Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
ihre Knochenhände mit den Waffen zurück, als hätten sie sich verbrannt. Gut! Tonya atmete erleichtert aus und eilte weiter.
Aus den Augenwinkeln sah sie noch, wie Astorin das Schutzfeld um sich herum verstärkte. Dann begann die Feuerkugel auf seiner Hand zu wachsen. Tonya rannte die Treppe hinauf. Es lockte sie nicht mitzuerleben, wie zerstörerisch ein Feuerball in so einem engen Gang wirkte.
Sie hörte die Kugel bersten. Mit zwei langen Sätzen erreichte Tonya das Ende der Treppe und warf sich zur Seite. Ein glühender Luftstrom brandete in die Halle und verkohlte den Saum ihrer Kutte. Es schien, als würde die Luft noch immer brennen, als die Flammen mit einem letzten Knistern erstarben. Was für eine Zerstörungskraft! Tonya konnte sich nicht vorstellen, dass es dort unten noch etwas anderes gab als geschwärzte Steine. War Astorins Schild stark genug gewesen, ihn vor diesem Inferno zu schützen? Für einen Augenblick huschte ihr der Gedanke durch den Sinn, er wäre in seinem eigenen Feuerzauber verglüht, und sie wäre nun frei zu gehen, wohin es ihr beliebte.
Noch ehe sich Tonya erheben oder gar den Gedanken zu Ende denken konnte, klapperten Schritte in dem Gang. Die Luft wurde wieder heißer, und ein Feuerschein erhellte den Torbogen. Zwei menschengroße Fackeln stürmten in die Halle. Die Kleider waren bereits zu Asche zerfallen. Nun brannten die Körper der Zombies lichterloh. Noch immer hielten sie ihre Waffen in den Händen, und obwohl sie als Untote keinen Schmerz empfinden konnten, schienen sie verwirrt, stießen gegeneinander, taumelten weiter, fielen über einen niedrigen Tisch und rappelten sich wieder auf. Ein Wandbehang fing Feuer, als sie an ihm vorbeistrichen.
Tonya stemmte sich hoch, ohne die brennenden Gestalten aus den Augen zu lassen. Sie würden die gesamte Burg niederbrennen, wenn nicht schnell etwas geschah. Tonya lief ihnen nach und zerrte am anderen Ende des brennenden Teppichs, um ihn von der Wand zu lösen, ehe die Dachbalken Feuer fingen.
»Was tust du da?«
Tonya fuhr herum. Astorin stand unversehrt unter dem Torbogen. Sie deutete auf die brennenden Zombies, die nun auf das Speisezimmer zustrebten.
»Sie stecken die Burg in Brand, wenn wir nichts unternehmen.«
»Ja, weil du so dumm warst, die beiden von mir abzulenken. Sie sind dir gefolgt und haben nicht die ganze Kraft der Vernichtung abbekommen.« Seine Hand wies den geschwärzten Gang hinunter. »Die anderen liegen dort unten – zu Asche zerfallen!«
»Genau wie ich es jetzt wäre, wenn ich mich nicht in Sicherheit gebracht hätte«, rief Tonya empört.
»Du hättest nur zu mir in meinen Schutzschild kommen müssen«, erwiderte Astorin ungerührt.
»Dann sagt mir das beim nächsten Mal«, fauchte Tonya. »Und nun tut etwas, um das Feuer zu löschen! Könnt Ihr kein Wasser oder Eis beschwören?«
»Natürlich kann ich das«, antwortete der Magier kalt. »Aber warum sollte ich es tun? Ich habe nichts dagegen, wenn das Schloss bis auf die Grundmauern niederbrennt -der Graf dagegen schon. Der Sitz seiner Ahnen ist im Begriff, für immer vernichtet zu werden! Das wird ihn aus der Reserve locken.«
Tonya konnte sehen, dass nun auch die Möbel des Speisezimmers Feuer gefangen hatten. Der Wandteppich neben ihr fiel in sich zusammen und wirbelte eine Wolke aus Funken auf. Längst brannten die Vorhänge rechts daneben. Von der Decke bröselte geschwärzter Putz herab. Astorin setzte sich in einen bequemen Sessel und lehnte sich darin zurück, die Hände vor der Brust gefaltet. Die Hitze trieb Tonya von der Wand weg.
»Das ist doch Wahnsinn!«, keuchte sie. Die beiden Zombies hielten sich immer noch auf den Beinen. Nun ergriff einer von ihnen das Treppengeländer und stakste in die obere Etage.
»Was tut Ihr? Wollt Ihr warten, bis die Decke über uns zusammenstürzt?«
Astorin sah gelangweilt nach oben. »Das dauert noch eine Weile. Erst muss der Dachstuhl ausglühen.«
»Warum?«
»Ist das nicht offensichtlich? Gebrauche doch mal deinen Kopf oder sieh zumindest aus dem Fenster. Die Sonne ist noch nicht untergegangen. Der Graf kann nicht hinaus, und er ist auch noch nicht wieder im vollen Besitz seiner Kräfte. Eine bessere Gelegenheit wird sich uns nicht bieten.«
»Und Ihr meint, er geht in diese Falle?«, fragte Tonya zweifelnd.
»Ja, denn er hat keine Wahl. Du musst verhindern, dass er sich in seine unterirdischen Gänge zurückzieht. Also geh dort rüber zu dem Torbogen.«
Tonya wollte gerade anmerken, dass
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