Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
keine Gedanken. Komm erst
einmal rein.“
Luc
räusperte sich. „Hier ist noch deine Tasche. Ich gehe dann mal. Bis heute
Abend?“, fragte er am Josephine gewandt.
„Genau.“
Miri
sah unbehaglich zu, wie sie ihm zum Abschied winkte. „Er kann gut bleiben.
Wegen mir muss er nicht gehen. Ich will eure Gewohnheiten nicht stören.“
„Er
muss sowieso nach seinen Autos schauen. Irgendeines braucht ihn immer. Wir
sehen uns später, keine Angst.“
Sie
scheuchte Miri in das Innere des kleinen Hauses. Alte, vom Rauch dunkel
gefärbte Balken dominierten den Raum. Obwohl sie nicht sehr groß war, musste
sie immer wieder Kräuterbündeln ausweichen, die feinsäuberlich zum Trocknen
aufgehängt waren.
„Setzt
euch.“
Mit
einem Seufzer ließ sich Miri an dem alten Tisch nieder und begann die weiße
Katze zu streicheln, die auf ihrem Lieblingsplatz, der Fensterbank, an der
Sonne saß. „Hallo Ria. Ich dachte, ich besuche dich wieder einmal“,
schmeichelte sie, während sie sie zwischen den Ohren kraulte.
Die
Katze schien eine Augenbraue hoch zu ziehen, als würde sie ihren Worten nur
bedingt Glauben schenken.
„Stimmt
ja“, gab Miri zu. „Aber es ist trotzdem nett, dich zu sehen.“
Ria
blinzelte. Josephine stellte einen Krug dampfenden Kräutertees auf den Tisch
und stellte zwei Tassen dazu. Nach einem Seitenblick auf Maxi ging sie zum
Kühlschrank und schenkte Milch in eine flache Schale.
Die
Nasenflügel der Drachin bebten. „Danke.“
Josephine
warf ihr einen schrägen Blick zu. „Ich kann dich denken hören, vergiss das
nicht.“ Zu Miri gewandt meinte sie: „Was die immer mit meinem Holunderschnaps
haben, weiß ich nicht.“
„Er
scheint sehr lecker zu sein“, stimmte sie ihr lächelnd zu.
Diese
schnaubte nur. „Ich weiß nicht. Ich glaube eher, es ist eine grundsätzliche
Neigung zum Alkohol.“
Maxi
tat derweil völlig unbeteiligt, als ginge die ganze Konversation sie nichts an.
„Zugegebenermaßen
ist dein Drache um einiges besser erzogen als mein, pardon, Kajas Drache.
Während das Alter mich offenbar meine Manieren vergessen lässt“, fügte sie
hinzu und wandte sich an Maxi. „Ich bin Josephine, Kajas Großmutter und
ehemaliger Schützling von Lance. Kennst du Lance?“
Erfreut
schüttelte die Drachin mit ihrer Pranke Mémés Hand und errötete tatsächlich in
allen möglichen pinkfarbenen Nuancen, als Lance Name fiel.
Miri
amüsierte sich prächtig.
„So,
jetzt zu dir, junge Dame. Wie ich höre, läufst du vor einer Liebesgeschichte
davon?“
Jetzt
war es an Miri, verlegen herumzustottern. „Äh, so würde ich das nicht nennen.
Ich muss mir einfach über einiges klar werden. Dabei kann ich keine Ablenkung
gebrauchen. Lange Spaziergänge durch die Rebberge werden mir gut tun. Wenn du
Hilfe brauchst, melde dich bitte. Ich gehe dir gerne zur Hand.“
Josephine
ließ sich von dem Themenwechsel nicht täuschen, beschloss aber, sie für den
Moment in Ruhe zu lassen. „Dieses Angebot nehme ich gerne an. Ruhe wirst du
hier zu genüge finden. Ich lasse dich bereits heute Abend alleine. Wie du eben
gehört hast, bin ich mit Luc verabredet.“ Sie deutete auf die graue
Granitabdeckung der Küche. „Ich habe dir etwas zu essen hingestellt.
Rindsragout. Du musst es nur noch aufwärmen. Das Zimmer ist dasselbe wie beim
letzten Mal. Du findest dich sicher zurecht.“
Miri
trank einen Schluck Tee. Endlich einmal etwas anderes als Fencheltee, auch wenn
sie nicht genau definieren konnte, was es war. „Vielen Dank. Für den Tee. Und
dafür, dass ich kommen durfte.“
„Jederzeit.“
Josephine stand auf und trug ihre Tasse zur Spüle. „Ich bin im Atelier, falls
du mich brauchst.“
Miri
blieb noch eine Weile sitzen, genoss die Gesellschaft von Maxi und Ria. Dann
schob sie ihren Stuhl zurück und räumte ihre eigene Tasse und die nunmehr leere
Schale weg. Sie gähnte. „Ich bringe meine Sachen hoch, kommst du mit?“ Im
Zimmer packte sie die paar Kleider und ihren Notizblock aus und zog sich
Jogginghosen und Hausschuhe an. Probeweise legte sie sich aufs Bett. In der
nächsten Sekunde war sie eingeschlafen. Liebevoll strich ihr Maxi über die
kurzen Locken und deckte sie zu.
Spät
abends kehrte Josephine zurück. Maxi wartete bereits in der Küche auf sie. Sie
warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Dachte
ich mir schon, dass du noch wach bist.“ Sie legte ihren Mantel und das
Schultertuch ab. Aus dem Schrank neben der Treppe nahm sie eine Flasche.
„So,
jetzt gönnen wir uns ein
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