Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
unhandlichen
Drachen neidisch sein. Sie atmete tief durch und setzte sich an den Tisch. Dann
drehte sie sich auf dem Stuhl um und blickte Maxi offen an. „Tut mir leid, ich
hatte ein bisschen viel Stress heute.“
„Aha.“
Die Drachin ließ hoheitsvoll ein wenig grauen Rauch zu ihren Nüstern
herausquellen. Joker und Zorro, die die Spannung spürten, hatten sich
vorsichtshalber unter den Tisch verkrochen und blinzelten zwischen den
Stuhlbeinen hervor. Bei diesen seltsamen Zeitgenossen wusste man nie. Sicher
war sicher.
„Äh,
ja, also...“ Jetzt geriet Sierra doch etwas aus der Fassung. Aber eher würde
sie tot umfallen, als das zuzugeben. Sie straffte die Schultern. „Was ich sagen
wollte: freut mich, dich kennen zu lernen.“
Maxi
beschloss, das Spielchen furchterregender Drache hätte nun lange genug
gedauert. Der Rauch versiegte und auf ihrem Gesicht erschien ein breites
Grinsen. Zugegebenermaßen sah man so nur noch mehr von ihrem scharfen Gebiss.
Aber der Gesamteindruck war definitiv freundlich. Zumindest für
Drachenverhältnisse. „Das Vergnügen ist ganz meinerseits.“
Puh.
Gerade noch die Kurve gekriegt, dachte Sierra erleichtert. Nach dem Aufseufzen
der anderen beiden zu schließen, erging es ihnen nicht viel anders. Sie
tauschten über den Tisch einen verstohlenen Blick aus und prusteten los.
„Habe
ich etwas verpasst?“, fragte Maxi leicht indigniert. Das ging nicht an, dass
diese drei Gören – okay, in Menschenjahren vielleicht Frauen, in Drachenjahren
definitiv Gören – sich über sie lustig machten.
Miri
beruhigte sie. „Wir lachen nur über uns drei. Und wie ähnlich wir uns manchmal
sind. Jetzt hatten wir alle Sorge, dass du und Sierra sich nicht verstehen
würden.“
Auch
die Hunde hatten inzwischen gemerkt, dass die Gefahr vorbei war und stimmten
mit lautem Heulen (Zorro) und Gekläffe (Joker) in die heitere Stimmung ein.
Schon
besser. Offenbar hatten sie mehr Respekt vor ihr, als sie sich anmerken ließen.
Zufrieden gestellt holte sie sich ihren Holunderschnaps vom Tisch und setzte
sich auf eines der breiten Fensterbretter.
Die
drei Frauen unterhielten sich über dies und das und ließen schwierige Themen
vorerst mal beiseite. Miri hatte auf ihrem Handy Fotos von ihren Filzdrachen
mitgebracht. „Die sind toll“, meinte Kaja bewundernd. „Hör mal, könnte ich
nicht einen oder zwei dieser Bilder auf meine Internetseite stellen? Die würden
sich doch hervorragend als Weihnachtsgeschenk eignen!“
„Ich
bin froh, dass du das auch so siehst“, antwortete Miri erfreut. „Ich schick dir
die Bilder gern. Wegen deiner Beteiligung haben wir ja schon gesprochen. Ich
mache mir noch Gedanken zur Preisgestaltung. Muss erst mal zusammenrechnen, was
mich eines dieser Filzmonster überhaupt kostet.“
„Ich
muss doch bitten!“, ließ sich Maxi vom Fenster vernehmen. „Das Monster gehört
immerhin zu meiner Familie“, meinte sie, nur halb im Scherz.
„Sind
wir aber empfindlich“, rutschte es Sierra spöttisch raus. Ups. Da war ihr
Mundwerk schneller gewesen als ihr Hirn. Unbewusst zog sie den Kopf zwischen
den Schultern ein.
„Keine
Angst, ich fresse dich schon nicht. Zumindest nicht sofort“, fügte die Drachin
nach einer kleinen kunstvollen Pause hinzu.
Miri
beobachtete den Schlagabtausch zwischen den beiden amüsiert. Kopfschüttelnd und
mit einem Lächeln auf den Lippen nahm sie den Faden ihres Gesprächs mit Kaja
wieder auf. „Meinst du, die werden sich verkaufen?“
„Da
bin ich mir sicher. Einige meiner neuen Kunden sind genau auf dieser
Wellenlänge.“
„Dann
wollen wir mal darauf hoffen! Ich könnte nämlich eine kleine Finanzspritze gut
gebrauchen.“
„Wie
ist denn der aktuelle Stand deiner Pläne?“, wollte Sierra wissen, die sich auch
wieder am Gespräch beteiligte. Miri wollte ihr gerade antworten, da wurde sie
von Kaja unterbrochen.
„Wartet
doch mit den ernsthaften Gesprächen, bis wir gegessen haben. Hungrig lassen
sich keine Probleme lösen.“
Miri
war froh um die kleine Galgenfrist, denn sie wusste immer noch nicht, wie es
jetzt weitergehen sollte. Sierra stand gefühlt sowieso meistens kurz vorm
Verhungern, weshalb beide dem Vorschlag eifrig zustimmten.
Nachdem
sich alle inklusive des Drachens die Bäuche vollgeschlagen hatten (was wieder
einmal zu wilden Spekulationen über den tatsächlichen Drachenstoffwechsel unter
den Anwesenden geführt hatte), wollte es Sierra aber endlich wissen. „So, jetzt
sind wir alle satt. Nun gibt es keine
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