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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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keinen Gehstock.
    »Ich habe mich schon gewundert, was da los war bei uns in der Straße«, sagte sie und blieb auf der Terrasse stehen.
    »Wir sind im Keller der Jugendstilvilla auf ein Versteck gestoßen«, erklärte Raupach. »Leider war es leer.«
    »Wirklich?«
    »Von Ihrem Nachbarhaus wurde ein Tunnel gegraben. Jemand kam uns zuvor.«
    »Ein Tunnel? Das hört sich ja verwegen an.«
    »Wir gehen davon aus, dass eine kunsthistorische Sammlung entwendet wurde. Haben Sie keine Grabungsgeräusche bemerkt?«
    »Nein. Aber das will nichts heißen, mein Gehör lässt mich manchmal im Stich.«
    »Hoffentlich verstehen Sie mich jetzt«, sagte Raupach.
    »Einer Unterhaltung kann ich gut folgen. Wenn Sie deutlich sprechen.«
    Der Wintergarten bestand aus einer etwa drei Meter breiten Terrasse und einem weitaus größeren Bereich mit Beeten und Anpflanzungen, in den zwei schmale Kieswege führten. Eine Konstruktion aus Holz und Glas machte daraus ein kleines Gewächshaus. Es erinnerte Raupach an das Domizil seiner Tante Luise, das im Bauhausstil erbaut war, große rechtwinklige Flächen, viel Licht, fließende Grenzen zwischen drinnen und draußen.
    Er nickte anerkennend. »Hat das Ihr Vater gebaut?«
    »Und es hält immer noch Wind und Wetter ab. Seit über fünfzig Jahren.«
    Die Scheiben waren nach außen geklappt. Dennoch war die Luft feucht und drückend. Den ganzen Tag über hatte die Sonne den Wintergarten aufgeheizt. An einigen Stellen des schrägen gläsernen Daches hatte sich Kondenswasser gebildet.
    Raupach fiel das Kirschbäumchen ins Auge. Es war abgeblüht, ein paar dunkelrosa Blätter lagen verstreut auf dem Holzboden der Terrasse und in dem Kübel. Die Dielenbretter waren neu, es roch nach Harz und Einlassöl. Falls Eva von Barth hier ermordet worden war, hatte man die Spuren gründlich beseitigt. Eine Arbeit für Hornung.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Viktoria Brehm. Auf dem Gartentisch stand eine gläserne Kanne mit einer rotbraunen Flüssigkeit. »Ich habe Eistee gemacht.«
    »Danke, sehr freundlich.«
    »Nehmen Sie doch Platz.«
    Raupach und Photini ließen sich auf zwei Rattansessel dirigieren, ihre Gastgeberin holte Gläser. Die Polizisten sagten kein Wort, wechselten nur Blicke. Wo mochte Eva von Barth gestanden haben, als ihr Hals mit einem spitzen Gegenstand durchbohrt worden war? In einem Korb lag allerlei Gartenwerkzeug. Astschere, Handschaufel, Blumenkralle, gebogenes Gärtnermesser, Unkrautstecher, ein spitzes Pflanzeisen.
    Viktoria Brehm kam zurück. Sie hatte ihre Schürze abgelegt und trug ein weites Sommerkleid mit aufgedruckten Lilien. Der Stoff war häufig gewaschen worden, die Farben waren ausgeblichen. Sie schenkte Eistee ein und setzte sich. Getränke anbieten, Bewirtung, darauf schien sie Wert zu legen. »Also, was wollen Sie wissen?«
    Photini setzte das Gespräch fort. »Wir glauben, dass der Hausmeister der Villa, Sigmar Hornung, etwas mit der gestohlenen Kunstsammlung zu tun hat. Er ist verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Kennen Sie ihn?«
    »Natürlich. Ein zuverlässiger Mann.« Viktoria Brehm zeigte sich überrascht. »Worin besteht Ihr Verdacht?«
    »Vermutlich geht nicht nur dieser Einbruch auf sein Konto, sondern auch die Morde an den drei Frauen.«
    »An Eva?«
    »Es gibt eine Menge Indizien.«
    »Kaum zu glauben.« Die Frau senkte den Kopf. Die Hutkrempe verbarg ihr Gesicht. »Wegen dieser … Kunstsammlung, sagen Sie?«
    »Nach unserer Einschätzung handelt es sich um außergewöhnlich wertvolle Objekte«, erwiderte Photini.
    »Über diesen Hausmeister kann ich Ihnen wenig sagen. Ich weiß nur, dass er für Eva gearbeitet hat. Sie hat sich nie über ihn beschwert.«
    »Seine Baufirma war fast pleite. Wir haben Unterlagen in Hornungs Büro und in seiner Wohnung sichergestellt, außerdem Baumaterialien und Werkzeug. Die Spurensicherung ist damit eine Weile beschäftigt. Unsere Leute suchen nach Hinweisen, wo er zuletzt gearbeitet hat. In der Regel können wir das dann genau zuordnen.« Photini blätterte in ihrem Notizblock. »Mit etwas Glück finden wir auch noch den Mantel von Doktor Schwan. Den trug Hornung wahrscheinlich, als er die Morde verübte. Vielleicht mit einem Teppichschneider. Einem Gerät, wie man es im Alltag benutzt.« Sie ließ ihren Blick auf den Gartenkorb fallen.
    »Aha.« Viktoria Brehm trank von dem Eistee. Sie war durstig, leerte das Glas in großen Schlucken.
    Raupach übernahm. »Wir haben in den letzten Tagen die Vergangenheit

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