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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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eine Farm zu schaffen. Der Mais war längst verschwunden, doch die Katze erinnerte sich noch gut an die Reihen hellgrüner Stängel, die mitten in dem umliegenden Dschungel ihre Köpfe in die Sonne und den Regen gestreckt hatten. Kürbisse und Bohnen hatten die Reihen gesäumt, da ihre Leute zu den alten Sitten zurückgekehrt waren und die gleiche Mischung aus Mais, Kalksteinpulver und Wasser für ihr Mehl benutzten wie schon ihre Vorfahren hier an genau demselben Ort.
    Sie konnte das Blut spüren, das wie der mächtige Süßwasserfluss unter ihren Füßen dahinfloss und unaufhörlich in den Boden sickerte. Ihre Vorfahren waren hier gestorben – und dann, vor zwanzig Jahren, auch ihre Familie und Freunde. Nie würde sie ihre Schreie vergessen, das Entsetzen und die Furcht vor dem Bösen.
    Über ihr ließ der Ruf des Adlers die aus dem Schlaf gerissenen Affen in ein schrilles Geheul ausbrechen, das sich wie eine Welle durch den ganzen Wald fortsetzte. Aber seltsamerweise beruhigte das Geräusch den Jaguar. Der Adler, der Herr der Lüfte, landete unterhalb der Baumkronen, legte die Flügel an und spähte zu der großen Katze hinunter. Sie nahm seine Anwesenheit mit einem Blick nach oben in das Blätterdach zu Kenntnis. Es war ungewöhnlich, dass dieser große Raubvogel bei Nacht auf die Jagd ging, und hätte sie eigentlich beunruhigen müssen. Alles Ungewöhnliche in diesem Wald, wo Legenden und Albträume zum Leben erwachten und bei Nacht umherstreiften, verursachte ihr Unbehagen, und dennoch verspürte sie ein seltsames Gefühl der Kameradschaft für den Vogel.
    Der Jaguar und der Adler starrten einander eine ganze Weile an, beide ohne zu blinzeln oder auch nur sekundenlang den Blick zu senken. Der Jaguar musterte den Raubvogel und fragte sich flüchtig, was es bedeuten mochte, wenn ein normalerweise bei Tag jagendes Raubtier sich nachts im Regen herumtrieb. Die Raubkatze war jedoch zu müde, um großes Interesse für die Frage aufzubringen, und unterbrach als Erste den Blickkontakt. Hier, in den Ruinen zweier dem Erdboden gleichgemachter Dörfer, wo klagende Geister immer noch nach Rache schrien, war nicht der richtige Ort, um die Ruhe zu finden, die sie so dringend brauchte. Es war besser, die Reise fortzusetzen, und so lief sie zwischen den verfallenen Steinen und halb begrabenen Fundamenten zu dem großen Kapokbaum hinüber, auf dem der Adler hockte.
    Majestätisch erhob sich der Vogel in die Luft, beschrieb einen Kreis über den Maya-Ruinen und ließ sich tiefer sinken, um sich die Überreste der anderen, vor noch gar nicht allzu langer Zeit zerstörten Fundamente anzusehen. Seine scharfen Augen untersuchten aus der Luft den Boden, dann sank der Vogel noch tiefer und streifte fast den Jaguar, bevor er abrupt wieder in die Höhe schoss und seine mächtigen Flügel ihn in den Schutz der Baumkronen hinauftrugen.
    Das Jaguarweibchen spürte den Schlag dieser Flügel, als sie so nahe an ihm vorbeistrichen. Es hob den Kopf und beobachtete den Adler, bis er außer Sicht war. Dann kletterte die Katze mithilfe ihrer scharfen Krallen auf den Baum. Für einen Moment blieb sie dort stehen, blickte zum leeren Himmel auf und fühlte sich ganz und gar allein und schrecklich deprimiert von ihrem schweren Kummer. Sie konnte es sich jedoch nicht leisten, Traurigkeit zu verspüren, denn sie brauchte diese Reise, um Wut wiederaufleben zu lassen. Nein, keine Wut – die allein genügte nicht, um sie aufrechtzuerhalten, wenn sie allein, erschöpft und zudem auch noch verwundet war. Sie brauchte eine Quelle des Zorns, eine Waffe, die in den Jahren des Kampfes gegen das Böse geschärft worden war. Sie kämpfte für Frauen, die nicht in der Lage waren, für sich selbst einzutreten.
    Die Raubkatze fand eine bequeme Astgabel in sicherer Höhe, wo sie geschützt war vor dem Regen, und streckte den schmerzenden Körper darauf aus. Sie legte den Kopf auf die Pranken und blickte auf die Trümmer ihres Dorfes hinab. Die Ruinen verblassten, und sie starrte auf die Reste dessen, was einmal ihr Zuhause gewesen war. Das alles überwuchernde Gestrüpp verblasste vor ihren Augen und verschwand schließlich ganz, und der heilige Ort war kein blutgetränkter Friedhof mehr, sondern ein Ort der Lebenden mit vier kleinen Häusern und einem Maisfeld und Gemüsegarten.
    Sofort konnte sie Lachen hören, das Lachen von Kindern, die auf der gerodeten Lichtung Fußball spielten; ihre jüngeren Brüder, Avery und Adam, die beide ihrem geliebten Stiefvater so

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