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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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zusammenzufügen, alle Teile sind vorhanden. Eins von ihnen befindet sich hier, hinter dieser Tür. Was bleibt einem verzweifelten Kommissar anderes übrig?
    Halders öffnete die Tür, ein Schloss der einfachen Sorte, leicht zu knacken.
    Drinnen war es dunkel, an allen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen, draußen dämmerte es. Er hatte schon Handschuhe an, suchte nach dem Lichtschalter in der Diele, fand ihn, er ging durch die Räume und schaltete überall Licht an. Die Zimmer wirkten genauso aufgeräumt wie beim ersten Mal, als er hier gewesen war, aber auf etwas unbestimmte Art, als ob jemand vergeblich versucht hätte aufzuräumen, das war vermutlich das Los von Quartalssäufern, Versuch und Verlust, Versuch und Misslingen. Robertsson hatte sturzbetrunken in Amundövik gesessen. Entweder wollte ihm jemand Gutes, oder jemand wollte ihm übel. Dazwischen gab es nichts.
    Der Kühlschrank war voller Bierflaschen, mindestens dreißig Stück, leichteres Bier. Das war eine gute Wahl, wenn man grenzenlos Schnaps soff, alcooliques sans frontières , wo zum Teufel bist du, was liegt denn da, er lässt Notizen herumliegen, rechnet nicht damit, dass jemand in sein trautes Heim eindringt, schon gar nicht die Polizei, was haben wir denn hier, Zahlen und Buchstaben.

38
    Christian Runstig fühlte sich ganz steif, er hatte zu lange still gesessen, zu lange auf einer Pritsche in Untersuchungshaft gelegen, Probleme mit dem Magen gehabt, hatte einen Selbstmordversuch unternommen.
    Der Junge schoss seinen Ball in Richtung des einsamen Tors. Unermüdlich. Manchmal traf er. Runstig hatte hundert Mal am Fenster gestanden und das Elend beobachtet. Jetzt regnete es auf den Ball, das Tor und den Jungen.
    »Ich geh ein bisschen raus«, sagte er.
    »Es regnet aber.«
    »Das macht nichts.«
    »Jana mag keinen Regen.«
    »Ich kann sie nicht jedes Mal mitnehmen, wenn ich etwas vorhabe, Liv.«
    »Was hast du denn vor?«
    »Nur ein bisschen rausgehen, hab ich doch gesagt.«
    Halders versuchte, das Geschmier zu entziffern. Robertsson, wenn er es war, na klar war er es, hatte etwas auf ein Blatt gekritzelt und dann auf ein zweites und so weiter und so weiter, wie nach einem System, aber es schien kein System zu geben. Die Blätter im A 4 -Format waren kariert, abgerissen von einem Block, der ebenfalls auf dem schäbigen Couchtisch lag. Als ich klein war, habe ich am liebsten auf kariertem Papier geschrieben, dachte Halders, das machte mehr Spaß als auf liniertem, man konnte mehr tun, was man selber wollte. Er sah Zahlen, sie bedeuteten Geld, vielleicht ein Datum, Robin Bengtssons Name tauchte mehrmals auf, zweimal unterstrichen, das letzte Mal neben einigen Ziffern, und wahrhaftig, es war ein Datum, der Todeszeitpunkt von dem kleinen Scheißer.
    Die Schrift war zittrig oder besser gesagt wacklig, nicht durchgehend, aber überwiegend, vielleicht war Robertsson manchmal betrunken gewesen, als er sich Notizen gemacht hatte.
    Auf einem der Blätter gab es zwei Pfeile, die auf ein … ja, was zum Teufel war das … ein Symbol … Initial … Halders konnte es im Augenblick nicht deuten, es mochte genauso sinnvoll sein, wie das Delirium eines Betrunkenen deuten zu wollen, doch dieses Symbol war jedenfalls vorhanden. Er sah die Summe, hunderttausend und noch etwas, eine halbe Million, vielleicht Flaschen, vielleicht Geld, von jemandem für jemanden, vielleicht eine Hoffnung, etwas für etwas, ein Geheimnis, ein großes verdammtes Geheimnis.

    Es bedeutete etwas. Als er die Blätter noch einmal durchsah, tauchte das Symbol erneut auf, genauso nachlässig hingeworfen wie alles andere. Sah aus wie ein Nazi-Symbol. Zwei Symbole: Hinter dem einen stand ein Fragezeichen, hinter dem anderen ein Ausrufezeichen.
    Der Junge schoss den Ball ins Tor, in die rechte obere Ecke mit dem linken Fuß. Christian holte den Ball. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne war sofort herausgekommen, als hätte sie ungeduldig vor der Tür gewartet, um für heute das letzte Mal zu scheinen.
    »Ich stell mich eine Weile ins Tor«, sagte Christian Runstig.
    »Okay.«
    »Du musst die Bälle außerhalb des Strafraums treten, sonst bist du zu nah dran.«
    »Okay.«
    »Also los!«
    Er hielt den ersten Ball. Es brannte in den Händen, der Junge schoss gut, hunderttausend Stunden Training zeigten Wirkung.
    Er warf den Ball zurück. Der Junge schoss wieder, der Ball schlug dicht bei dem einen Pfosten ein, aber Christian Runstig hatte die Fingerspitzen dazwischen, Fingerabdrücke,

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