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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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klapprige Ding, es war ein besserer Rasenmäher, ganz und gar nicht vertrauenerweckend. Vor dem Start litt ich Todesängste. Aber mit diesen kleinen Dingern geht das so schnell wie Ausparken. Ehe wir’s uns versahen, waren wir in der Luft. Wir stiegen auf. Umkreisten die Insel. Strand. Meer. Schiffswrack. Ein fahrender Krabbenfischer, wie auf den Postkarten. Die Landung war etwas holprig, ich hätte fast noch gekotzt.« Felix hielt inne. »Danach war meine Angst vorm Fliegen weg. Wir gingen rüber ins Flugplatzcafé und tranken ein Glas Sekt.«
    »Trag nicht so dick auf«, sagte Raupach.
    »Nach dem Sekt haben wir Milchreis bestellt, das kriegt man da oben an jeder Ecke, Kinderessen, zur Belohnung, ich fand das klasse.« Felix war nicht zu bremsen. »Wenn Sie also mal fliegen wollen …«
    Raupach wandte sich an Heide und tat so, als sei Felix nicht da. »Er will dauernd, dass ich eine Beziehung eingehe.«
    »Warum?«, fragte sie.
    »Er glaubt, ich sei dann glücklicher.«
    »Glaubst du das auch?«
    »Ich lasse ihn reden. Mehr kann ich nicht tun.«
    »So ist das also«, sagte Heide belustigt. »Ich dachte schon, ihr steckt unter einer Decke. Das war ja das reinste Verkaufsgespräch, wie er dich angepriesen hat. Partnerschaftsvermittlung.«
    Felix verschaffte sich mit einem Räuspern Gehör. »Hört mal, ihr beiden Turteltäubchen. Es ist spät, ich muss mich jetzt ausruhen.«
    Er hustete, mühsam, als koste ihn jeder Atemzug alle Kräfte. »Zeit für meinen Schönheitsschlaf.«
    »Soll ich über Nacht bleiben?«, fragte Raupach.
    »Diesmal nicht.« Felix blickte zu Heide. »War nett, Sie kennengelernt zu haben. Geben Sie mir Ihre Nummer? Dann ruf ich Sie an, wenn ich hier rauskomme.«
    »Ich lass mich gern auf was Neues ein«, erwiderte sie und zwinkerte ihm zu. Sie zögerte, dann holte sie ihren Notizblock hervor und schrieb die Nummer auf. »Klemens braucht ja nichts davon zu wissen, sonst wird er eifersüchtig.«
    Felix lächelte und hob die Hand zum Gruß. Dann winkte er Raupach zu sich heran.
    Heide wartete an der Tür.
    »Komm näher«, sagte Felix.
    Raupach trat neben das Bett.
    »Noch ein bisschen, ich muss dir was sagen.«
    Er beugte sich vor, brachte sein Ohr neben Felix’ Mund.
    »Danke für deine Freundschaft, Klemens.«
    Felix reichte ihm die Hand. Versuchte, fest zuzugreifen.
    Sie fühlte sich trotzdem an wie Papier.
    Das war der Abschied. Raupach ging so viel auf einmal durch den Kopf, dass er nichts zu entgegnen wusste. Er hatte sich diesen Moment oft vorgestellt. Sich etwas zurechtgelegt. Und wieder verworfen. Jetzt konnte er einfach nur nicken.
    Felix ließ seine Hand los und bat ihn zu gehen.
    Raupach rührte sich nicht.
    »Verschwinde.«
     
    SIE FUHREN mit einem Taxi zum Bahnhof und nahmen den nächsten Zug nach Köln.
    Raupach war froh, dass Heide mitgekommen war. Sie redeten wenig.
    Als sie in Köln zur U-Bahn hinuntergingen, trennten sich ihre Wege. Raupach wohnte in Nippes, Heide in Sülz. Sie umarmten sich.
    »Machst du noch was?«, fragte Heide.
    »Heute nicht.«
     
    AM NÄCHSTEN Tag gab es Streit. Sharon erschien auf dem Präsidium in der Annahme, sie könne bei den Ermittlungen weiter dabei sein. Immerhin habe sie die Idee mit der Versteigerung der Zuckerdose gehabt. Sie versprach, keine Fotos mehr ohne das Einverständnis der Polizei zu machen. Ihre Zeitungsstory habe sie vorerst zurückgestellt.
    Raupach war dagegen. Sharons Freiheiten hatten das vertretbare Maß bereits weit überschritten. Was der Staatsanwalt davon hielt, wollte er gar nicht erst wissen. Am Ende konnte man ihnen die Mitarbeit einer externen Journalistin, die erkennbar Eigeninteressen verfolgte, zur Last legen und die Ergebnisse, die sie in ihrer Gegenwart bei der Strafverfolgung gewannen, vor Gericht nicht zulassen oder sogar als Verfahrenshindernis geltend machen. Das dürfe er nicht riskieren. Sie bewegten sich in einer Grauzone, wenn Sharon bei einer Vernehmung dabei war und auch noch von sich aus Vorschläge oder irgendwelche unprofessionellen Bemerkungen machte.
    Heide widersprach. Es sei ein Fehler, auf Sharons Insiderwissen zu verzichten. Sie betrachte die Amerikanerin als V-Person, und deren Einsatz sei gesetzlich nicht geregelt.
    Aber auch Höttges hatte Bedenken, ebenso Hilgers und Reintgen. Niesken war sich unschlüssig. Jakub enthielt sich einer Meinung. Photini fehlte.
    Sie diskutierten eine Weile und kamen schließlich überein, Sharon nur noch bei besonderen Situationen einzubeziehen.
    Raupach

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