Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
es irgendwem erzählt?«
»Michelle hat die Polizei alarmiert.«
»Na, Gott sei Dank, das macht es wesentlich einfacher. Sag Dr. McDonald, sie soll alles, was sie über Katie hat, an das Polizeirevier von Lerwick faxen, zu meinen Händen. Ich werf schnell ein paar Sachen in einen Koffer.«
»Henry –«
»Was sagt Dr. McDonald zu Rebecca?«
Ich drehte mich vom Tisch weg. »Sie weiß es nicht.«
»Ash, es spielt keine Rolle mehr – du musst es ihr sagen. Wenn der Gratulator Katie hat, dann war Megan Taylor vielleicht nicht Nummer dreizehn. Vielleicht ist Katie Nummer dreizehn. Es ist wichtig.«
»Ich werde nicht –«
»Ash, sie wissen von Katie – es ist vorbei. Sag’s ihr.«
38
Ein scharfer Essiggeruch erfüllte das Wageninnere, und nur das leise rauschende Gebläse verhinderte, dass die Scheiben mit Imbissdünsten beschlugen.
»… für heute Abend um halb sieben eine Mahnwache in St Jasper’s geplant …«
Dr. McDonald runzelte die Stirn. »›St Jasper’s‹ ist ein merkwürdiger Name für eine Kirche, ich meine, es gibt doch gar keinen Sankt Jasper, ich hab auf den katholischen Websites nachgeschaut, was ist das denn für eine Stadt, die ihre Kirchen nach erfundenen Heiligen benennt?«
Der Parkplatz an der Burg war leer – nur wir beide und der Parkscheinautomat. Von den Festungsmauern war nicht mehr viel übrig, genauso wenig wie vom Bergfried oder dem Hauptgebäude, aber die Ruinen waren mit bunten Scheinwerfern angestrahlt. Als ob sie dann irgendwie besser aussähen.
»… sprachen wir vor wenigen Stunden mit Megan Taylors Vater.«
Von hier oben, dem höchsten Punkt der Granitzunge, präsentierte sich Oldcastle unten im Tal wie eine mit Sternen übersäte Decke. Die Straßenlaternen flackerten im strömenden Regen, und Lichtreflexe tanzten auf dem gewundenen schwarzen Band des Kings River.
»… wenden wir uns an denjenigen, der unsere Tochter entführt hat: Bitte, geben Sie sie uns zurück.« Bruce Taylor hörte sich an, als ob er den Text vom Blatt abläse, die Worte klangen gestelzt und unnatürlich. »Megan ist ein wunderbares Mädchen, und sie erfüllt alle, die sie kennen, mit Hoffnung und Freude …«
Dr. McDonald brach noch ein Stück frittierten Fisch ab, blies darauf und steckte es sich in den Mund. Sie kaute geräuschvoll. »Fantastischer Backteig.« Wir aßen im Schein der Armaturenbeleuchtung.
»Hab ich doch gesagt.« Zwei Mal Fish and Chips vom Blisterin’ Barnacles Chip Shop, einmal mit eingelegten Zwiebeln, einmal mit Erbsenpüree – in der Mikrowelle erhitzt und serviert in einem Styroporbehälter mit Aludeckel.
»Ich wende mich als Vater an Sie: Bitte …«
Sie tunkte eine Fritte in die grellgrüne Pampe. »Ich habe mit Dickie gesprochen, er hat die ganze Kirche mit Kameras verkabelt, wenn der Gratulator sich in St Jasper’s blicken lässt, werden wir Filmaufnahmen von ihm bekommen, und dann analysiert Sabir mit der Gesichtserkennungs-Software alle Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Einkaufszentrum, in dem Megan zuletzt gesehen wurde, und wenn er irgendwo auftaucht, schnappen wir ihn.«
»Hmmm.« Mein Fisch schmeckte nach Spinnweben und Pappe.
»… während die Polizei weiter fieberhaft nach Katie Nicol sucht, der Tochter von Detective Constable Ash Henderson vom Oldcastle CID …«
Selbst das Irn-Bru schmeckte nach nichts.
»Wir werden sie finden, Ash. So dicht waren wir noch nie dran.«
»Katie Nicol ist das dreizehnte Opfer des Gratulators und erst das zweite Mädchen, das schon am Tag, nachdem es gekidnappt wurde, eine Geburtstagskarte bekam …«
»Elender Dummschwätzer.« Ich schaltete das Radio aus. »Es ist kein Kidnapping, solange es keine Lösegeldforderung gibt. Sie wurde entführt …« Ich starrte auf meine Pommes, dann klappte ich den blau-weißen Pappkarton zu und steckte ihn wieder in die Plastiktüte.
»Sind Sie sicher, dass Sie nicht zu der Mahnwache gehen wollen?«
Ein Windstoß schleuderte einen Schwall Regen auf die Motorhaube. Die Tropfen spritzten von dem schmutzigen Lack auf und wurden von den Scheinwerfern eines Pkw erfasst, der gerade in den Parkplatz einbog. Er parkte in größtmöglicher Entfernung von uns.
»Ash, ich –«
»Katie mochte es immer, wenn ich ihr Gutenachtgeschichten vorgelesen habe.«
»Okay …«
»Es war einmal ein Pädophiler namens Philip Skinner. Philip hatte zwei Kinder und eine Frau, die ihn sehr liebte, weil sie nicht wusste, was er so trieb. Zu jener Zeit kam eine finstere Plage über das
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