Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
wollen Sie wirklich Mr Inglis ins Gesicht spucken, wo er Ihnen doch immer nur ein Freund gewesen ist?«
Ich starrte sie schweigend an.
Sie starrte zurück. Dann nickte sie. »Na bitte. Also, falls Sie nach einer Möglichkeit suchen, Mr Inglis’ Freundlichkeit zu vergelten, dann könnten Sie in Erwägung ziehen, ihm einen Gefallen zu tun. Brian Cowie hat in ein paar Wochen seinen Prozess – vielleicht möchten Sie ja helfen, ihn freizubekommen: Namen und Adressen von Zeugen, Kopien von Aussagen und dergleichen.«
»Einen Gefallen.«
»Dafür ziehen wir Ihnen einen Tausender von Ihren Schulden ab.« Sie scheuchte mich in den Tunnel.
Ich stapfte durch die Dunkelheit davon. Siebentausend und ein paar Zerquetschte …
Ihre Stimme hallte in meinem Rücken: »Und eine Sache noch: Sie werden es noch schwer bereuen, dass Sie mir eine Pistole ins Gesicht gehalten haben. Sie hätten lieber abdrücken sollen, Constable Henderson. Das dürfen Sie mir glauben.«
Ich schob mich mit einem Klonk durch das Drehkreuz nach draußen. Arabella hatte ihr Bratpfannengesicht immer noch über das Buch gebeugt und bewegte beim Lesen die Lippen. Sie blickte nicht auf, als ich an ihr vorbeischlappte.
Siebentausendeinhundert Pfund. Dreieinhalb bis Mitt woch, den Rest eine Woche später. Da war wieder dieses Gewicht, das auf meiner Brust lastete. Siebentausendeinhundert Pfund. Da hatte ich alle Hebel in Bewegung gesetzt – die Erpressungen, das Auto, der Schmuck, das Bargeld –, und immer noch konnte ich nicht über den Rand der Grube schauen. Und Mrs Kerrigan schaufelte fröhlich weiter Erde auf mein Haupt.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, meine Bronchien knisterten, und es kribbelte in meinen Fingern. Mein Gott …
Draußen war die Sonne wieder verschwunden, und ein kalter Wind ließ leere Chipstüten zusammen mit Staub, Splitt und Blättern in einem trunkenen Reigen tanzen. Die Demonstranten waren verschwunden, ebenso wie ihr Minibus, doch aus der offenen Luke von Bad Bills Burger-Bar quoll Dampf. Der dicke Imbissbudenbesitzer kratzte Mayonnaise aus einem Eimer in einen Plastikspender, während Dr. McDonald am Tresen stand und aus einem Styroporbecher trank.
Siebentausendeinhundert Pfund.
Sie blickte auf, sah mich und winkte.
Tief durchatmen. Ich straffte den Rücken, ging auf sie zu und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, was mir gerade an den Eingeweiden fraß.
Bill schraubte den Deckel von einer der Flaschen mit Steaksauce ab. »Na, scheint ja noch alles dran zu sein.«
Ich nickte Dr. McDonald zu. »Können wir gehen?«
»Bill hat mir eine heiße Schokolade gegeben.« Sie hielt ihren Becher hoch. »Da sind Marshmallows drin.«
Der Dicke schüttete einen kräftigen Schuss Essig in die Flasche. »Katie hat mir erzählt, was für ein toller Papa du bist. Sie ist ein gutes Mädchen. Du Glückspilz – meine Älteste ist ein richtiges kleines Miststück.«
Ich blieb stehen. Machte den Mund auf – doch Dr. McDonald kam mir zuvor.
»Das sag ich meiner Mum auch immer, aber sie glaubt mir einfach nicht.« Sie grinste über beide Ohren, setzte den Becher noch einmal an und stellte ihn auf die Theke. »Danke, Bill, war nett, mit Ihnen zu plaudern.«
Er lächelte, wobei sein Kinn in einer Rolle Halsspeck verschwand. »Aber gerne, Schätzchen. Und viel Glück mit dem Studium.« Dann tauchte er ab, holte etwas unter der Theke hervor und warf es ihr zu. »Damit du bei Kräften bleibst.«
Als wir im Auto saßen, wickelte sie den Müsliriegel aus. »Er ist nett.«
Ich packte das Lenkrad. »Sie sind nicht Katie.«
Ein Seufzer. »Ich weiß, aber es hat ihn glücklich gemacht, und Sie haben nicht gerade dazu beigetragen, ihn über seinen Irrtum aufzuklären, als Sie mich in seiner Obhut gelassen haben, nicht wahr, also habe ich das Spiel mitgespielt. Es war eigentlich Ihre Idee.«
Da hatte sie nicht ganz unrecht. Die Federung quietschte und ächzte, als wir über den unebenen Parkplatz rumpelten. »Wie kommt das nur – bei mir sind Sie ein stammelndes, neurotisches Wrack, aber bei Bill können Sie auf einmal ein ganz normaler Mensch sein?«
»Wollen Sie mir nicht sagen, wer diese Mrs Kerrigan ist?«
»Nein.«
Auf der Angus Road bog ich links ab und fuhr nach Castle Hill zurück.
28
»Nein. Tut mir leid.« Die Frau mit dem platten Gesicht und den krausen blonden Haaren scheuchte uns aus der Wohnung. Dann spähte sie die Treppe hinunter in Richtung Straße. Sie verzog die Oberlippe. »Und können Sie nicht etwas wegen
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