Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
kommentierte Tim vom Fahrersitz her.
„Rancher
in Argentinien müsste man sein.“ Das kam von Sierra. Das Fernweh in ihrer
Stimme war deutlich zu hören.
„Willst
du gerne weg?“
„Nicht
grundsätzlich. Es gefällt mir sehr in unserer schönen Schweiz. Nur manchmal,
gerade wenn man Tiere halten will, ist alles so verdammt eng hier. Und teuer“,
fügte sie hinzu.
„Wir
sind da“, unterbrach Miri die beiden anderen.
Simon
wartete schon auf dem Kiesplatz vor dem Hof, der augenscheinlich als Parkplatz
fungierte. Die Freunde begrüßten sich.
„Die
Türe dort an der Stallwand führt zu einem kleinen Raum. Dort könnt ihr euch
umziehen.“
Sierra
wollte schon etwas Unfreundliches entgegnen, als er ihr einen Becher dampfend
heißen Kaffee hinhielt. Sie schluckte den Kommentar, der ihr eben noch auf der
Zunge gelegen hatte, hinunter. Sie war zu spät aufgestanden und hatte zu Hause
keine Zeit mehr gehabt für ihren morgendlichen Koffeinfix. Während sie die Nase
fast im Becher versenkte um eine Nase voll des herrlichen Aromas zu nehmen, sah
er sie mit hochgezogener Augenbraue an.
„Es
ist Instantkaffee. Keine Edelröstung.“
„Egal.“
„Gar
keine bissige Begrüßung heute?“
Sie
schlürfte vorsichtig ihren ersten Schluck des dunklen Gebräus. „Wurde
verschoben. Zugunsten des Kaffees.“
„Ach
ja. Ein schlauer Schachzug meinerseits, wenn ich das so sagen darf.“
„Darfst
du gerne. Vergiss nur nicht, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Mit diesen
Worten zwinkerte sie ihm zu und ging los, um Miri zu suchen.
Simon
schaute ihr nach. Mit diesen langen Beinen, ihren rostfarbenen Locken, die ihr
frei über den Rücken fielen, und den unvermeidlichen Cowboystiefeln gab sie ein
herrliches Bild ab. Ihre langen, zielstrebigen Schritte gefielen ihm. Ebenso
wie ihr Hinterteil.
„Schaust
du dir wieder einmal an, was du nicht haben kannst?“, zog ihn Tim auf, der die
Szene beobachtet hatte.
„Warte
ab.“ Es hatte ihn vom ersten Augenblick an irritiert, wie sehr sie ihm gefallen
hatte. Seitdem hatte er sie öfters gesehen und immer mal wieder einen kurzen
Blick hinter ihre kratzbürstige Fassade werfen können. Was sein Interesse an
ihr keineswegs verringert hatte. Im Gegenteil.
„Beeilt
euch. Die Sonne ist knapp vor dem Aufgehen. Das geht schnell. Wir müssen auch
noch hochlaufen zu der Weide, auf der die Kühe momentan stehen“, trieb Miri
ihre Freundinnen an.
„Ich
wusste gar nicht, dass sich unter dieser niedlichen elfenhaften Verpackung ein
Feldweibel versteckt“, grummelte Sierra.
„Das?
Das ist noch gar nichts. Du hättest gestern dabei sein sollen, als wir die
Sachen gepackt haben. Generalstabsmäßig ist das abgelaufen“, erklärte Kaja.
Verwundert
schaute Sierra zu Miri hinüber, während sie mit ihren Jeans kämpfte. „Ich
dachte immer, du seist so eine Chaotin.“
„Dachte
ich auch. Bin ich auch in vielen Bereichen in meinem Leben. Außer, es geht ums
Geschäftliche, wie es scheint.“
„Hört,
hört.“ Dann ernster: „Ist doch toll. Andersrum wäre es blöder, oder?“
„Stimmt.
Ich freue mich auch über diese neue Seite an mir.“
„Sag
mal, was machen wir wegen der Schuhe? Ich meine, die Gummistiefel passen ja
nicht wirklich zu dem schönen Kleid.“
„Ich
habe mir lange Gedanken dazu gemacht“, gab Miri zu. „Ihr könnt die Stiefel anlassen,
bis kurz vor den Fotos. Dann geht es barfuß weiter.“
„Bin
ich froh, es ist ja Frühling und laue zwanzig Grad“, zwitscherte Kaja ironisch.
„Ein
bisschen Abhärtung hat noch niemandem geschadet. Los, kommt.“ Sie sammelte die
Kleider der anderen ein, schärfte ihnen ein, die Jacken vorläufig anzulassen
und die Rocksäume in den Gürtel zu stecken. Rasch legte sie eine Hand an die
Frisuren der anderen. Einen langen französischen Zopf für Kaja, da sie Ohrringe
präsentieren sollte, verziert mit einigen getrockneten Rosen. Sierras Locken
strich sie locker nach hinten und setzte ihr einen silbernen Haarreif, verziert
mit einem silbernen Drachen, auf.
„Zu
welchem Anlass trägt man das?“, staunte sie.
„Mittelalterlich
angehauchte Hochzeiten, im Theater, unter Drachenfreunden.“ Miri zwinkerte ihr
zu und vervollständigte das Bild mit einer Efeuranke und winzigen weißen
Blüten, die sie überall im Haar verteilte. „So, fertig. Jetzt seid ihr schön.“
„Und
was ist mit dir?“
„Ach
ja. Ich. Das hätte ich beinahe vergessen.“ Sie fixierte eine einzelne Blüte im
Haar und befestigte die ledernen
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