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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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von Photini auf seinem Handy und setzte die Vernehmung fort. »Was haben Sie vor dem letzten Gespräch mit Eva von Barth getan?«
    »Bis Freitagmittag habe ich Patienten behandelt. Danach bin ich die Krankenakten des Tages durchgegangen, mit dem Diktiergerät. Frau Rosinsky tippte alles ab. Um Viertel vor zwei Uhr machten wir Schluss.« Schwan lehnte sich zurück, froh, dass Raupach endlich sein Schweigen brach.
    »Sie hatten vor, übers Wochenende ins Sauerland zu fahren, zu Ihrem Ferienhaus.«
    »Stimmt. Ich konnte ja nicht ahnen, was mit Sophie und Gesa passieren würde.«
    »Was wollten Sie dort?«
    »Entspannen. Überlegen, wie die drei Frauen unter einen Hut zu bringen waren. Ehe, Freundschaft, Kollegialität – ist nicht einfach, die richtige Balance zu finden. Wenn man keine Beziehung beenden will.«
    »Am schwierigsten wäre es wohl gewesen, mit Gesa Simon befreundet zu bleiben.« Raupach hielt Schwans Konstrukt für weltfremd. »Dachten Sie wirklich, das funktioniert?«
    »Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft. Wenn sich alle vernünftig verhalten …«
    »Sie haben Gesa Simon an jedem Freitagnachmittag besucht. Über Monate hinweg. Warum nicht am letzten Freitag?«
    Schwan stutzte. »Das habe ich doch schon gesagt. Wir waren seit einer guten Woche miteinander im Reinen, das Verhältnis war in seiner alten Form beendet.«
    »Und Freundschaft schließt keine Besuche mehr ein?«
    »Nein.«
    »Vielleicht einen letzten, zum Abschiednehmen?«, legte Raupach nahe.
    »Wir wollten uns nicht mehr bei Gesa zu Hause treffen. Vorerst zumindest, so war unsere Abmachung. Ich habe sie, warten Sie … seit zehn Tagen nicht mehr gesehen.«
    »Besitzen Sie einen hellen Sommermantel?«
    »Ja, so einen habe ich.« Schwan war verblüfft. »Warum fragen Sie?«
    »Beschreiben Sie die Farbe.«
    »Hellgrau, würde ich sagen. Man sieht leicht Flecken darauf. Ich muss ihn oft in die Reinigung geben.«
    »Haben Sie den Mantel in letzter Zeit getragen?«, fragte Raupach.
    »Hin und wieder.«
    »Wo befindet er sich?«
    »Da muss ich nachdenken.« Schwan kratzte sich am Kopf. »Ich glaube, ich hatte ihn vergangene Woche an. Am Mittwoch ist es wärmer geworden. Da habe ich ihn in der Praxis hängenlassen.«
    »Dort ist er nicht.«
    »Dann muss er zu Hause sein. Ist das so wichtig?«
    »Eine Person in einem hellen Mantel wurde bei Gesa Simon gesehen. Kurz bevor sie starb.«
    »Oh.«
    »Kann es sein, dass Sie den Mantel auf ihre Autobahnfahrt mitgenommen haben?«, schlug Raupach vor.
    »Unwahrscheinlich. Aber nicht auszuschließen. Dann müsste er in meinem Audi liegen.«
    Raupach notierte sich diese Angaben und nahm seinen ursprünglichen Gedanken wieder auf. »Fahren Sie eigentlich öfter ins Sauerland?«
    »Im vergangenen Herbst ziemlich häufig, ein paarmal im Winter. Ich wollte sogar Silvester dort verbringen, aber Sophie hat sich dagegen gesperrt. In diesem Jahr war ich alle paar Wochen dort. Ich mag das raue Klima, die Abgeschiedenheit.« Schwan räusperte sich. »Seltsam, gerade habe ich doch von Reinigung gesprochen, in Bezug auf den Mantel natürlich. Wenn ich jetzt so an das Häuschen in Föckinghausen denke … Dort habe ich auch so etwas wie eine Reinigung durchlaufen. Jedes Mal kam ich ein wenig klarer im Kopf zurück. Abstreifen, was einen belastet, gefangen hält. Das kann schmerzlich sein, aber man kommt nicht darum herum. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Bis zu einem gewissen Grad.«
    »Das Ferienhäuschen gehört mir allein. Mutter hat es mir noch vor meiner Ehe mit Sophie überschrieben. Als sie noch gelebt hat, war sie gelegentlich selber dort. Es gibt ein Thermalbad ganz in der Nähe.«
    »Wer weiß sonst noch von dem Haus?«
    »Na ja, jeder, den ich kenne.«
    »Haben Sie mal jemanden dorthin mitgenommen? Oder das Haus an Freunde vermietet?«
    »Jetzt weiß ich, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, dass Eva dort sein könnte.« Schwan schüttelte den Kopf. »Ich habe es ihr zwar angeboten, aber sie hat nie Interesse daran gezeigt. Sophie konnte sich übrigens auch nicht damit anfreunden. Es entsprach nicht ihrem gewohnten Standard. Die Einrichtung ist nicht besonders luxuriös.«
    »Gibt es Telefon dort?«
    »Nein, und das ist auch ganz gut so.« Schwans Antwort wirkte barsch. »Ich habe mein Handy immer dabei, das muss reichen. Wenn ich meine Ruhe will, auch vor den Patienten, schalte ich es aus.«
    »Kannte Gesa Simon das Ferienhaus?«
    »Wir haben uns manchmal dort getroffen. Sie hat es gemocht. Der alte

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