Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
und klopfte ihr anerkennend
auf die Schulter.
Bei
ihrem Hauseingang angekommen, fischte sie die Zeitung aus dem Briefkasten.
Dieser Tag hatte richtig gut angefangen, fand sie, als sie die Treppe hochging.
In der Küche angekommen, ließ sie Tüte und Zeitung erst einmal auf den Tisch
fallen und machte sich daran, Kaffee zu kochen. Nach wie vor gönnte sie sich
pro Tag eine Tasse des während der Schwangerschaft theoretisch untersagten
Gebräus. Sie tröstete sich damit, dass eine Tasse Kaffee nicht so schlimm sein
konnte. Immerhin rauchte sie nicht und auf Alkohol verzichtete sie auch. Das
musste doch für irgendetwas zählen, beziehungsweise ihre Tasse Kaffee
wettmachen. Während sie darauf wartete, dass das Wasser hochkochte, schnappte
sie sich ihr Schokoladencroissant. Sie wollte kein Risiko eingehen. Ihre
Drachenfreundin schien in letzter Zeit eine Vorliebe für Süßes entwickelt zu
haben. Besser, sie vernichtete das süße Teil schnellstens selber.
Maxi
setzte sich auf den einen Stuhl und begann die Zeitung zu lesen. Dabei fiel ein
länglicher Briefumschlag zu Boden. Miri bückte sich und wollte ihn, in der Annahme,
es handle sich um Werbung, unbesehen ins Altpapier entsorgen. Aus einem Impuls
heraus drehte sie ihn um. Und erstarrte. Die Härchen auf ihrem Nacken stellten
sich auf. Ihr Puls beschleunigte sich und ihr wurde auf der Stelle schlecht.
Ein unauffälliger Umschlag ohne Anschrift. Das konnte doch nicht sein. Sie warf
den Umschlag auf den Tisch, als hätte sie sich daran verbrannt.
Maxi
blickte von ihrer morgendlichen Lektüre auf. „Was ist denn?“
„Da.“
„Du
meinst doch nicht, dass es wieder so ein Brief ist?“
„Doch.
Genau das befürchte ich.“
„Machst
du ihn auf?“
„Etwas
anderes wird mir kaum übrig bleiben. Oder?“ Hoffnungsvoll blickte sie zu ihrer
Drachenfreundin hinüber. Vielleicht wusste sie ja eine andere Lösung? Zum
Beispiel Instant-Hypnose, so dass sie den Vorfall vergessen konnte?
„Was
schaust du mich so an? Soll ich den Brief in Flammen aufgehen lassen?“
Andeutungsweise ließ Maxi ein kleines Flämmchen aus ihrem Maul züngeln.
„Wäre
wahrscheinlich am sinnvollsten“, murmelte Miri und wischte sich die schweißnassen
Hände an ihren Jogginghosen ab. Demonstrativ wandte sie sich von dem Brief ab
und ihrem Kaffee zu. Prioritäten setzen war wichtig. Gerade in Situationen wie
diese. Sie füllte zwei Tassen und hielt eine davon ihrer geflügelten Freundin
hin.
„Danke.“
Maxi war eine wohlerzogene Drachenlady. Zumindest wenn sie es wollte.
„Bitte
schön.“ Miri nahm einen Schluck von ihrer Tasse und setzte sich dann aufrecht
hin. Dann mal los mit dem Ernst des Lebens, dachte sie grimmig und riss den
Briefumschlag auf. Genau dieselbe Schrift wie beim letzten Mal. Fast der
gleiche Inhalt. Nur schlimmer. Falls das überhaupt möglich war. Langsam fiel es
selbst ihr schwer, an einen dummen Lausbubenstreich zu glauben. Sie reichte den
Brief an Maxi weiter, die ihn aufmerksam durchlas.
Als
sie fertig war, blickte sie auf und schaute Miri besorgt an. „Was machst du
jetzt?“
Miri
zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich weiß beim besten Willen nicht, wer
mich so sehr hasst, dass er mir solche Briefe schickt. Aber so langsam habe ich
Angst.“ Sie raufte sich die kurzen Haare. „Erst mal leg ich ihn zum andern
dazu. Solange ich nicht weiß, was ich deswegen unternehmen will, erzähl ich
wohl am besten niemandem davon. Sonst schickt mir Kaja gleich die Kavallerie
auf den Hals.“
Maxi
zog eine Augenbraue hoch. „Das wäre vielleicht nicht das Schlechteste, was dir
passieren könnte. Auf jeden Fall, wenn ich die Alternativen bedenke. Da war von
öffentlicher Steinigung die Rede.“
„Ich
habe ja dich als meinen persönlichen Wachhund“, spielte Miri die Situation mit
einer Selbstsicherheit herunter, die sie eigentlich gar nicht fühlte.
„Wenn
du meinst…“ Maxi war sich nicht sicher, dass dieses Vorgehen ein guter
Schachzug war. Sie spürte aber, wie ihr Schützling verzweifelt versuchte, keine
Vollkrise zu schieben und hielt den Mund. Gespielt munter fragte sie: „Was
steht denn, abgesehen von briefschreibenden Irren, sonst noch auf dem
Tagesprogramm?“
Miri
nahm die Gelegenheit, das Thema zu wechseln, gerne an. „Kaja anrufen. Hoffen,
dass wir uns mit dem schlechten Zustand des Pächterhäuschen irren.“
Themenwechsel war ja schön und gut. Jetzt sollte nur das Hirn wieder so weit
funktionieren, dass die Bildung von ganzen
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