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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Höttges zwei Einzelzimmer zu nehmen. Sie verabschiedete sich von Emrich und versprach, ihn auf dem Laufenden zu halten.
    Im Gastraum bekamen sie noch ein Bier. Das war auch nötig, um ein wenig runterzukommen. Der Wirt löcherte sie mit Fragen. Höttges hielt ihn höflich auf Abstand.
    »Jetzt sind Sie wohl nicht mehr im Dienst«, sagte die Bedienung und stellte zwei Gläser mit dunklem Bier auf den Tisch. »Zum Wohl!«
    »Ist schwer zu sagen, wann der Dienst aufhört.« Photini freute sich auf den Absacker, obwohl die Müdigkeit gerade wie eine sanfte Woge über sie hinwegschwappte.
    »Möchten Sie ein Sandwich?«
    »Das wäre wunderbar!«
    Photini stieß mit Höttges auf ihren ersten gemeinsamen, erfolgreich durchgeführten Auftrag an. »Das Ergebnis zählt«, sagte sie. »Egal, wie viel Glück dabei war.«
    »Wird Raupach zufrieden sein?«
    »Das hoffe ich für ihn. Wir waren ganz schön schnell. Schwan ist erst seit heute in Verwahrung. Bis morgen müssten wir einen Haftantrag zustande kriegen, der kommt uns nicht mehr davon.«
    Höttges wischte sich den Schaum von den Lippen. »Bestimmt findet Effie was. Vielleicht ist er bei der Ärztin nicht so vorsichtig gewesen wie bei den anderen beiden. Deshalb hat er sich auch die Mühe gemacht, die Leiche hierherzubringen.«
    »Warum ist er ausgerechnet nach Föckinghausen gefahren? Wo man ihn kennt?« Photini betrachtete ihren Bierdeckel. »Er hätte sein Paket doch überall ablegen können. Im Sauerland gibt es mehr als genug verschwiegene Stellen. Und ewig rauschen die Wälder.«
    »Ist es nicht oft so? Die meisten Morde sind nicht von langer Hand geplant, keine genau ausgetüftelten Verbrechen. Bei diesem Fall waren jede Menge Gefühle im Spiel.«
    »Trotzdem dachte er daran, keine Spuren zu hinterlassen«, wandte Photini ein.
    »Er ist Arzt, er weiß, worauf’s ankommt. Für ihn war es so, als würde er sich auf eine Operation vorbereiten. Das setzt einen Automatismus in Gang.«
    »Drei Morde, wahrscheinlich kurz hintereinander.« Photini fuhr das Karomuster der Tischdecke nach. »Sieht aus wie ein Amoklauf. Schwan fühlte sich von seiner Frau und seiner Geliebten unter Druck gesetzt. Zuerst tötete er Sophie wegen seiner Eheprobleme, wahrscheinlich bei einem Streit im Affekt. Dann gestand er Gesa die Tat, aber weil sie nicht wie erhofft reagierte, brachte er sie ebenfalls um. Er fuhr in die Villa, um sich gründlich sauberzumachen und alles von sich abzuwaschen. In der Praxis hatte er die besten Möglichkeiten dazu, es gibt dort einen OP-Bereich, Edelstahlwaschbecken, starke Reinigungsmittel. Doch Eva von Barth ertappte ihn dabei. Deshalb hat er sie auch noch beseitigt.«
    »Er kam wieder zu sich.« Höttges spann das Szenario weiter. »Bei Nummer drei fiel ihm ein, dass er die Leiche verschwinden lassen musste. Wenn er Eva von Barth in der Villa umgebracht hat, durfte sie dort nicht bleiben. Also wohin damit?«
    »Ins Unterholz, in den hintersten Winkel.« Photini dachte an ihre Unterhaltung vorhin im Wald.
    »Warum vergraben so viele Mörder ihre Opfer im eigenen Garten? Warum finden wir Leichenteile in Tiefkühltruhen? In Blumenkästen auf dem Balkon?« Höttges schloss die Augen. »Oder einfach nur unter ein paar alten Decken im Keller?«
    »Weil die Täter Halt im Vertrauten suchen. Wenn sie erkennen, was sie getan haben, schaffen sie sich den Toten aus den Augen. Sie wählen einen Ort, den sie kennen, auf den sie Zugriff haben, um die Leiche später vielleicht ganz zu beseitigen.«
    »Darauf kann auch Schwan spekuliert haben. Er rechnete nicht damit, dass wir so schnell fündig werden.«
    »Andererseits hat er uns durch seine Aussage überhaupt erst auf die Spur gesetzt«, sagte Photini. »Er hätte sein Ferienhaus ja auch verschweigen können.«
    »Über kurz oder lang hätten wir davon erfahren, durch die Sekretärin oder durch Schwans Haushaltshilfe. Außerdem kann dir Jakub sicher viel über das Unbewusste erzählen.«
    »Raupach auch. Wir müssen ihm unsere Theorie morgen früh sofort mitteilen.«
    Die Bedienung brachte zwei riesige Sandwiches, mit Roastbeef, Spargel, Gurken, Mayonnaise, allem Drum und Dran. Höttges strahlte.
    »Haben Sie die gemacht?« Photini biss ein großes Stück ab und merkte, was für einen Hunger sie durch die Suche im Freien bekommen hatte.
    »Wenn die Küche schließt, stell ich mich schon mal hin und schmier ein paar Stullen.«
    »Richtig gute Stullen«, sagte Höttges mit vollem Mund.
    »Das hab ich auch am Freitagabend

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