Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
noch ein Stückchen weiter vorrücken ließ. Da Kaja heute keine Termine hatte
und sie selbst sowieso nicht, hatten sie sich darauf geeinigt, den Wecker nicht
zu stellen. Gedankenverloren streichelte sie Chilis warmes Fell, der sich wie
jede Nacht neben ihr zusammengerollt hatte. Kaja und Zorro teilten sich das
klapprige Sofa und waren offenbar noch im Tiefschlaf, dem Schnarch-Duett nach
zu schließen, das aus dieser Richtung zu hören war. Arbeitslos zu sein hatte auch
seine Vorteile. Sie grinste in sich hinein.
„Nicht
arbeitslos! Selbständige Unternehmerin“, ertönte eine tadelnde Stimme in ihrem
Kopf. Maxi. Suchend blickte sie sich um, bis sie ihren Drachen im Korb mit den
Filzresten entdeckte, der zwischen der Wand und dem Bett stand. Ungefähr so
groß wie eine Ratte.
Amüsiert
antwortete ihr Miri telepathisch: „Große Töne für ein so kleines Wesen.“
„Das
lässt sich leicht ändern.“ Mit diesen Worten streckte sie sich und wuchs dabei
zu ihrer Alltagsgröße heran. Dabei kam sie allerdings mit der Wand und dem Bett
in Konflikt und stieß prompt mit dem Kater zusammen. Nicht sehr erfreut über
diese abrupte Art, geweckt zu werden, sprang er fauchend auf und verzog sich
schmollend in die Küche.
„Ups“,
meinte Maxi nur.
„Ja,
ups. Ich sehe schon, diese Wohnung ist nicht sehr geeignet für Drachen.“ Sie
seufzte. Auch wenn die Erkenntnis gestern schon fast einer Offenbarung gleich
kam, schienen die Probleme, mit welchen sie sich in näherer Zukunft würde
auseinandersetzen müssen, nicht weniger zu werden. Im Gegenteil.
„Das
kannst du laut sagen“, grummelte Maxi.
Zorro,
der von Chilis plötzlichem Aufschrecken ebenfalls aufgewacht war, hatte
inzwischen Sierra geweckt.
„Guten
Morgen“, begrüßte Miri sie gut gelaunt.
„Morgen“,
kam es schlaftrunken zurück.
In
der Zwischenzeit hatte Chili wohl beschlossen, dass ihm das zu lange dauerte
mit der Frühstückslieferung. Er hatte sich demonstrativ auf das Fußende ihres
Bettes gesetzt und schaute sie unverwandt an. Das würde er jetzt die nächsten fünf
Minuten beibehalten, bis er sich auf lautstarkes Miauen verlegte.
Also
gut. Es schien, als würde sie nicht darum herumkommen, aufzustehen. Sie schlug
die Decke zurück und sprang aus dem Bett. „Ich hole uns Brötchen“, informierte
sie Kaja, die offenbar Mühe hatte wach zu werden. Eine enthaltsame Lebensweise
hatte also auch seine Vorteile. Sie grinste in sich hinein. Schnell tauschte
sie ihren Pyjama gegen ihre Jogginghosen und ein altes T-Shirt. Winterstiefel
und eine voluminöse Strickjacke vervollständigten das Outfit. Der Weg zum
Bäcker war nicht weit und sie hatte es gerne bequem während sie frühstückte.
Bevor sie ging, erbarmte sie sich noch Chilis und stellte ihm sein Futter hin.
Auf
dem Rückweg schnappte sie die Zeitung aus dem Briefkasten, klemmte sie sich
unter den Arm und sprintete die Treppe hoch. Bereits vor der Tür duftete es
verführerisch. Super. Offenbar hatte Kaja bereits Kaffee gemacht. Sie ging
hinein und erspähte Maxi, die es sich offenbar in der Küche bequem gemacht
hatte. Sie gesellte sich zu ihr und ließ die Zeitung achtlos auf den
Küchentisch fallen.
„Nochmals
guten Morgen“, grüßte sie die Drachin gut gelaunt. „Wie ich sehe, hat Kaja sich
bereits nützlich gemacht.“
„Nicht
Kaja. Das war ich“, entgegnete Maxi wichtig.
Verblüfft
drehte sich Miri zu ihr um. „Du?“
„Jetzt
tu nicht so erstaunt. Ich werde es doch wohl noch schaffen, Kaffee
aufzubrühen.“
„Ähm,
okay? Das ist gut nehme ich an. Sehr gut sogar. Das eröffnet natürlich völlig
neue Möglichkeiten“, grinste Miri.
„Wie
meinst du das?“, fragte Maxi, misstrauisch über die Zufriedenheit in Miris
Stimme.
„Nun
ja, ich nehme an, wenn eine Cafetiere keine Herausforderungen für die
darstellen, kommst du auch, sagen wir mal, mit einem Staubsauger zurecht.“
Maxi
verschluckte sich an ihrem Kaffee und spuckte ihn in hohem Bogen quer über den
Tisch. Miri wartete, bis der Hustenanfall abebbte und hielt ihr dann ungerührt
den Lappen hin. „Oder mit dem Aufwischen von Fußböden.“
„Das
ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
„Doch“,
erwiderte Miri trocken. „Offensichtlich passiert dir das öfters, dass du
Getränke in hohem Bogen wieder ausspuckst.“ Sie wandte sich ab, um die Brötchen
auf einem Teller zu arrangieren.
Angewidert
betrachtete Maxi den Fußboden und den Lappen in ihrer Hand. Chili saß in der
Zwischenzeit auf der Fensterbank,
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