Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Nepomuk und
Chili hierbleiben?“
„Klar.
Der Kleine kann mit Zorro mitlaufen und dein Kater ist ja sowieso selbständig.“
„Stimmt.
Selbstversorger ist er allerdings nicht.“
„Na
ja, ich glaube, ich werde es knapp schaffen, dem Raubtier zweimal am Tag etwas
zu Essen hinzustellen“, antwortete sie trocken.
14.
März 2012
Zwei
Tage später stieg Miri aus dem klapprigen französischen Zug. Den ersten Teil
der Strecke hatte sie mit dem TGV zurückgelegt, den zweiten mit der
Regionalbahn in einem geruhsameren Tempo. Sie war froh, dass sie nicht in einen
der häufigen Streiks des Zugpersonals geraten war. Irgendwo in der Mitte von
Nirgendwo auf einem französischen Bahnhof zu landen ohne Aussicht auf
Weiterfahrt hätte ihr noch gefehlt. Sie hatte Glück gehabt. Tief atmete sie die
Gerüche um sich herum ein. Das waren auf dem Bahnhof allerdings nicht die
würzigen Kräutergerüche des Südens. Sie rümpfte die Nase. Vielmehr roch es nach
dem metallischen Geruch der Schienen, vermischt mit dem Gestank von altem Urin
und schlecht funktionierender Kanalisation.
Ein
alter Mann mit schlohweißem Haar schien ihr am Ende des Perrons zu winken.
Erfreut winkte sie zurück. Luc kam sie abholen. Sicher hatte ihn Josephine
losgeschickt. Sie freute sich zu sehen, dass die beiden offenbar nach wie vor
ein Paar waren. Schon bei Ihrem Besuch im letzten Herbst hatte sie die beiden
kennen und schätzen gelernt. Miri wollte ihm schon förmlich die Hand reichen,
als er sie erst in eine bärenwürdige Umarmung zog und ihr gleich darauf drei
enthusiastische Küsse aufdrückte. Er nahm ihr die kleine Reisetasche ab.
„Schön,
dass du hier bist. Zu zweit wie ich sehe“, bemerkte er und deutete eine
Bauchrundung an. Obwohl, viel deuten musste er nicht. Sein eigener Bauch
spannte nach wie vor deutlich über seinem Hosenbund. Er schien dasselbe zu
denken und lachte. „Mein Bauch bleibt. Du bist deinen bald wieder los.“
Miri
fiel in sein Lachen ein. Etwas überwältigt von der herzlichen Begrüßung fühlte
sie sich fast ein bisschen scheu. Ihr Französisch war zwar nicht schlecht, bei
seinem südfranzösischen Patois musste sie jedoch immer ein bisschen genauer
hinhören, um alles zu verstehen. Aber Luc machte es ihr leicht. Auf der Fahrt
zu Josephines Haus machte er sie auf verschiedene Dinge aufmerksam. Ein
blühendes Feld, die grünen Bäume, ein halbwegs fertig gestelltes Haus eines
Bekannten, ein Kriegerdenkmal. Sie öffnete das Fenster einen Spalt und genoss
die laue Luft. Nun konnte sie auch die angenehmen Düfte der südfranzösischen
Kräuter, die sich bereits vorsichtig der Sonne entgegenstreckten, riechen. Hier
war der Frühling bereits deutlich spürbar und es waren nur noch ein paar Wochen
bis zur Spargelernte. Sie entspannte sich und genoss das Dahinplätschern von
Lucs Stimme. Er schien keine wirkliche Beteiligung zu erwarten und war
zufrieden, eine interessierte Zuhörerin zu haben. Schon bald ließen sie das
Dorf, in dem Luc seine Garage hatte, hinter sich und bogen auf die schmale
Straße ein, die über ein paar Kurven zu Josephines Häuschen führte. Als sie die
letzte Biegung umrundeten, konnte sie eingebettet zwischen einem kleinen
Rebberg und einem lebhaften Bach bereits das gedrungene Dach mit dem
windschiefen Kamin sehen. Rauch stieg auf. Sie freute sich sehr auf das
Wiedersehen mit Kajas Großmutter. Luc sah ihr Lächeln.
„Du
freust dich, hein?“
Sie
nickte.
„Alors,
dann nichts wie hin“, meinte er und beschleunigte den alten, tiptop gepflegten
Citroên.
Josephine
stand schon in der Tür, als sie ausstiegen. „Hat alles geklappt, wie ich sehe“,
hieß sie die beiden willkommen. Auch von ihr wurde Miri mit den üblichen
Küsschen begrüßt. Das angenehme Gefühl der pergamentenen Haut an ihrer Wange
und der Duft nach Kräutern und Holzkohle drohten sie zu überwältigen. Impulsiv
schloss sie die alte Frau in die Arme und drückte sie.
„Wenn
ich eine Großmutter hätte, würde ich mir wünschen, sie wäre so wie du.“
Josephine
tauschte mit Maxi, die unbemerkt von Luc mitgereist war, einen Blick aus. „Das
musst du dir nicht wünschen. Als Drachenschwester von Kaja hast du mich gleich
als Großmutter dazu bekommen. Sozusagen im Kombipaket.“
Miri
schniefte und musste gleichzeitig Lachen. „Danke. Und entschuldige bitte die
rührselige Szene. Im Moment scheint es, als hätten meine Hormone mich im Griff
statt umgekehrt.“
Josephine
tätschelte ihr begütigend den Rücken. „Mach dir
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