Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
putzte einer seiner Pfoten und betrachtete
die Szenerie hoheitsvoll.
„Kein
Grund für schadenfrohe Gedanken“, teilte ihm Maxi telepathisch mit.
„Ich
denke, es gibt keinen besseren Grund“, gab der Kater zurück und widmete sich
seiner anderen Pfote.
Maxi
wollte sich schon erbost aufplustern, als Miri sich einmischte. „Schluss jetzt,
ihr beiden! Ihr habt wohl vergessen, dass ich euch höre. Chili, wenn du nicht
aufpasst, siehst du bald aus wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.“ Was
Chili dazu veranlasste, sich auf das Dach zurückzuziehen und ihr ein
zustimmendes Nicken von dem Drachen einbrachte. „Und Maxi, freu dich nicht zu
früh, ich wäre tatsächlich froh, wenn der Tisch und der Boden bald sauber
wären, damit ich das Frühstück anrichten kann. Wo steckt denn überhaupt Kaja?“
„Ich
bin hier.“ Kaja stand im Türrahmen, Zorro bei Fuß. „Respekt. Du hast die beiden
gut im Griff. So gesehen sehe ich keine Probleme für dich als Mutter.“ Miris
Miene verdüsterte sich ein wenig, wie Kaja erschrocken sah. „Tut mir leid. Ich
wollte dir nicht die gute Laune verderben.“
Miri
winkte ab. „Schon gut. Ich hatte nur eben nicht daran gedacht. Mit dem Thema
muss ich mich über kurz oder lang sowieso eingehender beschäftigen. Aber erst
wird gefrühstückt. Falls Maxi irgendwann so weit ist“, fügte sie bedeutungsvoll
hinzu. Finster blickte der Drache zu ihr auf.
„Wie
hast du denn das geschafft?“, warf Kaja ein, froh darüber, ein unverfängliches
Thema gefunden zu haben.
„Was
geschafft?“, fragte Miri abgelenkt, während sie Kaffeetassen für sich und Kaja
in den Tiefen ihres Schrankes suchte. „Na, dass Maxi putzt. Das würde ich Lance
auch gerne beibringen, diesem Nichtsnutz!“
Miri
lachte. Sie hatte endlich zwei fast unversehrte Tassen gefunden und füllte sie
mit dem heißen Getränk. „Das ist jetzt aber nicht sehr nett.“
„Na
ja, Lance hat viele gute Qualitäten. Aber putzen gehört weiß Gott nicht dazu.
Im Gegenteil. Für solche Situationen hat er einen sechsten Sinn und
verschwindet jeweils auf der Stelle.“ Sie setzte sich an den kleinen Tisch.
Zorro quetschte sich darunter.
„Recht
hat er“, murmelte Maxi säuerlich, während sie sich aufrichtete. Den inzwischen
schmutzigen Lappen hatte sie angewidert zwischen zwei spitze Krallen geklemmt
und trug ihn mit Todesverachtung zur Spüle. Dort ließ sie ihn fallen und kehrte
an den Tisch zurück.
Miri
verbiss sich ein Lachen. „Danke.“
„Pah!“
Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Demonstrativ ignorierte sie die beiden
Frauen. Sie schnappte sich ein Brötchen und einen Teil der Zeitung. Während
Miri Butter, Honig und Nutella auf den Tisch stellte und im Kühlschrank nach
Joghurt suchte, widmete sich Kaja dem Rest der Zeitung. „Da ist ein Brief für
dich dabei“, ließ sie sich vernehmen.
„Ein
Brief?“, fragte Miri erstaunt nach. „Das ist bestimmt nur eine Werbesendung.
Der Postbote kommt immer erst kurz vor Mittag vorbei.“
„Hm,
vielleicht, es ist nicht einmal eine Briefmarke drauf. Deine exakte Adresse
allerdings schon.“
Miri
setzte sich dazu und nahm den Umschlag entgegen. „Seltsam.“ Sie legte den Brief
zur Seite. „Jetzt will ich erst mal frühstücken“, meinte sie und nahm einen
herzhaften Bissen von ihrem Honigbrot.
„Tut
mir leid, wenn ich wieder mit dem Thema anfange. Aber von Morgenübelkeit bist
du bis jetzt nicht geplagt?“
Miri
seufzte. „Nein, zum Glück nicht. Da bin ich schon ziemlich froh. Wenn das jetzt
auch noch die ganze Zeit über wäre… Also das hätte mir gerade noch gefehlt.“
Nach
dem Frühstück räumte Miri den Tisch ab, während Kaja noch ihren Kaffee fertig
trank und Maxi beide mit Missachtung strafte. Kaja fiel wieder der weiße
Umschlag ins Auge. „Soll ich ihn aufmachen?“
Miri
zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Klar. Wieso bist du denn so
fasziniert von dem Ding? Ich bin sicher, es ist nichts Persönliches. Von mir
aus kann der Brief auch auf direktem Weg ins Altpapier.“
„Keine
Ahnung. Nur so ein Gefühl…“ erwiderte die Freundin unbestimmt und riss den
Umschlag auf. Miri wusch in der Zwischenzeit die Teller ab. Maxi allerdings
hatte bei Kajas Worten den Kopf gehoben und verfolgte gespannt das geschehen.
„Und,
was ist es jetzt?“, wollte Miri über ihre Schulter wissen, während sie die
letzten Tropfen von der Arbeitsfläche wischte und mit einem Küchentuch
nachtrocknete.
„Das
musst du dir ansehen.“ Kajas
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