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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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gerade die Uniform angelegt und rubbelte mir mit dem Handtuch durch die nassen – und fürchterlichen – Haare, als es an der Tür klopfte. Es war Lance, der bereits umgezogen war und eine große Tüte mit Pralinenschachteln sowie die kurze Liste ihrer Empfänger dabeihatte. »Die hier haben sie uns in der Galerie hinterlegt, das sind nur ein paar Stationen. Und ich bin sicher, dass uns jemand folgen wird«, meinte er, während er ungefragt ins Zimmer trat. »Ich habe mit Dante gesprochen. Die Lieferungen übernehme ich, und du schaust in der Zwischenzeit bei ihm vorbei, damit er sich um deine Haare kümmern kann. Und gib ihm das hier.« Er reichte mir einen zweiten Beutel mit einer einzigen Pralinenschachtel. »Da ist alles drin, was er braucht. Jetzt weihe ich dich erst einmal in die Details der Operation ›Trojanisches Pferd‹ ein. Oder vielmehr ›Trojanische Kuh‹.«
    Dante wartete bereits mit gezückter Schere auf mich, um loszulegen, sobald ich eintraf. Ich hatte das zottelige Desaster hochgesteckt und unter einer Mütze versteckt, und als ich die jetzt abnahm, konnte mein Freund sein Entsetzen kaum verbergen. »Das kommt schon wieder in Ordnung«, tröstete er mich und berührte mich sanft am Kopf, während er auf den Schreibtischstuhl deutete, den er in seinem Zimmer vor den Spiegel gestellt hatte. »Und dafür kriegen wir sie. Seelen zu stehlen ist das eine, aber so was mit einer Frisur anzustellen, das ist unverzeihlich.« Er versuchte, heiter zu klingen, aber seine Stimme war angeschlagen. Dann fuhr er mit den Fingern durch meine abgehackten Strähnen und schüttelte sie aus. »Damit kann ich arbeiten«, erklärte er, »versprochen.«
    »Dafür bin ich dir echt was schuldig.« Jetzt ging es mir schon viel besser.
    »Äh, du hast mir quasi das Leben gerettet, also sind wir jetzt wohl quitt, Schätzchen.« Er holte einen Kamm aus seiner Tasche und fuhr mir damit durch den struppigen Schopf. Wir schwiegen, während er mich erst begutachtete und dann zu schnippeln begann.
    Als ich es schließlich nicht länger aushielt, fragte ich zögernd: »Dan, ich habe das Gefühl, als Freundin versagt zu haben. Ich habe dich im Stich gelassen, oder? Das tut mir so leid.« Das brannte mir jetzt schon länger unter den Nägeln, ich hatte mit der Entschuldigung jedoch gewartet, bis es ihm besser ging. Jetzt war er wieder fit, aber ich wusste inzwischen nicht mehr, ob ich seiner Reaktion gewachsen war. Die Schere hielt kurz inne, und er blickte ernst drein. Dann wandte er sich an mein Spiegelbild.
    »Das lag doch nicht an dir, Hav.« Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, ich habe mich einfach mitreißen lassen. Also, Etan, der hat mich eben verstanden.«
    »Ich verstehe dich doch auch«, warf ich ein.
    »Nein, mein Schatz, du bist zwar lieb, aber du verstehst eben nicht, wie das so ist, wenn man sich als sechzehnjähriger Schwuler geoutet hat, während die anderen in der Schule das noch gar nicht auf die Reihe kriegen. Ich meine, bist du ein schwuler Kerl, der gerne kocht?«
    »Wohl eher nicht«, murmelte ich enttäuscht.
    »Ich war so blöd«, meinte Dante und lächelte jetzt in sich hinein, »aber weißt du, ich hab mich so nach Liebe gesehnt!« Jetzt blitzte in seinen Augen wieder der Funke, den ich in den letzten Monaten vermisst hatte.
    »Du warst immer schon ein Romantiker. Frauenfilme guckst du ja lieber als ich.« Er versetzte mir einen spielerischen Stoß und fuhr dann mit seiner Arbeit fort.
    »Es gibt hier einfach niemanden, in den ich mich je verlieben könnte. Ich komme mir vor, als säße ich auf einer einsamen Insel und würde auf all die heißen Kerle warten, aber es kann mir niemand sagen, wo die stecken oder wie ich da hinkomme.«
    »Aber das ändert sich doch irgendwann, und das sind dann nicht solche Typen wie Etan.«
    »Ja, und ich weiß ja, dass der mich nur reingelegt hat.«
    »Das ist okay, das ist uns allen passiert.«
    »Und dann hatte er da noch diese ganze spirituelle Schiene, hat mir augenblicklichen Erfolg, Schönheit und ewige Jugend in Aussicht gestellt. Weißt du, für mich sah das so aus, als hätten er und alle anderen da es absolut raus. Als würden sie das perfekte Leben führen.«
    »Ich weiß, glaub mir. Hey«, wandte ich ein, denn jetzt ging es um Wichtigeres. »Aurelia scheint zu glauben, dass sie dich immer noch auf ihre Seite ziehen kann.«
    »Oh, ich gehe nicht kampflos. Und ich habe große Pläne für diese Typen. Du kannst mich nicht abhalten.« Er hörte mit dem Schneiden

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