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Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Fox
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Eigentlich heißt es, Menschen würden ruhiger mit fortschreitendem Alter.
Wie ich sehe, ist das bei dir nicht der Fall. Immer noch dasselbe hitzige
Temperament wie früher.“
    „Richtig.
Also los, lass mich durch.“
    „Nein.
Natürlich wundere ich mich, wenn du auf einmal so geheimnisvoll tust und
gleichzeitig Sorgenfalten auf deiner Stirn züchtest.“ Als Miri nichts darauf
erwiderte und sie nur trotzig anstarrte, fuhr sie fort. „Hast du deine Zunge
verschluckt?“
    Miri
merkte, dass ihre Drachenfreundin nicht locker lassen würde. Ihre Wut
verrauchte und sie seufzte resigniert. „Also gut. Aber es wird dir nicht
gefallen. Du hast deine Meinung zu diesem Thema mehr als deutlich gemacht.“
    „So
viel habe ich mir schon gedacht.“
    „Ich
wollte schauen, ob ich mich mit meinem Onkel und meiner Tante nicht doch
vertragen kann. Vielleicht freuen sie sich schlussendlich ja doch über das
Kleine. Das macht sie zu… hm, Großtante und -onkel?“
    „Versprich
dir nur nicht zu viel davon…“
    „Siehst
du, deshalb wollte ich mit dir darüber nicht sprechen. Ich wusste, du findest
die Idee blöd.“
    Maxis
Gesichtszüge wurden weicher und sie schrumpfte wieder auf ihre normale
Indoor-Größe zusammen. „Ach Miri. Ich finde die Idee nicht grundsätzlich blöd.
Aber vergiss nicht, ich war bei den letzten Begegnungen mit deinen Verwandten
dabei. Die waren nicht sehr erfreulich. Ich will doch nur vermeiden, dass du
noch mehr verletzt wirst.“
    Wieder
etwas versöhnt, umarmte Miri ihren Drachen und lehnte sich an sie. „Das verstehe
ich. Im Grunde glaube ich nicht, dass es etwas bringt, das stimmt schon. Es ist
nur, wie soll ich das erklären…“ Sie trat einen Schritt zurück und schaute Maxi
in die Augen. „So wie es aussieht, wird mein Wurm, äh Pardon, ich mein
natürlich Drachenkind“, sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, „ohne
Vater aufwachsen. Also auch ohne Großeltern. Und dann muss ich sagen, ‚sorry,
andere Verwandte gibt’s zwar, aber mit denen habe ich mich leider überworfen
und nie versucht, die Differenzen zu bereinigen’? Nein, dann will ich
wenigstens mit gutem Gewissen sagen können, ich hätte alles versucht.“ Sie
machte eine Pause, ihr Blick war nach innen gerichtet. Dann schaute sie Maxi
wieder an: „Verstehst du das?“
    „Hm.
Ja“, brummte diese. „Also, dann los ans Telefon.“
    „Das
habe ich schon zigmal versucht. Im Geschäft und auch zu Hause. An beiden Orten
ist immer besetzt, vielleicht haben sie das Telefon ausgestöpselt. Ich werde
nachher bei ihnen vorbeigehen, vielleicht ist jemand daheim.“
    „Soll
ich mitkommen?“
    „Hm,
lieber nicht. Ich schaffe das schon alleine.“
    „Na
gut, wenn du meinst… dann genieße ich meine freie Zeit und gehe ein bisschen
fliegen.“
    „Fliegen“,
wiederholte Miri sehnsüchtig. Das klang ungleich verlockender als schon von
vornherein zum Scheitern verurteilte Friedensangebote zu machen. Sie riss sich
zusammen und straffte die Schultern. „Gut. Dann treffen wir uns mittags hier
mit Kaja.“
    Maxi
sah ihr nach, als sie im Badezimmer verschwand. Es gefiel ihr zwar nicht, Miri
alleine dorthin gehen zu lassen. Sie hatte beim letzten Mal gesehen, dass bei
Miris Onkel mehr als eine Schraube locker war. Sehnsüchtig schaute sie aus dem
Fenster. Andererseits lockte sie das schöne Flugwetter zum Üetliberg. Sie
könnte ja beides machen, räsonierte sie. Erst fliegen, dann eine Kontrollrunde
bei Miri. Die war jetzt sowieso erst einmal unter der Dusche. Mit einem
telepathischen ich bin dann mal weg verabschiedete sie sich und flog
los.
    Miri
duschte lange und gründlich. Dann stellte sie laute Musik von Adele an
und kümmerte sich um ihre vernachlässigten Zehennägel. Zupfte ihre Augenbrauen.
Schminkte sich sorgfältig. Sie lackierte sogar ihre Nägel, nachdem sie sich
fertig angezogen hatte. Alte Jeans und eine Bluse – ganz wie ihre Zieheltern
das mochten. (Dann übersahen sie vielleicht den Nagellack. Hoffen durfte man
ja.)
    Besser
gesagt, wie ihr Onkel das mochte. Ihre Tante hatte seit Jahren keine eigene
Meinung mehr, wie es schien. Verständnislos schüttelte sie den Kopf. Solche
Beziehungen würde sie nie begreifen. Vermutlich hatte sie deshalb nie lange
dauernde Beziehungen. Lieber weg sein, bevor sich solche destruktiven Dynamiken
einschlichen.
    Sie
testete, ob der Nagellack schon trocken war. Ja, definitiv trocken. Es schien,
als hätte sie keine Ausrede mehr, den Besuch bei ihren Verwandten
hinauszuschieben.

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