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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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alles.
    Es war nicht Rebeccas Schuld.
    Meine Finger tasteten die Kanten des kleinen Samtkästchens ab. Ich zog es heraus, öffnete es.
    Der Brillantring, der darin lag, funkelte hell, auch noch nach so langer Zeit.
    Ein Geräusch hinter mir. Dr. McDonald – ich sah ihr verzerrtes Spiegelbild in der dunklen Glastür der Mikrowelle. Einen Moment lang stand sie nur da, dann räusperte sie sich. »Ist es okay, wenn ich mir mal Katies Zimmer ansehe, vielleicht finde ich ja irgendwelche Hinweise darauf, wohin sie gegangen sein könnte?«
    Ich nickte.
    Eine Pause. Dann tätschelte mir Dr. McDonald die Schulter und schlich zur Tür hinaus. Ich hörte ihre Schritte auf der Treppe und gleich darauf das gedämpfte Geräusch einer Tür, die ins Schloss fiel.
    Stille.
    Ich zupfte ein paar Flusen vom Seidenfutter des Kästchens. »Erinnerst du dich noch an den Morgen unserer Verlobung?«
    »Was ist, wenn sie nicht zurückkommt?«
    »Du hattest dich auf der Toilette von diesem Wetherspoons-Pub in der Beech Street übergeben, und danach sind wir in die Drogerie gegangen und haben den Schwangerschaftstest gekauft …«
    »Was ist, wenn sie verschwindet wie Rebecca und wir sie nie wiedersehen?«
    »Wir waren doch glücklich, oder nicht?« Ich stand auf und ging zur Spüle. »Es ist alles den Bach runtergegangen, aber wir waren glücklich.«
    Auf den Scherben der Teetasse waren rote Spritzer. Blut tropfte von der Kuppe von Michelles Mittelfinger. »Ich glaube, ich stehe das nicht noch einmal durch.«
    Ich stellte das offene Kästchen auf die Arbeitsplatte.
    Sie starrte es eine Weile nur an. Dann nahm sie den Ring heraus. »Mein Verlobungsring! Großmutter hat mir den geschenkt – er hatte ihrer Mutter gehört. Ich dachte, ich hätte ihn verloren …«
    »Den habe ich gefunden, als ich meine Sachen aus dem Haus in Kingsmeath geräumt habe. In einem der Umzugskartons. Ich dachte, den würdest du sicher wiederhaben wollen.«
    Auf eine Lüge mehr oder weniger kam es schließlich nicht mehr an, oder?
    Dr. McDonald zuckte zusammen, als ich an die Tür von Katies Zimmer klopfte. Sie klappte das Buch zu, das sie in den Händen hielt, und legte es neben sich aufs Bett. Dann stand sie auf. »Tut mir leid, ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Tagebücher von anderen Leuten lese …«
    Das Zimmer sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Der ganze Boden war mit Socken und Unterhosen, Jeans und T-Shirts und Kapuzenpullis übersät, sodass kaum noch ein Quadratzentimeter Teppichboden zu sehen war. Neben dem Bett stapelten sich Popmagazine, und unter der schmutzigen Wäsche lugte hier und da ein Buch hervor. Die Poster an der Wand zeigten Emo-, Goth- und Death-Metal-Bands – und die kleine Meerjungfrau aus dem Disney-Film, mit Kugelschreiber in eine Tim-Burton-Horrorfigur mit Narben, eingesunkenen Augen und Skelett-Brustkorb verwandelt.
    Zwei Schubladen am Nachttisch waren herausgezogen. Gestreifte Socken und Slips mit Totenkopfsymbolen drauf. Ein einzelner Teenie- BH .
    Ich blieb in der Tür stehen. »Sie hat ihr Tagebuch hiergelassen.«
    »Ja, das bedeutet, dass sie eigentlich nicht vorhat, lange wegzubleiben, ich meine, sie würde es nicht zurücklassen, wenn sie ernsthaft vorhätte davonzulaufen, und wie es aussieht, kann sie auch nicht viel Unterwäsche mitgenommen haben, und im Schrank steht noch ein Toilettenbeutel, ich bin sicher, sie wird bald zurückkommen … Ash?«
    O Gott.
    Nicht schon wieder.
    Ich stakste über das Trümmerfeld hinweg und ließ mich auf die Bettkante sinken. Starrte die Zombie-Arielle an der Wand an. »Was ist mit dem Brief, den sie geschrieben hat?«
    »Ein bisschen wirr, als ob sie sich erst beim Schreiben überlegt hätte, was sie sagen wollte, eher spontan als von langer Hand geplant, es tut ihr leid, dass sie Sie so enttäuscht hat, sie kann nichts dafür, seit dem Verschwinden ihrer Schwester ist alles schiefgegangen in ihrem Leben, und niemand versteht sie, und sie hasst alle, aber sie liebt auch alle, und warum will sich niemand mehr ihre Sicht der Dinge anhören?«
    Vielleicht hatte Dr. McDonald ja recht.
    Rebecca hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen …
    Vielleicht war Katie ja gar nicht davongelaufen; sie war auch nicht entführt worden; sie war nicht in irgendeinem Keller an einen Stuhl gefesselt und wartete auf ihren Tod. Sie hatte sich irgendwohin zum Schmollen zurückgezogen, um es uns mal so richtig zu zeigen. Sie würde jeden Moment zurückkommen.
    Dr. McDonald setzte sich

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