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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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nächsten Tag geplant war und in welcher Reihenfolge. Ich hatte blindes Vertrauen und ein paar scharfe Messer.
    Und so saßen wir bis in die frühen Morgenstunden da, zettelten unsere Verschwörung an und woben ein harmonisches Netz unserer sich kreuzenden Wege. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass wir die letzten Monate vielleicht so verbracht hätten, wenn unser Praktikum wie erwartet gelaufen wäre: Dante, Lance und ich hätten am Freitagabend hier zusammengesessen, etwas geknabbert und geredet. Das wäre wirklich schön gewesen.
    Als wir uns schließlich so gut vorbereitet fühlten wie irgend möglich, beendeten wir unser Treffen. Es war bereits nach fünf Uhr morgens, und wir wussten, dass wir unbedingt noch ein bisschen schlafen sollten. Aber es war keinem von uns wirklich wohl dabei, jetzt die Augen zuzumachen und damit womöglich die Dämonen heraufzubeschwören, die mich in der Nacht zuvor angegriffen hatten. Also wechselten wir uns ab. Immer zwei von uns dösten eine Runde, während der dritte die Wache übernahm. Da ich nun wirklich nicht in meinem Zimmer allein sein wollte, blieben wir einfach zusammen hier, und die Stunden verstrichen ohne Zwischenfall.
    Der Samstag verlief seltsam ereignislos, aber es fühlte sich eher an wie die Ruhe vor dem Sturm. Von Aurelia und Lucian keine Spur, am Nachmittag entdeckten wir jedoch vertraute Gesichter aus der Schule am Empfang. Lance’ Mutter brachte ihm seinen geliehenen Smoking vorbei und hatte auch den von Dante in dieselbe Kleiderhülle gestopft (wir wollten auf keinen Fall, dass Ruthie vorbeikam, falls man uns beobachtete). Ich wünschte wirklich, ich hätte einen guten Vorwand, um Joan noch einmal zu sehen. Stattdessen rief ich sie an, befürchtete aber, dass sie bald fragen würde, was denn eigentlich mit mir los war. Das Handy ans Ohr gepresst stand ich draußen auf dem Gehsteig und dachte an den Tag, an dem sie mich genau hier abgesetzt hatte. Damals hatte ich noch keine Ahnung gehabt, was mich hier erwartete, und war trotzdem so nervös gewesen. Darüber konnte ich jetzt nur lachen.
    »Bist du schon aufgeregt? In diesem Kleid wirst du wunderschön aussehen. Schieß auf jeden Fall ein paar Fotos!«, mahnte Joan.
    »Danke, klar, versprochen.«
    »Noch ein paar Wochen, dann ist Sommer und du kommst endlich wieder nach Hause. Unglaublich, oder?«
    »Ich weiß.« Aber ich konnte es wirklich nicht glauben.
    »Im Krankenhaus freuen sich schon alle. Ohne dich ist es einfach nicht dasselbe. Wir brauchen dich doch, um uns jung zu halten!«
    »Ich tue mein Bestes!«
    »Also, mein Schatz, ich wünsche dir für heute Abend ganz viel Spaß, und morgen erzählst du mir dann alles, okay?«
    »Klar.«
    »Grüß Dante schön von mir. Ich bin ja so froh, dass es ihm wieder besser geht. Und diesen Lance auch.«
    »Das mache ich … Ich hab dich lieb, Joan. Danke, für, na ja, du weißt schon, eben für alles.« Das klang ziemlich dürftig, aber was sollte ich denn sonst zu ihr sagen, ohne sie misstrauisch zu machen? Inzwischen standen mir Schweißperlen auf der Stirn, es musste so um die dreißig Grad sein.
    »Haven, Liebes, mach dir doch um diesen blöden Ball keine Sorgen. Ich weiß, dass das eigentlich nicht dein Ding ist, aber du amüsierst dich bestimmt trotzdem. Vielleicht überraschst du dich ja sogar selbst.«
    »Danke.«
    »Ich hab dich lieb, mein Schatz.«
    »Ich dich auch.«
    »Wir reden morgen.«
    Hoffentlich.
    Lance und Dante würden mich um sieben abholen. Zwei Quasidates beim Abschlussball? Das gehörte zu der immer länger werdenden Liste von Dingen, mit denen ich nie im Leben gerechnet hätte, bevor ich in dieses Hotel gezogen war. Um fünf vor sieben saß ich im Kleid auf dem Bett. Ich trug bereits meine Stöckelschuhe, war mit Frisur und Make-up – minimalem Make-up, aber immerhin – fertig und starrte das Buch an. Es war mir gelungen, es den ganzen Tag über zu ignorieren, als ob diese selige Unwissenheit mir das Leben retten könnte. Aber es wäre einfach unverantwortlich, nicht doch noch einen Blick hineinzuwerfen. Es war fast ganz vollgeschrieben, am Ende blieben nur noch ein oder zwei leere Seiten. Viel konnte es mir also nicht mehr zu sagen haben. Tatsächlich fand ich einen neuen Eintrag:
    Vergiss alle Daten oder Ultimaten und was auch immer man dir für heute prophezeit hat, und handle so, wie es dir und deinem zukünftigen Status angemessen ist. Du verfügst über das nötige Handwerkszeug, um den heutigen Tag zu überstehen. Sei klug, sei stark

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