Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Scheint, als ob ich nicht darum herum kommen werde…“ Sie stand
auf und kramte sie aus einem Stapel Papiere hervor. Dabei entdeckte sie eine
Schachtel mit Schmerzmittel, welche auf ihrem Schreibtisch lag. Sie nahm beides
mit zum Sofa. Dort reichte sie Simon die beiden Briefe und drückte sich ein
Paracetamol raus.
„Bist
du sicher, dass das eine gute Idee ist?“
„Mein
Kopf tut höllisch weh. Das sind Schmerztabletten. Die darf sogar ich nehmen,
schwanger wie ich bin.“
„Ich
meinte mich zu erinnern, dass bei einer Gehirnerschütterung Vorsicht geboten
ist mit der Einnahme von Schmerzmitteln.“
„Ehrlich
gesagt, das ist mir momentan egal. Mein Kopf tut weh, ich muss nachher noch
packen und Auto fahren. Zudem hat Paracetamol keine blutverdünnende Wirkung,
also sollte es in Ordnung sein.“
Zweifelnd
schaute Kaja auf die Packung in Miris Hand, wurde dann aber abgelenkt, als
Simon sich räusperte.
„Nicht
schön, diese Briefe hier.“
„Das
ist diplomatisch ausgedrückt“, brummte Miri, nachdem sie ihre hart umkämpfte
Tablette runtergeschluckt hatte.
„Ich
habe ihr dich empfohlen. Aber anscheinend ist mein Vertrauen in dich größer als
ihres. Zur Polizei wollte sie auch nicht.“
„Ehrlich
gesagt, so sehr mir das auch widerstrebt, zuzugeben, Miri verhält sich
richtig.“ Er reichte ihr die Briefe zurück. „Die Polizei kann nichts machen und
auch meine Möglichkeiten sind beschränkt. Ich müsste über Wochen deinen
Briefkasten Tag und Nacht überwachen lassen. Die dabei entstehenden Kosten
stehen in keinem Verhältnis zum Erhalt zweier Briefe. Auch wenn es sicher
unangenehm ist.“
„Mir
machen sie schon Angst.“ Froh, dass ihr Drache in Kleinformat auf ihrem Schoß
Platz genommen hatte, legte sie ihre Arme um den glänzenden Körper.
„Verständlich.
Deshalb finde ich die Idee, zu Kaja zu ziehen, gut. Erzähle möglichst wenigen
Leuten davon. Es reicht auch, wenn die meisten in ein paar Wochen davon
erfahren. Ich würde auch die Post nicht nachsenden lassen. Wenn du möchtest,
leert einer meiner Mitarbeiter einmal die Woche den Briefkasten und sendet dir
die Post von Bern aus zu.“ Miri nickte dankend.
„Und
du hast keine Ahnung, von wem die Briefe sein könnten?“ Als sie verneinte,
bohrte er weiter nach: „Könnten sie nicht auch von deinem Onkel stammen? Was
ich bis jetzt mitbekommen habe, würden die biblischen Verwünschungen sehr gut
zu seinen abstrusen Überzeugungen passen.“
Miri
lief es kalt den Rücken hinunter, aber sie schüttelte den Kopf. „Nein. Er mag
ja nicht ganz richtig im Kopf sein. Aber solche Briefe traue ich ihm dann doch
nicht zu.“ Simon warf Kaja einen Blick zu. Diese zuckte mit den Schultern. Sie
dachte anders darüber und verstand auch nicht, wie Miri ihn immer noch
verteidigen konnte, nachdem was er ihr heute angetan hatte.
„Können
wir in einer halben Stunde losfahren?“, erkundigte sich Simon. Miri nickte.
„Wenn
du mir dein Auto anvertraust, fahre ich es für dich nach Schaffhausen. Bei mir
oben ist man ein wenig aufgeschmissen ohne fahrbaren Untersatz.“
„Danke.
Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.“ Sie stand auf und begann einige
Dinge, die sie gleich mitnehmen wollte, auf dem Bett auszulegen. Einige
Kleider, ihr Necessaire, ein Kissen für den Kater. Sie bat Simon, ihre kleine
Kühltasche mit Chilis Essen zu füllen, eine Tüte Kaffee dazu zu packen und den
unvermeidlichen Fencheltee. Zum Glück musste sie nicht auch noch für den
Drachen packen. „Gut, dass du so pflegeleicht bist“, scherzte sie telepathisch.
Kaja, die das mitbekommen hatte, musste grinsen.
„Ich
fahre schon mal los. Dann reicht mir die Zeit, noch was einzukaufen. Ihr seid
heute Abend bestimmt hungrig.“
„Essen
klingt gut“, stimmte Simon ihr zu.
Miri
hingegen war sich noch nicht so sicher, ob Essen heute eine gute Idee war.
Bedauernd blickte sie auf ihre Bastelsachen. Sie würde den Großteil ihrer
Sachen hier lassen müssen.
Kaja,
die ihren Blick bemerkte, tröstete sie. „Keine Sorge. In ein paar Tagen, wenn
es dir wieder gut geht, kommen wir mit einem Mietbus her und holen deine
restlichen Dinge.“ Dankbar lächelte Miri die Freundin an und musste tatsächlich
ein paar drohende Tränen wegblinzeln. Blöde Hormone! Die Erlebnisse des Morgens
taten ihr Übriges. Sie zog die Nase hoch und riss sich zusammen. Es gab noch
viel zu tun.
Nach
einer überraschend kurzweiligen Fahrt. während der Simon sie erfolgreich mit
allerlei kuriosen
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