Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
helfen könnte?« Er hielt eine der Strähnen hoch. »Dante. Ich glaube, so was kriegt der sogar im Schlaf hin.« Ich versuchte zu lächeln, war aber nicht wirklich überzeugt. Selbst Dante konnte nichts gegen meine weitaus größere Sorge ausrichten: Das war nur die Warnung gewesen, ein kleines Aufflackern, welches dem weitaus größeren Feuer voranging, dem ich mich bald stellen musste.
»Und sie hat auch meine Halskette«, erklärte ich mit monotoner Stimme. »Die hat sie mir einfach abgeschnitten.« Ich sah auf Lance’ Manschette, er folgte meinem Blick. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und dachte nach, grübelte immer weiter.
»Bleib hier«, forderte er mich schließlich fest entschlossen auf. »Jetzt kommen sie sicher nicht mehr zurück. Aber vielleicht sind sie ja jetzt in Aurelias Büro, und ich kann was rausfinden.« Er kletterte bereits die Leiter hoch.
»Warte«, bat ich. Er hielt inne. »Weißt du was, das ist eine gute Idee. Aber ich komme mit.« Obwohl es ehrlich gesagt das Letzte war, was ich mir im Moment wünschte; jetzt wollte ich eigentlich keinem von denen zu nahe kommen. Ich hatte ja gerade erst aufgehört, am ganzen Körper zu zittern.
Lance musterte mich von oben bis unten. »Nein«, entschied er mit erstaunlichem Nachdruck. »Ich meine, du solltest wirklich besser hierbleiben.«
»Ich gehe mit«, verkündete ich wieder. Jetzt stand ich direkt hinter ihm und hatte schon einen Fuß auf der Leiter.
Lance stieß einen Seufzer aus. »Davon kann ich dich wohl nicht abbringen, oder?«
»Vermutlich nicht.«
Er gab nach. »Dann mal los.«
Ich folgte ihm die Leiter hinauf und kroch hinter ihm den schmalen Gang entlang, bis wir uns endlich aufrichten konnten. Dann marschierten wir durch die Dunkelheit, bis wir unser übliches Guckloch erreichten. Aurelias Büro war leer, das Licht brannte jedoch, und eine Kerze flackerte. Mir fielen die Bücherregale auf – zwischen ihnen war ein offener Spalt zu sehen.
»Sie ist da drin«, flüsterte ich Lance zu. »Lass uns warten.«
Und das taten wir, während Minute um Minute verstrich. Es dauerte mit Sicherheit eine halbe Stunde, bis endlich Lucian hereinkam und die Tür geräuschvoll hinter sich zuschlug. Er schlenderte zum Schreibtisch hinüber und ließ den Blick darüber wandern, berührte einige der Stapel und blätterte die Papiere durch. Als er die Wand mit unserem Guckloch ansah, fragte ich mich, ob er wohl um unsere Anwesenheit wusste. Schließlich machte er den Mund auf.
»Deine Eitelkeit wird langsam zu einem echten Problem«, sagte er mit gelangweiltem Tonfall in Richtung Bücherregal. »Wir haben für so was keine Zeit, Aurelia.«
Bei diesen Worten schob sich die Angesprochene elegant aus der schmalen Öffnung. Jetzt war sie wieder die schöne Aurelia und nicht das Monster, das mich angegriffen hatte. Sie drehte den pentagrammförmigen Schlüssel im Schloss um und versiegelte damit die Kammer.
»Dein Tonfall gefällt mir ganz und gar nicht«, rügte sie und ließ sich auf dem Schreibtischstuhl nieder. »Aber ich weiß ja, dass du alles wiedergutmachen wirst.« Sie hielt kurz inne. »Andererseits hast schließlich du dieses Meeting einberufen, nicht wahr? Na, dann fang mal an.«
Lucian schien kein Interesse daran zu haben, hier mehr Zeit als nötig zu verbringen. Er kam gleich zur Sache: »Überleg dir noch mal, ob du die Pläne wirklich dieses Wochenende durchführen willst. Vielleicht sollten wir die letzte Feier abwarten, bis wir unser Ziel anvisieren. So kommen wir wenigstens bei der Rekrutierung weiter. Wenn wir damit jetzt anfangen, und irgendetwas geht schief, dann bringen wir womöglich das ganze Projekt in Gefahr.«
»Das wäre ja zu schade. Sonst noch was?«
Er seufzte. »Nein, das wäre alles, Aurelia.«
»Jetzt setz dich doch endlich, du machst mich ja ganz nervös«, blaffte sie. »Natürlich muss die ganze Sache ruhig über die Bühne gehen und möglichst gegen Ende des Abends, damit wir genug Zeit haben, neue Mitglieder anzuwerben. Das Küchenpersonal wird besonders effektive Rezepturen zusammenstellen, um unser Bestreben zu unterstützen, und beim Tanz wird die alte Garde des Syndikats dabei sein, nur unsere besten Leute. Schick die neuen Rekruten stattdessen in den Tresor. Wir wollen keine Amateure.«
Er nickte.
»Ich habe gehört, dass eventuell noch die Möglichkeit besteht, Etans Jungen für uns zu gewinnen«, fuhr sie fort. »Meine Spione haben mir berichtet, dass sein Gedächtnis immer noch nicht
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