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Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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hat, bei
einem Unfall mit der Kutsche getötet. Mein Vater, Otto Maag, wollte sie im
Armengrab in Beringen begraben. Ich habe getan, als würde ich mich seinen
Wünschen fügen. Dabei war ich alles andere als einverstanden. Lotti war wie
eine Schwester für mich. Gearbeitet hat sie auch immer gut. Deshalb habe ich
heimlich ihre Familie ausgemacht. Die Sagers in Zürich. Jetzt liegt sie auf dem
Centralfriedhof in Zürich.’“
    Miri
blickte auf. „Welches ist denn der Centralfriedhof?“
    Kaja
zuckte die Schultern. „Das weiß ich nicht. Aber das lässt sich bestimmt
rausfinden.“
    Sie
wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Brief zu. „‚Ich hoffe, damit Gutes für
unsere Familie zu erreichen. Zwei Tote in zwei Tagen. Das ist zu viel. Hägiloo,
den 27. August 1809. Unterschrieben von Jakob Maag.’“
    „Traurig.
Aber irgendwie auch rührend. Der zweite Tote muss Adrian gewesen sein.“
    Miri
nickte zustimmend. „Darauf geht er nicht näher ein. Wie er in den Besitz der
Dose gekommen ist, wissen wir auch nicht. Aber dass er sie aufbewahrt hat,
zusammen mit diesem Brief, sagt uns ja einiges.“
    Jeder
hing seinen Gedanken nach. Dadurch, dass es plötzlich so still war, hörten sie
plötzlich ein Weinen. Es kam vom oberen Treppenabsatz.
    „Adrian?“
    Weiteres
Schluchzen war die Antwort.
    „Adrian.
Schau, was wir gefunden haben.“
    Langsam
schwebte er die Treppe hinab. Geisterhaft folgten ihm seine langen
Haarsträhnen. Das Klippern der vielen Münzen, die er als Kette um den Hals
trug, war heute nicht zu hören. Traurigkeit schien ihn jedes Mal seiner
Substanz zu berauben. Falls man bei einem Geist überhaupt von Substanz sprechen
konnte.
    „Starke
Emotionen brauchen viel Energie. Das kennst du ja selbst“, erinnerte Maxi sie
gedanklich. „Die Energie, die er normalerweise verwendet, um sichtbarer zu
erscheinen, steht ihm dann nicht mehr zu Verfügung.“
    Sie
nickte. Klar. Das machte Sinn. Bevor ihr der Adrenalinschub, ausgelöst durch
das Finden des Schatzes, zusätzliche Energie verschafft hatte, war sie auch
ziemlich erledigt gewesen durch die Ereignisse des Tages. Dabei war die erste
Hälfte zwar nicht weniger aufregend, aber doch ausnahmslos erfreulich
verlaufen. Auch jetzt spürte sie, wie die Müdigkeit sie langsam wieder
einholte.
    Adrian
war inzwischen beim Küchentisch angekommen und starrte den Fund an. „Du hast es
tatsächlich geschafft!“ Seine Stimme war ein kaum hörbares, raues Flüstern.
    Sie
setzte schon zu einer spitzen Bemerkung an, ließ es dann aber bleiben. Das
hatte Zeit. Er sah so erschüttert aus, dass sie es nicht übers Herz brachte.
Vorsichtig nahm er einen Gegenstand nach dem anderen zur Hand, betrachtete ihn,
legte ihn wieder hin. Am Taschentuch schnupperte er, ließ es dann enttäuscht
wieder sinken. Mit großer Ehrfurcht nahm er einen Brief nach dem anderen in die
Hand.
    „Die
hatte sie mir geschrieben. Und mir das Versprechen abgenommen, sie
aufzubewahren. Deshalb hatte ich sie zu ihren Sachen gelegt.“
    Behutsam
strich er das Papier glatt und legte einen nach dem anderen auf einem kleinen
Stapel ab. Das Geld, das in der Dose im Wachs klebte, beachtete er gar nicht.
Sein Schmerz war fast greifbar. Sogar die Drachen respektierten seine
offenkundige Trauer und hielten sich zurück. Dann ließ er den Kopf in seine
Hände sinken und schluchzte los.
    „Wenn
ich doch nur wüsste, was mit ihr geschehen ist. Weshalb sie nicht zum
Treffpunkt gekommen ist. Ich dachte, diese Dinge würden mir Erleichterung
verschaffen. Ich habe mich geirrt. Es ging nie um diese Dinge. Nur um Antwort
auf meine Fragen.“
    Miri
trat einen Schritt vor. „Vielleicht kann ich dir damit helfen.“
    Mit
tränenverschleierten Augen blickte er auf. „Wieso sollst du mir helfen
können?“, schluchzte er. „Du warst da noch nicht mal ansatzweise auf der Welt.“
    Miri
zuckte zusammen, als er sie so unfreundlich anfuhr. Sie ermahnte sich
innerlich, das nicht persönlich zu nehmen. Er war offensichtlich halb von
Sinnen vor Gram. „Das stimmt. Aber der Schreiber dieses Briefs war dabei.“
Endlich schien sie zu ihm durchzudringen.
    Schemenhaft
sahen sie, wie er sich mit einem altmodischen Taschentuch das Gesicht
abwischte, bevor er lautstark seine Nase schnäuzte.
    Sie
musste ihre Vorstellung, wie Geister zu sein hatten, dringend revidieren,
dachte Kaja, die sich bei dem lauten Geräusch erschrocken hatte.
    „Wer
hat den Brief denn geschrieben? Zeig mal her.“
    „Ich
lese ihn dir vor. Geschrieben

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