Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
identisch mit denen auf den Karten. Genug, um ein gestelltes Foto machen zu können. Katie saß in der Mitte auf einem Holzstuhl, die Fußgelenke mit Kabelbinder gefesselt, die Hände hinter dem Rücken. Ihr Kopf war nach vorne gesunken, die langen schwarzen Haare fielen ihr übers Gesicht.
Sie bewegte sich nicht.
»Ich wollte … Ich wollte ihr nicht wehtun, es war ein Unfall.« Ethan lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, er atmete schwer. »Sie hat einfach nicht aufgehört zu schreien …«
Alice strich Katie die Haare aus dem Gesicht.
Ihr Augen waren offen. Ein Rechteck aus silberfarbenem Klebeband bedeckte ihren Mund, der Hals war voller Blutergüsse. Die linke Hälfte ihrer Stirn war aufgerissen und blutig, schief und verformt, als ob der Knochen darunter eingedrückt wäre.
O Gott …
Der Krückstock fiel auf den Kellerboden, eine kleine Staubwolke stiebte auf.
Katie …
»Hab … Hab das nicht gewollt … Wollte es dir nur heimzahlen … Damit du … Damit du …« Ethan sackte an der Wand zusammen, die Finger um den Cast an seiner zerschmetterten linken Hand gekrallt. »Ich werde nie wieder einen Stift halten können …«
Nein …
Er rutschte immer tiefer, bis er auf dem Boden saß, die Augen halb geschlossen, während seine Brust sich hob und senkte wie ein Blasebalg.
Nicht noch einmal …
Ich machte einen Satz nach vorne, fiel auf die Knie und legte zwei Finger an Katies Hals. Puls – da musste doch ein Puls sein. Irgendwas. Ihre Haut war kalt. »Nein. Katie, nein, nein, nein, nein, nein … Bitte! «
»Ich hab es nicht gewollt …«
»Oh, Ash, es tut mir so leid.« Alice kniete sich neben mich, nahm mich in die Arme und drückte mich an sich. »Es tut mir so leid.«
Ich weiß nicht, wann Alice mich wieder losließ, aber gerade war sie noch da gewesen, und im nächsten Moment war ich allein und blickte auf in Katies blaue Augen.
Irgendwo hinter mir hörte ich würgende Geräusche. Ich drehte mich um.
Alice hatte Ethan übers Knie gelegt und steckte ihm die Finger in den Hals. Sein Rücken hob und senkte sich, und eine stinkende gelbe Flut ergoss sich auf den Kellerboden. Und noch einmal. Und noch einmal. »Na los, spucken Sie alles raus.«
Bitter riechendes Erbrochenes, gesprenkelt mit kleinen weißen Pillen.
Ich stand auf. »Lass ihn.«
»Er wird sterben, wenn ich nicht –«
» LASS IHN !«
Sie starrte mich an, dann ließ sie ihn fallen und trat von dem miesen Stück Scheiße zurück, das meine Tochter ermordet hatte.
Die Pistole sang in meinen Händen. Einen einzigen lauten, ohrenbetäubenden Ton, der von den Wänden zurückgeworfen wurde, hin und her, hin und her, bis er schließlich verhallte.
Ethan lag auf der Seite mit einem winzigen schwarzen Loch in seinem Gesicht, einen Fingerbreit unterhalb des Jochbeins. Sein Hinterkopf war weit aufgerissen, und sein Schädelinhalt hatte einen scharlachroten Fächer an die Wand gemalt.
Alice löste behutsam die Pistole aus meinen Fingern. »Schsch … es ist okay. Es ist okay.«
Sie wischte sie mit ihrem rot-schwarz gestreiften T-Shirt ab, dann drückte sie Ethan die Waffe in die Hand, drehte den Lauf von sich weg und drückte ab. Wieder hallte ein Schuss.
Sie ließ los, und Ethans Arm fiel schlaff über seine Brust. Alice starrte ihn eine Weile an. Dann nickte sie. »Er hat ein Loch im Kopf, Schmauchspuren an der Hand und jede Menge Barbiturate im Blut.« Sie strich ihr Top glatt. »Er hat getobt und gewütet, als wir reinkamen. Er hat uns bedroht, und dann hat er sich erschossen.«
Ich barg Katies Kopf an meiner Brust.
»Ash, das ist wichtig: Wenn jemand fragt, müssen wir uns einig sein – er hat uns mit der Pistole bedroht, und dann hat er sich erschossen.«
Katie …
Dienstag, 22. November
Der Vorhang glitt zur Seite.
Katie lag auf dem Rücken, auf der anderen Seite des Sichtfensters, die Augen geschlossen, die Haare gekämmt, ein Laken bis unters Kinn gezogen – um die Blutergüsse an ihrem Hals zu verdecken –, der Pony sorgfältig über ihre zerschmetterte Stirn drapiert. Alles schön kaschiert. Es sah aus, als ob sie schliefe. Als ob sie jeden Moment aufwachen würde.
Michelle trat vor und legte eine Hand auf die Scheibe. Ihre Lippen zitterten.
Der uniformierte Constable räusperte sich. »Ist das Ihre Tochter?«
Ein Nicken. Ihre Augen glänzten feucht. »Ja …«
Alice legte Michelle den Arm um die Schultern. »Es tut mir leid.«
Ich blieb, wo ich war. Atmete erst weiter, als der Vorhang wieder zugezogen
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