Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Fingern erglühte sie rot, und dann waren die beiden Silberstreifen zusammengelötet, um Becketts Arm festgeschweißt.
»Heute Abend ehren wir dich für außergewöhnliche Dienste und nehmen dich in unsere höchsten Ränge auf«, verkündete sie ihm und ließ seinen Arm los. Er betrachtete sein neuestes Accessoire und blickte dann wieder Aurelia an. »Es war mir ein Vergnügen, deinen kometenhaften Aufstieg mit anzusehen, und deine Tatkraft angesichts kürzlicher …«, sie suchte nach dem richtigen Wort, »… Tragödien hat uns sowohl deine Führungsqualitäten als auch deinen unerschütterlichen Glauben an unsere Sache gezeigt. Dafür danke ich dir und freue mich auf deine weiteren Erfolge im Rahmen unseres Programms.« Die beiden verneigten sich voreinander. »Unmittelbarer bevor steht nun deine Rolle bei der Einführung unserer neuesten Mitglieder – ein Privileg, das nur unseren vielversprechendsten Jüngern zuteilwird.«
Er dankte ihr, nickte und nahm dann neben Lucian einen Platz im Hintergrund ein. Als Nächstes wurden zwei Syndikat-Frauen, die ich aus dem Hotel kannte, mit den Amethystketten belohnt, die ich schon so oft gesehen hatte – auch die wurden von Aurelia festgeschweißt, indem sie zwei schmale Silberstreifen permanent miteinander verband. Als die beiden Frauen die Bühne verlassen hatten und wieder unten ihre Position einnahmen, wandte sich Aurelia erneut an die Gruppe.
»Gut, es sieht so aus, als sei nun endlich der Moment für das wichtigste Ereignis heute Abend gekommen. Der Augenblick, auf den wir alle gewartet haben: die Einführung unserer neuen Rekruten. Damit euch diese große Ehre zuteilwird, müsst ihr zwei unterschiedliche Prozesse durchlaufen.
Zunächst gilt es, den Vertrag zu unterschreiben. Heute überreiche ich euch das Dokument, und Raphaella übernimmt den Schnitt.«
Mich überkam ein Schauder. Den Schnitt? Jetzt ging Raphaella die Treppe hinauf und nahm ihren Platz zu Füßen des Podests ein. Aurelia fuhr fort und unterwies die Gruppe. Ich hörte gut zu und versuchte mir so viel wie möglich zu merken.
»Nachdem ihr den Vertrag in Empfang genommen habt, geht bitte zum Podium weiter, wo ihr ihn mit dem Zeigefinger unterschreibt. Dann reicht ihn Lucian, der euch den Eid abnehmen wird, während Beckett die zweite Phase, die Markierung, übernimmt. Wie ihr wisst, reinigt dieses Ritual die Wunde und säubert sie von allen Giften darin. Damit ist der Verkauf dann abgeschlossen.« Sie schwieg kurz, um einen Blick auf die gierigen, angespannten Gesichter da unten zu werfen, dann trat sie mit einem Stapel gelblicher Pergamente in der Hand vor. »Perfekt. Lasst uns beginnen.« Sie rief den ersten Namen auf: »Alistair …«
Direkt neben der Treppe setzte sich nun ein Adonis mit olivfarbenem Teint in Bewegung. Er stieg die Stufen hinauf, erreichte Aurelia und schüttelte ihr die Hand, während sie ihm eins der Blätter reichte. Mir fiel auf, dass Raphaella nun ein verschnörkeltes kleines Instrument in der Hand hielt. Es war aus Gold und etwa so groß wie ein Stift. Alistair streckte ihr die rechte Hand mit der Handfläche nach oben entgegen, und sie schnitt ihm rasch in den Zeigefinger. Selbst von hier oben konnte ich sehen, wie augenblicklich ein Blutstropfen hervorquoll. Die beiden nickten einander zu, und dann kletterte er die Stufen zum Podest hinauf, legte die Hand auf das Pult, schrieb mit blutendem Finger seinen Namen auf das Papier und trat dann zur Seite, wo Lucian und Beckett auf ihn warteten, während weitere Anwärter ausgerufen wurden.
Ich hatte eigentlich kein Problem mit Blut, weil es im Krankenhaus ja an der Tagesordnung war, aber bei diesem Anblick wurde mir dann doch übel. Das war alles so furchtbar unhygienisch. Wie konnten die so was bloß machen? Offensichtlich war Keimfreiheit aber ihre geringste Sorge. Diese Leute verkaufen da gerade ihre Seele an den Teufel. Aurelia und Lucian haben sich mit dem Fürsten verbündet, er ist ihr Anführer. Der ist der Teufel in Person, Haven, du lebst hier inmitten des absoluten Bösen. Jetzt kristallisierte sich alles heraus, aber im Moment musste ich das einfach schlucken und nicht über diese neuen Erkenntnisse nachdenken, denn ich begann jetzt schon, ein wenig zu geräuschvoll zu atmen. Ich befürchtete, dass ich nicht den Mut aufbringen würde, meinen Ausguck je wieder zu verlassen. Die vereinte Macht all dieser Menschen, all des Bösen, schien mich zu erdrücken. Das alles würde sich nun gegen mich richten. Was
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