Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
da vor ein paar Tagen zusammengemixt? Das, was dich so umgehauen hat?«
»Als ich angefangen habe, mit Etan zu arbeiten, hat er mir diese Gewürze gezeigt und sie als ›Triumvirat‹ bezeichnet. Sie sind anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Er muss extra losgehen, um sie zu holen, aber ich habe keine Ahnung, woher. Aus dem Garten jedenfalls nicht.«
»Ich könnte wetten, dass wir da mehr wissen«, warf Lance ein.
Dante sah verwirrt aus.
»Wir müssen dir auch noch so einiges erzählen. Dazu aber später mehr.« Jetzt, wo sein Gedächtnis endlich wieder funktionierte, wollte ich ihn auf keinen Fall unterbrechen.
»Also«, fuhr er fort, »dieses Dreigespann wirkt dem Gift entgegen, falls eine Überdosis verabreicht wurde, das kommt wohl schon mal vor. Es ist eine Art Antidot. Ich habe in den letzten Tagen heimlich was davon abgezweigt, bevor sie mich dann außer Gefecht gesetzt haben.«
»Aber wo warst du denn nur, wenn du nicht gearbeitet hast?«, fragte ich. Inzwischen war ich ungeduldig, ich wollte alles wissen, sicher sein, dass mein Freund wieder ganz der Alte war.
»Ich habe keine Ahnung, tut mir leid«, erklärte er verzweifelt. »Ich wünschte, ich könnte es euch sagen. Wahrscheinlich habe ich viel Zeit im Capone verbracht, und die Nächte haben wir wohl oft einfach durchgearbeitet. Und dann blitzen auch noch andere Bilder auf, aber ich weiß nicht, wo ich da war, ich erkenne nichts wieder.«
»Ich wette, das kommt nach und nach alles zurück. Das hat bestimmt was mit posttraumatischem Stress zu tun«, tröstete ihn Lance.
»Vielleicht hast du recht«, überlegte Dante. »Also, was habe ich verpasst? Was habt ihr zwei denn so getrieben?«
Lance und ich sahen uns an und setzten beide den gleichen Gesichtsausdruck auf. Wo sollten wir da nur anfangen? In den letzten Tagen war alles, was wir Dante erzählt hatten, zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgegangen, aber so würde es dieses Mal nicht laufen. Wir schüttelten beide den Kopf, weil es eine Mammutaufgabe war, ihn in alles einzuweihen.
»Wir? Nichts Besonderes«, witzelte ich.
»Genau«, nickte Lance. »Es war eigentlich eher langweilig.«
Da Dante nun dafür bereit schien, erzählten wir ihm alles. Einfach alles. Wir saßen zusammen, bis Ruthie nach Hause kam und es langsam dunkel wurde. Lance und ich wechselten uns dabei ab, unsere gemeinsame Geschichte vorzutragen, warfen ergänzend etwas ein oder lieferten fehlende Details nach. Komisch – wenn man mit einer Person so viel Zeit verbringt, sieht man sie irgendwann mit ganz anderen Augen. Irgendwann ist man mit ihr so vertraut, ihren Ticks, ihren Gesichtszügen, der Art, wie sie bei bestimmten Wörtern die Lippen kräuselt. Die kleinste Einzelheit wird mit einem Mal interessant. Manchmal trifft es einen ganz unvorbereitet, ganz plötzlich bemerkt man, wie viel man in den endlosen Stunden mit diesem anderen Menschen über ihn gelernt hat – Stunden, die unbemerkt verstrichen sind –, und dann kennt man den anderen plötzlich genauso gut wie den besten Freund. Du weißt ganz genau, wann er sich die Brille zurechtrücken oder die Hände in die Taschen schieben wird, oder wann er dich immer noch anguckt, obwohl du längst weggeschaut hast.
Als Lance und ich uns an diesem Abend auf den Weg zum Hotel machten, mussten wir die Illusion aufrechterhalten, dass es Dante immer noch nicht besser ging. Er war allerdings gar nicht davon begeistert, uns allein ziehen zu lassen. »Ich finde, ich sollte dabei sein. Ich kann euch doch nicht einfach in die Höhle des Löwen zurückschicken. Ihr braucht doch meinen Beistand«, bettelte er.
Sein Flehen stieß jedoch auf taube Ohren. »Nein, Dan«, versetzte ich mit Bestimmtheit. »Das ist einfach nicht sicher für dich.« Also kehrten Lance und ich zurück und trainierten wie üblich, nach dem Besuch bei Dante war unser Schritt jedoch besonders beschwingt.
Als es endlich Zeit war, ins Bett zu gehen, war ich todmüde und emotional ausgelaugt. Ich kuschelte mich unter die Decke, bevor ich die Augen zumachen konnte, zog ich jedoch noch das Buch hervor. Es hatte mir Folgendes zu sagen:
Hab keine Angst. Und fürchte niemals zu versagen. Lass dich durch dieses Gefühl von nichts abhalten. Dieser Befürchtung musst du dich stellen, denn du bist stärker als sie. Eine Niederlage darfst du nicht einmal in Erwägung ziehen, vertrau trotz aller Widrigkeiten auf dich selbst. Und vertrau denen, die du liebst. Hör auf deine Instinkte und stell dich
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