Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
im Leben. Er hatte
soeben die Augen geschlossen, als ein unbekanntes Geräusch an seine Ohren
drang. Unbekannt in dem Sinne, dass es um diese Tageszeit an diesem Ort nichts
zu suchen hatte. Schon gar nicht, wenn alle Bewohner des Hofes schon längst in
ihren Betten lagen. Er hob den Kopf und reckte seine ausgezeichnete Nase in den
Wind. Er roch alle vertrauten Gerüche der Umgebung. Das feuchte Gras, die
modrigen Blätter, die vom letzten Herbst liegen geblieben waren, das Feuer im
Kamin, einen Hauch von Frühling und das Fremde. Säuerlich. Stress. Schweiß.
Adrenalin. Dunkelheit. Zorro knurrte, stand auf und schlich sich auf leisen
Pfoten in die Richtung, in der er den Eindringling lokalisiert hatte. Dieser
wollte sich gerade an der Eingangstüre des Pförtnerhäuschens zu schaffen
machen. Mit lautem Gebell und mit voller Geschwindigkeit stürzte sich Zorro auf
ihn. Der ungebetene Besucher ließ auf der Stelle von der Tür ab und rannte um
sein Leben. Zu seinem Glück verfolgte ihn Zorro nur bis an die
Grundstücksgrenze. Sonst hätte er es nie geschafft, dem großen Hund zu
entkommen. Der Husky-Schäfer-Mischling wartete, bis alle ortfremden Geräusche
verschwunden waren und der Wald wieder zur Ruhe kam.
Kaja
steckte verschlafen den Kopf zur Eingangstür des Haupthauses raus.
„Zorro?“
Freudig ging er sie begrüßen. „Braver Hund. War jemand da?“
Er
wedelte mit seinem ganzen Körper.
„Dann
wollen wir mal hoffen, dass er nicht wieder kommt.“
Sie
schaute hinüber zu Miris neuem Zuhause. Dort blieb alles dunkel. „Miri scheint
tief zu schlafen, dass sie deinen Aufstand nicht mitbekommen hat. Schauen wir
zu, dass das auch so bleibt. Sonst macht sie sich wieder Sorgen und will
ausziehen.“ Sie kraulte ihm noch einmal hinter den Ohren, bevor sie sich
aufrichtete und gähnte. „Also dann. Bis morgen.“
Folgsam
und sehr stolz auf sich trottete Zorro wieder zu seinem Beobachtungsplatz in
der Scheune. Den Rest der Nacht blieb alles ruhig und er konnte in aller Ruhe
von seinen Heldentaten träumen.
Weit
weg von Schaffhausen wanderte ein Schatten in einem dunklen Zimmer ruhelos auf
und ab. Jetzt hatte er sie zwar gefunden. Doch sie hatte sich mächtige
Verbündete zugelegt. Hexe. Mit ihren sexuellen Reizen umgarnt. Sogar einen
Dämon hatte sie auf ihrer Seite. Ihn schauderte, als er an dessen kalten Atem
dachte. Teufelsbrut. Ausgelöscht musste sie werden. Feuer. Er stellte sich
genüsslich vor, wie die Flammen sie und das ganze Dämonenpack verschlangen.
Sein Mund wurde trocken. Die Luft fühlte sich plötzlich heiß und stickig an.
Schweiß tropfte von seiner Stirn und riss ihn aus seinen Fantasien. Wütend
wischte er ihn weg und riss sich zusammen. So kam er nicht weiter. Ein neuer
Plan musste her. Er hatte auch schon eine Idee. Noch besser als Feuer, denn in
das Fegefeuer göttlicher Vergeltung würde diese Hexe noch früh genug kommen.
Genau. Auf die göttlichen Eingebungen war Verlass. Ein diabolisches Kichern
schallte durch den ansonsten totenstillen Raum.
Kapitel 38
12. März 2013
Mathias
parkte den Lieferwagen rückwärts in die Einfahrt zum Pächterhäuschen. Er war
nervös. Das Kinderbett war fertig und heute würde er es ausliefern. Er hatte
gehofft, Miri sei nicht da. Dann hätte er es einfach mit einer weiteren
witzigen Nachricht auf die Veranda gestellt. Das ging jetzt leider nicht. Er
atmete tief durch und stieg die paar Stufen zur Eingangstür hoch.
Miri
hatte sich gerade geduscht und damit beschäftigt, sich anzuziehen. Da ihr nicht
mehr alle Sachen passten, musste sie sich immer wieder eingehend mit der ihr
zur Verfügung stehenden Garderobe auseinandersetzen. Sie schnaubte. Lange ließ
sich die Einkaufstour nicht mehr herausschieben. Immerhin sah ihr Konto seit
kurzem wieder etwas besser aus. Zusätzlich zu den Verkäufen, welche sie bereits
verbuchen konnte, hatte ihr Kaja auch ein mehr als anständiges Gehalt für ihre
Hilfe bezahlt. Vielleicht fand sie ja sogar witzige Umstandskleidung.
Als
es läutete, übermittelte sie Maxi telepathisch die Bitte, Kaja reinzulassen,
die vor ein paar Tagen vor ihrer Reise zurück gekehrt war. Wieso klingelte sie
überhaupt? Sonst kam sie doch auch immer einfach rein.
„Gilt
das auch für gutaussehende männliche Exemplare?“
Sie
stutzte, als sie Maxis Gegenfrage empfing. Schnell zerrte sie die Hose vom
Vortag aus dem Chaos und betete, dass sie den Knopf noch zubringen würde. Uff.
Knapp, aber doch. Mit dem Handtuch fest an den Oberkörper
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