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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liandra diLuna
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und Händen, die eher mit Krallen bestückten Klauen ähnelten. Die Gestalt stand hoch erhobenen Hauptes auf einem Berg aus Knochen und Schädeln. Das Gesicht des Mannes wirkte grimmig und zu allem entschlossen. Aschblondes Haar wehte um sein Haupt. In seiner nach oben gedrehten, flach ausgestreckten Hand lag eine schwarze Einöde. Ich erkannte sofort die Kieselwüste, durch die unser Weg in den letzten Tagen geführt hatte, wieder. Zu den Füßen des Mannes kauerten winzig kleine Männer, Frauen und Kinder. Sie hatten die Köpfe tief gebeugt, den Blick zu Boden gerichtet. Alles in ihrer Körperhaltung signalisierte völlige Unterwerfung. Das Bild wirkte bedrohlich und hoffnungslos.
    Als ich mir sicher war, dass mir auch nicht das Geringste entgangen war, ging ich weiter zu dem zweiten Bild. Auch dieses zeigte einen Mann mit spitzen Eckzähnen und klauenartigen Händen. Sein Haar war jedoch nicht hell, sondern nachtschwarz. Eines seiner Augen war braun, das andere blau. ' Xerus! ' schoss es mir durch den Kopf. Der Gesichtsausdruck des gemalten Xerus war entschlossen. Auch er hatte eine Hand flach nach oben gedreht. Auf ihr erstreckten sich die Nebelwälder. An seiner Seite war ein riesiges Rudel Bashra zu sehen. Geflügelte Tiere mit tiefvioletten Federn und gewaltigen Schwingen kreisten hoch über ihm am Himmel und ein noch größeres fliegendes Tier warf einen bizarren Schatten auf die Bäume.
    Auf dem nächsten Felsgemälde war der Kampf zweier Bashra zu sehen. Einer hatte nachtschwarzes Fell und zweifarbige Augen, der andere aschblondes Fell mit blauen Augen, die kalt wirkten wie Eis. Die beiden Raubtiere waren ineinander verbissen und schienen erbittert miteinander um die Vorherrschaft zu kämpfen. In einiger Entfernung von den beiden stand eine hochgewachsene Frauengestalt, offenbar eine Kriegerin. In der einen Hand hielt sie einen Speer, in der anderen einen funkelnden, hell strahlenden Stein, den sie hoch über den Kopf hielt. Im Hintergrund tobte ein weiterer Kampf zwischen den Bashra und seltsamen Kreaturen, von denen einige in Flammen zu stehen schienen.
    Das vierte und letzte Gemälde bildete einen dunklen, sattgrünen Wald ab. Ein Teil des Waldes lag in dichtem Nebel, über kleineren Bereichen des Waldes war jedoch blauer Himmel zu erkennen und Sonnenstrahlen fielen durch das dichte Blätterdach. Im Schatten eines knorrigen, schwarzen Baumes saß die Kriegerin. Neben ihr lag der Bashra mit dem nachtschwarzen Fell. Sein Kopf ruhte auf ihrem Bein. Die Hand der Kriegerin schien das mit zahllosen einzelnen Strichen gemalte Fell des Bashra zu streicheln. Ihr Blick war auf den Bashra gerichtet, ihr Gesichtsausdruck wirkte liebevoll. In weiter Ferne waren Männer und Frauen zu sehen, die in aufrechter, selbstbewusster Haltung eine Stadt zu errichten schienen.
    Plötzlich erschien es mir als hörte ich eine Stimme flüstern: „Zwei Brüder wie Feuer und Wasser, Tag und Nacht, vom selben Blut gekommen, aus verschiedenem Holz gemacht. Der eine hält das Land im Dunkel. Der andere trägt in sich das Licht. Der Stein des Lichts wird den Kampf entscheiden, ohne ihn siegt er nicht. Der Stein dient dem, dessen Herz in Liebe und Milde schlägt. Doch kann er allein ihn nicht erlangen. Wenn die Kriegerin des Steines ihm zur Hilfe nicht eilt, oh Kasha, müsst weiter ihr um eure Freiheit bangen!“ Das Wispern verstummte.
    Wie zufällig fiel mein Blick auf den großen, sonnengelben Stein in der Mitte der Höhle. Ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, dass dies der Stein des Lichtes sein musste. Wenn in der Weissagung von mir die Rede war, musste ich diesen Stein an mich nehmen. Doch würde es mir erlaubt sein, den Stein zu berühren? Vorsichtig streckte ich meine Hand danach aus. Das Leuchten des Steines wurde heller. Eine angenehme Wärme durchflutete meinen Körper als ich ihn berührte. Ganz behutsam versuchte ich, den Stein von der Decke zu lösen. Es ging überraschend leicht.
    Als ich mir die Bilder ein letztes Mal ansah, um mir jede kleine Besonderheit einzuprägen, fiel mir auf, dass die Farbe des Speers anders wirkte als die der restlichen Zeichnungen. Ich untersuchte das Bild mit den Händen. Dabei bemerkte ich, dass der Speer nicht gezeichnet, sondern in den Fels eingelassen war. Ohne zu zögern, löste ich auch den Speer vorsichtig aus dem Bild heraus und nahm ihn mit. Noch einmal sah ich mich aufmerksam in der Höhle um, konnte aber keine weiteren Hinweise oder Gegenstände entdecken. Dann lauschte ich

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