Wo
steckt er denn nur?“ Maxi erhob sich von ihrem Platz. Die Heilung ihres Flügels
brauchte länger als ihr lieb war. Im Moment war nichts mit kurzweiligen
Flugabenteuern. Umso willkommener war ihr ein wenig Ablenkung. Selbst in Form
einer Geisterjagd.
Miri
hörte mit, was sie gerade dachte und begann Ghostbusters zu pfeifen.
Kaja
klatschte in die Hände. „Los, jetzt bist du dran. Raus aus den Kleidern und
rein in das Kleid !“
Kapitel 33
30. Januar 2013
Miri starrte
auf den Zettel, den sie in der Hand hielt. Sie hatte sich schon gefreut, als
sie ihn auf dem Tisch liegen sah. Eigentlich hatte sie gar keine Zeit, hier zu
sein. Die Kleider mussten zusammengelegt und eingepackt, die Schmuckstücke
sortiert und mit den jeweiligen Namen beschriftet werden. Morgen war das
Fotoshooting auf der Innerschweizer Alp. Sie war nervös. Nicht unbedingt wegen
den Fotos. Vielmehr, weil an diesen Fotos alle ihre Hoffnungen für ihre
berufliche Zukunft hingen. Und somit auch für die Zukunft ihrer kleinen
Familie. Doch trotz ihrer Nervosität und dem mit Terminen vollgepackten Tag
hatte sie nicht widerstehen können, auf einen Sprung im Pächterhäuschen vorbei
zu schauen. Ihren Berechnungen nach sollte es nämlich heute oder morgen fertig
sein. Es hatte schlussendlich doch ein paar Tage länger gedauert, bis es
endlich bezugsbereit war. Ihr wurde ganz
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