Das Duell der Hexen
hinein.
»Das werde ich sein.«
»Hast du mich vergessen?«
»Nein, Schwester. Du darfst unter mir dienen und diesen Ort hier verlassen.«
»Wie schön, aber ich will den Stein ebenso wie du. Und ich werde nicht weichen.«
»Auch nicht durch Gewalt?«
Monica tat plötzlich sehr erstaunt. »Du willst kämpfen?« fragte sie lauernd.
»Ja, um diesen Stein. Ich werde ihn bekommen, und ich werde auch keine Rücksicht kennen.«
»Wie du meinst, aber du weißt genau, daß ich nicht allein hier stehe. Ich habe Freunde, Verbündete, die mich beschützen können und sich von dir nichts sagen lassen.«
Jetzt wurde die Urwaldhexe spöttisch. »Meinst du etwa diese vier Kerle an deiner Seite?«
»Siehst du andere?«
»Du hast selbst gesehen, wie ich mit einem von ihnen umgegangen bin. Ob einer oder vier, das spielt für mich keine Rolle. Mein Feuer wird euch in Sekunden verzehren…«
Monica wußte, daß die andere nicht bluffte. Sie stellte sich darauf ein und wechselte das Thema. »Dann setz dein Feuer ein, um Sinclair aus seiner Deckung zu holen.«
Das violette Flatterkleid der Urwaldhexe warf Falten, als sich Jirica bewegte. »Ich hole Sinclair, denn ich spüre seine Nähe. Sobald er sich zeigt, verschwindest du, Schwester. Hier ist nur Platz für eine. Wenn ich dich brauche, weiß ich, wo ich dich finden kann. Dann habe ich nämlich den Stein!«
Sie war sehr wütend. Das übertrug sich auf den Panther, der sein Maul weit aufriß und ein Fauchen ausstieß, das laut über die Straße fuhr. Im nächsten Moment hielt ihn nichts mehr auf dem Dach. Es war nicht zu erkennen, ob er den Befehl seiner Herrin bekommen hatte oder aus eigenem Antrieb handelte. Jedenfalls duckte er sich kurz und sprang vom Dach auf die Straße.
Es war ein kräftiger, gewaltiger Sprung. Dennoch sah es fast schwebend aus, wie er allmählich auf der nicht gepflasterten Fahrbahn entgegenkam.
Die anderen bewegten sich kaum. Nur ihre Haltungen drückten etwas von der Spannung aus, die sie umfaßt hielt.
Weich, beinahe sanft landete das Raubtier, und die auf seinem Rücken sitzende Hexe federte kaum nach. Sie und das Tier bildeten tatsächlich eine Einheit.
Noch war sie relativ weit von Monica und ihren vier Beschützern entfernt. Das änderte sich rasch, als Jirica einen Zungenschnalzer ausstieß, der von dem Panther genau verstanden wurde, so daß sich dieser langsam und zielstrebig in Bewegung setzte.
Ein herrliches Tier. Beeindruckend das Spiel seiner Muskeln unter dem glatten Fell. Jeder Schritt war zielsicher und dennoch vorsichtig gesetzt. Dieses Tier war gefährlich und paßte genau auf, ob irgendwo Gefahr in der Luft lag.
Für seine Herrin würde es im wahrsten Sinne des Wortes durchs Höllenfeuer schreiten und sich verbrennen lassen, aber nicht untreu werden.
Auch den Rockern war nicht wohl zumute. Zwar zeigte sich auf ihren Gesichtern keine Angst, Freude aber auch nicht, denn sie spürten etwas von einer fremden, starken und gefährlichen Magie, von der ihnen ihre Anführerin bisher nichts gesagt hatte.
Auch Monica rührte sich nicht. Jetzt Widerstand zu zeigen, wäre ein Fehler gewesen, also blieb sie unbeweglich stehen und wartete zunächst einmal ab.
Jirica kam näher. Schritt für Schritt schmolz die Distanz, so daß die beiden Hexen einander jetzt besser erkennen konnten. Monica las auch den Hochmut auf dem Gesicht der anderen. Jirica wußte, daß sie stark war, und diese Stärke spielte sie aus. Sie hatte Monica, ihre Hexenschwester, bisher nur als Werkzeug benutzt, jetzt, wo die andere die Pflicht getan hatte, wollte sie diese fallen lassen. Das wußte die Hexe aus London, aber so einfach würde sie es der anderen nicht machen.
Als sich Jirica mit ihr fast auf gleicher Höhe befand, fragte sie: »Wo willst du hinreiten?«
»Ich will dir zeigen, wo unser Feind lauert.«
»Soll das hier sein?«
»Man merkt, daß du nicht gut bist, sonst hättest du ihn längst gespürt. Dir fehlt einiges, Monica…«
Die Hexe aus London erstickte beinahe vor Wut. So hatte sie sich noch von keinem behandeln lassen. Auch ihre Rocker zeigten sich irritiert. Allmählich begann das Image der Hexe bei ihnen zu sinken. Dem wollte sie entgegentreten. Hexenstein hin, Hexenstein her. Hier mußten zunächst einmal klare Machtverhältnisse geschaffen werden. Deshalb ging sie einen Schritt vor, um sich Jirica zu stellen. Die kümmerte sich nicht um die andere, hielt ihr Reittier an und deutete nach vorn. Dabei wies der langgestreckte Zeigefinger
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