Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
hat ihn ein gewisser Jakob Maag.“
Erkennen
huschte über seine blassen Züge.
„Kanntest
du ihn?“
„Gewiss
doch. Das war der Sohn vom Alten. Der Kerl war ganz in Ordnung. Was bei diesem
Vater einem Wunder gleichkam.“
Sie
las ihm die Worte vor. Adrian saß da wie erstarrt. Als hätte er Angst, die
kleinste Bewegung würde den Brief zum Verschwinden bringen. Nur die Tränen fingen
wieder an zu laufen, als sie zu der Stelle kam, wo Lottis Unfall beschrieben
wurde.
„Deshalb
ist sie nicht gekommen. Zum ersten Mal in meinem Dasein als Geist bin ich froh,
dass mich der alte Sack erschossen hat. Stell dir vor, ich hätte weiterleben
müssen. Ohne meine Lotti.“ Mit diesen letzten Worten verschwand er. Wohlgemerkt
mit der Dose und ihrem Inhalt.
„Da
geht unser ganzes Geld dahin“, versuchte Kaja mit einem Scherz die angespannte
Stimmung zu lockern. „Also irgendwie hatte ich mir erhofft, dass ihn der Fund
fröhlicher stimmt.“
Irgendetwas
nagte in Miris Hinterkopf. Sie schüttelte den vagen Gedanken, den sie momentan
sowieso nicht zu fassen kriegte, ab. Himmel, war sie müde. „Ich muss ins Bett.
Lass uns das Ganze ein andermal genauer rekapitulieren.“
Kaja
gähnte. „Ist in Ordnung. Inzwischen ist sogar für mich Schlafenszeit. Tim
schläft bestimmt schon.“
„Hat
er ihn schon gesehenen? Adrian meine ich.“
„Ich
glaube nicht. Aber du weißt ja, dass der Geist nicht mein liebstes
Gesprächsthema ist. Ich wüsste es auch nicht unbedingt.“
„Ich
denke schon. Tim würde vermutlich seine ganze Freizeit darauf verwenden,
rauszufinden, ob man Geister fotografieren kann.“
Kaja
lachte. „Vermutlich. Also. Schlaft gut.“
13.
Januar 2013
Während
der folgenden Tage hatte Miri ständig das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu
haben, was Adrian anging. Da sie aber bis über beide Ohren in Arbeit steckte,
einen Welpen, einen Kater und einen Drachen bespaßen musste und Adrian sich
rarmachte, verging eine Woche, bis sie sich darum kümmern konnte. Sie bat Kaja
um Mémés Telefonnummer.
„Ich
wollte sie etwas fragen, was die Geister und meine Rolle im Leben der Geister
betrifft.“
„Da
bist du bei Mémé sicher an der richtigen Adresse. Sollte sie es nicht auf
Anhieb wissen, findet sie es bestimmt raus“, versicherte Kaja ihr. So kam es,
dass sie sich an einem Morgen hinsetzte und eine Telefonnummer in Südfrankreich
wählte.
„Allô?“
„Hallo Josephine,
hier ist Miri. Kajas Freundin. Ich war letzten Herbst bei dir zu Besuch,
erinnerst du dich an mich?“
„Aber
klar“, antwortete Josephine amüsiert, ins Deutsche wechselnd. „Vergisst man
dich so leicht?“
„Keine
Ahnung. Ich wollte mir nur nicht anmaßen zu denken, du wüsstest auf Anhieb, wer
ich bin.“
„Doch,
doch. Was wolltest du mich zu den Geistern fragen?“
Miri
nahm den Hörer vom Kopf weg, um ihn irritiert anzustarren. Dann hielt sie sich
das Telefon wieder ans Ohr. „Woher weißt du, weshalb ich anrufe? Bist du
tatsächlich so gut?“
Sie
wusste, dass die Frage impertinent war. Besonders so wie sie sie gestellt
hatte. Aber sie musste es einfach wissen.
Erleichtert
hörte sie Josephine am anderen Ende der Leitung lauthals lachen. Endlich
beruhigte sie sich soweit, dass sie Miri antworten konnte. „Lance hat mir die
Geschichte erzählt.“
Puh. Miri
war erleichtert. Bis Kajas Großmutter fortfuhr.
„Zudem
hast du die Gabe, mit Geistern umzugehen, sie nicht nur zu sehen, sondern sie
auch an ihren
nächsten Bestimmungsort zu begleiten.“
„Wieso
weiß ich nichts davon?“
„Keine
Ahnung. Frag mal deinen Drachen.“
„Da
muss sie geschlafen haben in der Schule“, meinte Miri verdrossen. „Außer einer
ausgeprägten Abneigung gegen Geister hat sie nicht viel zu bieten.“
Mémé
schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Deshalb
rufe ich dich an. Ich habe gehofft, du könntest mir weiter helfen.“
„Gut.
Schieß los. Ich werde sehen, was ich tun kann.“
Miri
skizzierte ihr in wenigen Sätzen Adrians Geschichte und den momentanen Status
Quo. Es war ganz praktisch, dass Josephine das meiste bereits von Lance gehört
hatte, so musste sie nicht allzu sehr ins Detail gehen.
„Ich
habe einfach das Gefühl von Unvollständigkeit. Als müsste da noch etwas kommen.
Adrian hat sich sehr zurückgezogen. Immerhin weiß ich jetzt, dass er noch da
ist. Ich war mir nicht sicher, ob er mit dem Finden von Lottis Besitztümern
gleich weiterziehen würde.“
„Weiterziehen?
Wohin?“
„Das
ist für mich
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