Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
Sie mir nicht?«
»Glauben hat mit dieser Sache nichts zu tun.«
»Sie sind also nicht gläubig?«
»Ich glaube an Gott, aber selten an den Menschen«, sagte Winter.
»Darin tun Sie recht«, sagte Krol.
»Haben Sie die Familie getötet, Herr Krol?«
Krol sah Winter in die Augen. Krols Augen waren grüngrau.
»Die Antwort ist nein«, sagte er. »Werden Sie diese Frage auch weiterhin stellen?«
»Ich glaube ja«, sagte Winter.
»Bis Sie es wissen?«
»Ja.«
»Was war noch Ihre erste Frage?«
»Haben Sie Sandra Mars mit jemand anderem als der Familie zusammen gesehen?«
»Vielleicht auf dem Spielplatz. Das ist natürlich.«
»Mit jemandem, der nicht hier wohnt.«
»Hab ich nicht unter Kontrolle.«
»Nichts, woran Sie denken würden?«
»Nein. Warum sollte ich daran denken?«
»Ich frage ja nur.«
»Ich werde mal überlegen, vielleicht fällt mir ja etwas ein. Oder jemand.«
»Wie war das Verhältnis von Sandra und Jovan Mars?«
»Glaub nicht, dass ich sie oft zusammen gesehen habe.«
»Nein?«
»Er war nie zu Hause.«
Krol sah wütend aus, als er das sagte. Aber eigentlich wirkte er ständig mehr oder weniger wütend.
»Sie haben das nicht gebilligt.«
»Ich? Das geht mich doch nichts an.«
»Das ist nicht dasselbe«, sagte Winter.
»Und jetzt ist niemand mehr da«, sagte Krol.
»Bis auf die Kleine.«
»Ja, die Kleine ist noch da.« Krol erhob sich. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick.«
Er blieb eine Weile weg. Winter bekam einen Anruf.
»Ja, Bertil?«
»Dieser Zeitungsbote, der Quartalssäufer, hat sich gemeldet.«
»Bert. Was will er?«
»Uns treffen.«
»Bestell ihn ein.«
»Wo bist du?«
»Amundövik. Bestell ihn ein. Ich komme.«
»Er ist bereits hier.«
Winter hatte sich erhoben, als Krol zurückkam.
»Noch eine Frage«, sagte Winter. »Wann waren Sie das letzte Mal im Haus der Familie?«
»Welcher Familie?« Krol schaute aufs Meer, während er das sagte. »Die gibt es ja nicht mehr.«
»Wann waren Sie zuletzt im Haus?«
»In dem war ich noch nie. Das habe ich schon mal gesagt.«
Auf dem Rückweg fuhr Winter an Liseberg vorbei. Er versuchte sich zu erinnern, wann zuletzt er mit Opas Oldtimer gefahren war. Lilly hatte den Vergnügungspark vergessen, aber Elsa hatte gefragt, wann sie wieder einmal hingehen würden, zuletzt Weihnachten. Während ihres kurzen Schwedenaufenthaltes im letzten Sommer hatte die Zeit nicht für einen Besuch in Liseberg gereicht.
Die neue Berg-und-Tal-Bahn sah im winterlichen Frühlingslicht lebensgefährlich aus, wie etwas aus den Schwarzweiß-Wochenschauen von den Vergnügungsparks der Kindheit. Als Kind war er mit seinem Vater in einer Rakete, deren Gurte aufgingen, herumgerüttelt worden. Danach hatte er geschworen, niemals Astronaut zu werden.
Bert Robertsson wartete oben im Dezernat. Sie setzten sich in Ringmars Zimmer. Hinterher würde er Robertsson die Fingerabdrücke abnehmen und ihn fotografieren lassen. In einem Fall wie diesem war es nicht nötig, ihn über ihren Verdacht zu informieren, um einen Vergleichsabdruck zu nehmen, DNA … es könnte mit Hunderten enden. Es kann mit wer weiß wem enden, dachte er.
»Jetzt habe ich dieselbe Krankheit wie Robin«, sagte Robertsson. »Und die könnte tödlich enden, wie sich gezeigt hat.«
Er sah nicht aus wie ein Göteborger, der einen Witz macht.
»Was ist das für eine Krankheit, Herr Robertsson?«
»Angst. Schrecken.«
»Wovor haben Sie Angst?«
»Dass der, der Robin umgebracht hat, dasselbe mit mir vorhat.«
Winter und Ringmar wechselten einen Blick.
»Ist das denn ganz abwegig?«, sagte Robertsson.
»Wer ist es?«, fragte Winter.
»Was?«
»Wer hat Robin umgebracht?«
»Das weiß ich doch nicht!«
»Wovor haben Sie Angst, Herr Robertsson?«
Er biss sich plötzlich in den Fingerknöchel, nicht fest, aber es war schon lange her, seit Winter jemanden gesehen hatte, der sich in den Fingerknöchel biss. Verzweiflung drückte sich heutzutage anders aus.
»Ich glaube, jemand … verfolgt mich. Nein, verfolgt mich nicht, jemand hat mich unter Kontrolle. Spioniert mir nach, oder wie man das nennen soll.«
»Aus welchem Grund glauben Sie das?«
»Da war jemand, der … mich verfolgt hat.«
»Woher wissen Sie das?«
»So was weiß man. Das spürt man.«
»Haben Sie jemanden gesehen?«
»Ich glaube ja. Wie einen Schatten. Nicht mehr als einen Schatten.«
»Wann war das?«
»Was?«
»Seit Sie den Schatten das letzte Mal gesehen haben.«
»Heute Morgen. Früh
Weitere Kostenlose Bücher