Das Duell der Hexen
angehoben, zielte mit ihrer Mündung nach draußen und visierte den Rücken der mitten auf der Fahrbahn stehenden Hexe an…
***
Sie bot ein dämonisches, faszinierendes und gleichzeitig unheimliches Bild. Einen Arm hatte sie in die Luft gestoßen und sich auf dem Rücken des Panthers so gedreht, daß sie vom Dach her schräg auf die Straße schauen konnte, wo ihre Hexenschwester inmitten ihrer auf vier Mann reduzierten Schutztruppe stand. War sie die Siegerin? Es sah alles danach aus, und sie lachte auch wieder bösartig auf. Ob schön oder nicht schön, das ist Geschmacksache. Jedenfalls ging von ihr eine exotische Faszination aus.
Das Gesicht war ein wenig breit. Da wies sie tatsächlich Ähnlichkeit mit einer Indianerin auf. Auch die schräg stehenden Augen mit den dunklen Pupillen deuteten darauf hin. Im Gegensatz dazu stand der breite Mund mit den geschwungenen Lippen. Ihr Haar war pechschwarz, und das Gesicht zeigte diesen dunklen, öligen Teint. Man konnte sie nicht als wahre Schönheit bezeichnen, aber sie besaß ihren Reiz, sicherlich besonders für europäische Geschmäcker.
Ganz im Gegensatz dazu stand ihre Hexenschwester. Dieses moderne, mit allen Wassern gewaschene Weib. Punker-und rockerartig aufgemotzt. Mit verschiedenen Haar-und Fingernägelfarben. Dazu in dicker Lederkleidung, die mit zahlreichen Anzeichen und Stickern behangen war. Einen größeren Gegensatz konnte es nicht geben. Doch dienten beide nur dem einen.
Der schwarzen Magie oder dem Teufel!
Noch hatte Monica das Lachen der anderen mit keiner Reaktion erwidert, aber sie wußte sofort, daß sie und Jirica nicht zueinander paßten, daß sie zwar auf der Entfernung hatten zusammenarbeiten können, hier aber Todfeinde waren.
Jirica, die Urwaldhexe, hatte ihre Macht demonstriert und gezeigt, wie sie mit Produkten der Technik umging, auf die sich die Helfer der mordenden Hexe verließen. Und sie hatte sich auch nicht gescheut, einen der Rocker brutal zu vernichten.
Der schwarze Panther stand unbeweglich. Die kalten Augen der Katze waren schräg nach unten gerichtet, auch sie schauten Monica an, als wollten sie die Hexe bannen.
»Ich grüße dich, Hexenschwester aus London!« hallte die Stimme der dunkelhaarigen Jirica über die Straße. »Ich habe darauf gewartet, daß wir uns hier treffen, und ich hoffe, daß du alles zu meiner Zufriedenheit erledigt hast.«
»Was denn?«
»Du solltest den Mann auftreiben, der in der Lage ist, durch sein Kreuz den Hexenstein aus der Tiefe des Sumpfes hervorzuholen. Dafür habe ich gekämpft. Im fernen Frisco haben meine Dienerinnen die Freundin dieses verdammten Geisterjägers gekidnappt, damit du alles in die Wege leiten konntest. Deshalb frage ich dich. Hast du einen Erfolg errungen? Ist Sinclair hier in Blackwood?«
»Siehst du ihn?« schrie Monica zurück.
»Nein.«
»Dann hat unser Plan wohl nicht geklappt.« Jirica lachte. »Irrtum, Hexenschwester. Er hat sehr wohl geklappt. Sinclair muß hier sein!«
»Dann weißt du mehr als ich.«
»Ja, du bildest dir viel darauf ein, als moderne Hexe zu gelten. Das ist falsch. Ich kenne noch die Magie der Natur und weiß, daß es Kräfte gibt, die man ausnutzen muß. Sie sind vorhanden, aber nicht in eurer Welt, sondern in der meinigen. Deshalb bist du nicht so gut wie ich. Dir fehlt nicht nur etwas, sondern viel. Ich sage dir, Monica, John Sinclair ist in der Nähe.«
Vielleicht hätte die Londoner Hexe auch auf die von Yucatan gehört, wenn Jirica nicht gleichzeitig Bedingungen ausgesprochen hätte. Zudem wollte sich Monica aufplustern. »Du kannst mir erzählen, was du willst. Ich glaube dir kein Wort. Wäre Sinclair in der Nähe, ich hätte ihn längst entdeckt.«
»Nein, du bist nicht gut genug.«
»Dann sag mir, wo er sich aufhält.«
»Später, Schwester, später. Erst einmal will ich die Fronten klarstellen. Du mußt anerkennen, daß ich die bessere bin. Und auf dieser Welt ist nur für eine von uns Platz. Besonders wenn es sich dabei um einen so kleinen Ort handelt wie diesen hier. Hier können nicht zwei gleichzeitig herrschen. Den Hexenstein will ich haben, obwohl ich um die Gefahr weiß, die er in sich birgt. Er kann uns vernichten, Wikka hat es zum Teil zu spüren bekommen, aber wenn ihn ein anderer neutralisiert und für uns durch eine Beschwörung aus dem Sumpf holt, wird er sich auf unsere Seite stellen und diejenige zur Königin machen, die ihn besitzt.«
»Und das willst du sein?« rief Monica in die Rede ihrer Hexenschwester
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