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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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das ganze Sofa allein ein, die Arme auf der Rückenlehne ausgebreitet.
    Kotzbrocken.
    Dr. McDonald saß ehrfürchtig schweigend in dem anderen Sessel und sah ihn augenklimpernd an. Die Knie geschlossen, den Oberkörper vorgebeugt, sog sie sein Geschwafel wie Nektar in sich hinein.
    Ich nahm ein Schlückchen von dem schwachen Grüntee, den er uns aus einer Porzellankanne mit seinem eigenen Gesicht drauf serviert hatte. An der Wand hinter ihm hing ein übergroßes Ölgemälde, auf dem Steven Wallace wie ein Gentleman aus dem achtzehnten Jahrhundert vor einem Kaminfeuer posierte, und neben ihm auf dem Sofa saßen ein paar Teddybären mit »Sensational-Steve!«-T-Shirts. Der Flügel war mit gerahmten Fotos vollgestellt, auf denen er seine grinsende Visage neben diversen Musikern und Schauspielerinnen in die Kamera hielt. Schaut mich an! Seht, wie berühmt ich bin!
    »Und Sie haben nichts gesehen?«
    »Was?« Er blinzelte ein paarmal. »Ach so, ja, als diese Mädchen verschwunden sind. Also … nein. Rein gar nichts. Tut mir leid, ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.«
    Er rutschte ein Stück vor, sah nach links und nach rechts und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Im Ernst, wie fantastisch wäre das denn? Denken Sie mal an die Publicity: Radiostar hilft Polizei, Serienmörder zu fassen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will mich nicht beklagen – ich habe diese Woche schon vier Interviews gegeben, davon zwei für die BBC und eins für Sky News. Aber ein richtiger Zeuge zu sein … Ich wäre auf sämtlichen Titelseiten im ganzen Land.«
    Er lehnte sich wieder zurück, griff nach seiner Teetasse und sah lächelnd hinein. »Und von da wäre es nicht mehr weit zu Ich bin ein Star, holt mich hier raus! Ich habe doch eigentlich die ideale Fernseh-Physiognomie, nicht wahr?«
    Ich schlug mein Notizbuch auf. »Mr Wallace, können Sie mir sagen, wo Sie gestern Abend waren?«
    »Oh, auf einer furchtbar öden Benefizveranstaltung für die Krebshilfe oder so was in der Art. Ich durfte moderieren. Sie hätten dabei sein sollen, wir haben live auf der Bühne einen Scherzanruf gemacht – nicht jeder hat die Chuzpe für so was. Das Timing muss absolut perfekt sein, die Auswahl des Opfers auch, sonst wird es eine Katastrophe.«
    »Wie sieht es mit dem Nachmittag aus – wo waren Sie um Viertel nach drei?«
    Eine Pause. Stirnrunzeln. Dann grinste er und ließ mich seine Veneers sehen. »Ja, genau, da war ich zu Hause und hab mich auf den Auftritt vorbereitet. Ich meditiere gerne, danach bringe ich immer die besten Leistungen.« Er stand auf und ging zu der gläsernen Wand, um über seinen Garten hinweg zu der efeubewachsenen Mauer am anderen Ende zu blicken. Auf der anderen Seite lag der Cameron Park. Die Sonne war untergegangen, und zwischen den wild wuchernden Sträuchern und den kahlen Bäumen konnte man im Dämmerlicht drei der Spurensicherungs-Zelte als schimmernde blaue Kleckse erkennen. »Ich muss zugeben, es ist nicht gerade einfach; die sind schließlich rund um die Uhr zugange da draußen. Ich muss um vier aufstehen, um rechtzeitig im Studio zu sein und das Fetzige Frühstücks-Quiz vorzubereiten.« Er zog die Nase hoch. »Überall Scheinwerfer, Zelte, Generatoren – das ist wie ein verdammter Zirkus.«
    »Nun, dann möchte ich mich im Namen der Oldcastle Police in aller Form dafür entschuldigen, dass unsere Ermittlungen zu den Morden an zehn jungen Mädchen Ihren Schönheitsschlaf stören.«
    Schweigen.
    Dann drehte er sich um und ließ uns wieder sein sonnenbankgebräuntes Gesicht mit dem Zahnpastalächeln sehen. »Ha! Ganz recht. Sensational Steve ist ein Teamplayer, er kann schon was einstecken, wenn es für die gute Sache ist.« Er erschoss mich mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Nur keine Panik.«
    Dr. McDonald wand sich in ihrem Sessel. »Ihr Haus ist einfach umwerfend, Sensational Steve, ich meine, es ist echt super, wie lange wohnen Sie schon hier, Sie müssen ja ewig gebraucht haben, um das alles so perfekt zu gestalten.« Sie blinkerte ihn mit großen Augen an.
    Er stolzierte zum Sofa zurück. »Sollte man denken, aber ich hab’s erst seit elf Jahren. Das Haus hat meiner lieben alten Frau Mama gehört und davor ihrem Herrn Papa. Es ist so was wie ein Familienerbstück. Ich hab es von einem Architektenteam aus Edinburgh entkernen und nach meinen persönlichen Vorgaben völlig neu gestalten lassen.« Er zeigte vor sich auf den Boden. »Das ist italienischer Marmor. Sie wollten,

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