Das dritte Ohr
war.“
„Langhans?“ wiederholte Gobel und notierte etwas auf einem Zettel. „Hieß er so?“
„Sollten Sie das nicht wissen?“ fragte ich.
„Das sollte ich“, gab Gobel zu, „aber er gehört nicht zu unserer Abteilung. Jedes Flugzeug müßte von einem Schutzbeamten begleitet werden, um der Luftpiraterie – eine neue Bezeichnung für eine neue Art des Verbrechens – ein Ende zu machen! Wohin führt das wohl alles noch?“
Der Kessel in der Küche fing an zu pfeifen.
„Ihr Wasser kocht“, sagte Gobel freundlich.
„Wahrhaftig.“ Ich ging in die Küche und drehte das Gas ab. Als ich mit einer Tasse Kaffee zurückkam, hatte Gobel einen Notizblock und drei Bleistifte vor sich auf dem Tisch liegen.
Pedantisch prüfte er ihre Spitzen.
„Ich kann Ihnen keine Auskünfte geben“, sagte ich. „Ich hatte gehofft, von Ihnen Einzelheiten zu erfahren.“
„Wir haben die Passagierliste durchgesehen, aber die einzig wirklich wichtige Person an Bord waren Sie. Der Luftpirat verschweigt immer noch seine Identität. Er hatte keine Papiere bei sich, nicht einmal einen Paß, und er weigert sich zu reden, benimmt sich wie ein Taubstummer – was er übrigens nicht ist. Wir haben ihn überprüft. Er hat geredet, als er sein Ticket kaufte. Bisher haben wir keine Ahnung, was sein Motiv sein könnte. Wir vermuten, daß er die Absicht hatte, den Piloten zu zwingen, das Flugzeug nach Ostdeutschland zu lenken, weil Sie sich an Bord befanden.“
„Warum ausgerechnet ich?“ fragte ich und fühlte mich allmählich wie eine Gestalt aus einem Spionagefilm.
„Sie hatten Verbindung mit der russischen Regierung, nicht wahr? Sie standen in schriftlichem Kontakt mit einigen russischen Wissenschaftlern.“
„Meine Korrespondenz ist ziemlich ausgedehnt und umfaßt viele Wissenschaftler auf der ganzen Welt, nicht nur in sozialistischen Ländern“, sagte ich steif.
„Aber Sie haben außerdem eine Einladung zu einem Kongreß in Moskau erhalten, bekamen aber keine Einreiseerlaubnis vom State Department.“
„Sie sind wirklich sehr gut informiert“, stellte ich trocken fest. „Warum haben Sie meine Bestätigung nötig?“ Ich hatte die dauernde Überwachung durch Agenten satt, die sich geheim nannten, aber bei fast jedem wichtigen Schritt, den ich bei meinen Forschungen gemacht hatte, auftauchten.
„Das haben wir nicht“, sagte Gobel und lachte, als fände er meinen Ärger amüsant. „Es gehört zu unserer Aufgabe, in Washington Erkundigungen über Sie einzuziehen. Sie sind dort erstaunlich gut informiert.“
„Über jeden. Wir stehen dort alle auf Band und warten bloß auf eine Computerauswertung.“
„Welche Weitsicht!“ rief Gobel neiderfüllt. „Ihr Amerikaner seid auf computertechnischem Gebiet so viel weiter als wir.“ Ich schwieg und wartete darauf, daß er zur Sache käme.
„Wir haben uns gefragt, warum irgend jemand so einen drastischen Schritt – nämlich die Gefährdung eines mit Passagieren vollbesetzten Flugzeugs – unternehmen sollte, um Ihrer habhaft zu werden. Können Sie uns das vielleicht erklären? Es würde uns sehr helfen, hinter die Motive dieses Mannes zu kommen.“
„Ich weiß nicht, warum er es auf mich abgesehen haben sollte“, sagte ich ungehalten. „Vielleicht hatte er es auf das Flugzeug abgesehen.“
Gobel seufzte. „Es ist schwierig, eine Untersuchung durchzuführen, wenn der Zeuge so wenig zur Zusammenarbeit bereit ist.“
„Ich stehe nicht im Zeugenstand und habe wirklich nichts zu berichten“, erwiderte ich und konnte mich nur mühsam beherrschen. Ich stand auf, um anzudeuten, daß ich das Gespräch für beendet hielt.
Gobel rührte sich nicht in seinem Sessel.
„Unsere Nachforschungen sind darauf abgestimmt, Informationen zu erhalten, nicht über Sie, sondern über die Motive für diesen schrecklichen Zwischenfall“, leierte er herunter. Ich war überzeugt davon, daß er Jura studiert hatte. „Wir müssen für alle künftigen Versuche ein Exempel statuieren und den Schuldigen streng bestrafen.“
Er sah bekümmert aus und machte eine Pause, um dann fast unhörbar zu murmeln: „Uns wurde mitgeteilt, daß Sie an einem Projekt arbeiten, das vielleicht der Grund dafür sein könnte, daß die andere Seite Sie haben will.“
„Wenn dies tatsächlich der Fall wäre, so glauben Sie doch nicht etwa, daß ich Ihnen oder irgendeinem anderen etwas davon verraten würde?“ fragte ich.
„Das stimmt“, gab er zu. „Wünschen Sie, nachdem Sie angedeutet haben, daß
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